Ausgabe 1 - 2012
Wer fragt, gewinnt
Welcher Online-Test ist der richtige für das eigene Unternehmen? Die folgende Übersicht zeigt (in alphabetischer Reihenfolge) eine kleine Auswahl von Anbietern, die sich derzeit am Markt tummeln. Kostenlose Angebote werden ebenso berücksichtigt wie kostenpflichtige.
Alpha Test
Alpha Test nimmt für sich in Anspruch, das Online-Assessment erfunden zu haben. Die Idee zur Unternehmensgründung entstand bereits 1998, als die späteren Firmengründer einen Businessplan bei einem Wettbewerb von McKinsey und den Sparkassen einreichten und einen Preis gewannen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und befindet sich heute im Besitz der Gründer, Heinke Steiner und Detlef Steiner.
In dem Alpha-Testsystem werden über 40 Standardtests verwaltet, die nach Unternehmensangaben von Wissenschaftlern gemeinsam mit praxiserfahrenen Experten entwickelt wurden. Kunden können so rund 100 Kompetenzbereiche und Persönlichkeitsmerkmale erfassen. Neben dem Testsystem PIAT (Professional Internet Assessment Tool) gibt es unter anderem noch eine „Azubi-Toolbox“ sowie ein „Do-it-yourself“-Tool. Spielerische IQ- und Leistungstests unter der Rubrik „iGames“ runden das Angebot ab.
„Big Five“-Test
Der kostenlose und anonyme „Big Five“-Test misst, was nach Ansicht vieler Psychologen die fünf grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit sind: Neurotizismus (Unterschiede im Erleben negativer Emotionen), Extraversion (Aktivität und zwischenmenschliches Verhalten), Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit sowie Gewissenhaftigkeit. Die Fragen, die auf der Seite benutzt werden, entstammen dem Persönlichkeitstest „Big Five Inventory“, der von Oliver John an der Universität Berkeley in Kalifornien entwickelt wurde.
Nutzer können sich nicht nur selbst einschätzen, sondern auch noch eine andere Person. „Wenn Sie eine andere Person einschätzen, wird die Einschätzung Ihrer eigenen Persönlichkeit genauer ausfallen“, verspricht der Test. Außerdem erhalten Nutzer ein Persönlichkeitsprofil über die Person, die sie einschätzen. Damit soll ein Vergleich der Ausprägungen bei den Persönlichkeitsdimensionen möglich sein. Insgesamt müssen 48 Fragen beantwortet werden.
Cubiks
Cubiks ist seit 2000 im Marktsegment Online-Assessment-Tools tätig. Das Unternehmen beschäftigt ein interdisziplinäres Team von Arbeitspsychologen, HR-Beratern und IT-Spezialisten. Dadurch will man noch besser auf die individuellen Anforderungen der Kunden eingehen. Zu den Cubiks-Produkten zählt unter anderem die Online-Assessment-Plattform „Cubiks Online“, die die folgenden Bausteine enthält: die Fähigkeitstest-Reihe „Reasoning for Business“, den Zwölf-Minuten-Problemlösungstest „Problem Solving“, das sogenannte PAPI-Verfahren (Personality and Preference Inventory), das arbeitsbezogene Verhaltens- und Bedürfnispräferenzen von Einzelpersonen unterschiedlicher Hierachiestufen erhebt, den Selbsteinschätzungs-Fragebogen „CIPQ“ (Cubiks Indepth Personality Questionnaire) sowie das 360-Grad-Feedbacksystem „Cubiks Multi Rater-Assessment“.
Der Cubiks Team Role Questionnaire (CTRQ) ist ein weiteres Online- Werkzeug, das entwickelt wurde, um Arbeitgebern das Rollenverhalten von Personen in Teamsituation zu erläutern. Das Tool soll dabei helfen, Stärken und Schwächen zu identifzieren und diese in Verbindung zueinanderzusetzten.
Cut-e
Cut-e ist nach eigenen Angaben internationaler Marktführer in der Erstellung und Implementierung von webbasierten Tests und Fragebögen für die Personalauswahl und -entwicklung. Das Unternehmen führt jährlich über zwei Millionen Online-Assessments in 70 Ländern in über 25 Sprachen durch. Die von Cut-e entwickelten Fähigkeitstests sind so konzipiert, dass eine dezentrale Durchführung möglich ist, ohne dass ein Testadministrator zugegen ist. Deshalb lassen sich alle Verfahren nicht nur für die Potenzialanalyse einsetzen, sondern eignen sich auch zur Vorauswahl im Rahmen des Online-Recruitments. Das Unternehmen hat seine Tests sowohl nach Zielgruppen (angelernte Kräfte, Management, Hochschulabsolventen, Sachbearbeiter, Auszubildende, Experten) sowie nach zu erfassenden Fähigkeiten (numerische Fähigkeiten, verbale Fähigkeiten, abstrakt-logische Fähigkeiten, spezielle kognitive Fähigkeiten, spezielles Wissen/spezielle Kenntnisse) aufgeschlüsselt. Bei den Fähigkeiten werden die Tests teilweise noch nach Berufsgruppen unterschieden (Finanzdienstleister, Industrie/Produktion, Consumer-Goods).
Cyquest
Cyquest führt einen neuen Begriff in die Assessment-Sprache ein, sieht sich das Unternehmen doch als Pionier im Online-Recrutainment. Unter dem Oberbegriff „Recrutainment“ fasst Cyquest die Bereiche E-Assessment, Online-Personalmarketing, E-Recruiting sowie E-Training und E-Coaching zusammen. Diese werden in einen unterhaltsamen, beziehungsweise spielerisch-simulativen Kontext eingebunden.
Das spielerische Moment soll die Teilnehmer motivieren und binden, und zwar sowohl um Informationen zu vermitteln (Personalmarketing oder auch Personalentwicklung und -schulung), als auch zu erheben (E-Assessment). Entsprechende spielerische Tests sind auch auf der Cyquest-Webseite verlinkt.
Die Webseite bündelt zudem die Tests der verschiedenen Unternehmenskunden respektive verlinkt direkt dorthin. Unter anderem finden sich dort die Commerzbank, Bertelsmann sowie die Deutsche Bahn.
Eligo
Die Eligo GmbH entstand 1999 aus der Zusammenarbeit des von Professor Dr. Heinrich Wottawa geleiteten Lehrstuhls für Methodenlehre, Diagnostik und Evaluation an der Ruhr-Universität Bochum und der G. Schuhfried GmbH, die bereits seit 20 Jahren computergestützte Testverfahren für den medizinischen und verkehrspsychologischen Bereich erstellt.
Zu den Produkten des Unternehmens zählt unter anderem die „Eligo Psychologische Personalsoftware“, die als Testplattform „wissenschaftlich fundierte, von renommierten Psychologen entwickelte Testverfahren mit aussagekräftiger Normierung und hoher Validität“ bieten soll. Weitere Eligo-Produkte sind neben dem als universelle Plattform definierten Personalmanagement-, Recruiting- und Assessment-System „PERLS“ noch der Kommunikationsmanager „GEP“, der bei der Aufbereitung der Testergebnisse helfen soll, sowie das Mess- und Analyse-Tool „MIO“ (Modulares Inventar zur Organisationsdiagnose. Zu PERLS können sich Interessierte zudem einige Testbeispiele sowie eine Flash-Demo ansehen.
Harrison Online Assessment
„25 Länder, 20 Sprachen, zwei Millionen Anwender, 20 Jahre Forschung“ – Harrison Online Assessments ist ein globaler Test-Player, der eine umfangreiche Palette von Online-Testverfahren anbietet. Durch die Fülle der Produkte wirkt die Webseite des Unternehmens allerdings leicht überladen, sodass sich interessierte Kunden erst einmal zurechtfinden müssen.
Neben den Beurteilungsaspekten fachliche Eignung, persönliche Eignung sowie Interviewbeurteilung können bei Harrison auch optional Assessments von Drittanbietern integriert werden. So können Kunden die Ergebnisse von Fähigkeitstests, IQ-Tests et cetera einbinden. Die Rohergebnisse des Tests werden bewertet und dann in die sogenannte Eignungskennziffer integriert.
Das bei Harrison eingesetzte „SmartQuestionnaire“-Prinzip soll Zeit und Geld sparen, indem der Aufwand für die Durchführung von Assessments auf einen einzigen Fragebogen begrenzt wird, der für alle Fragestellungen die Ergebnisse liefert (rund 30 Minuten pro Kandidat).
HR Diagnostics
HR Diagnostics verspricht Interessenten ein maßgeschneidertes Auswahlverfahren: Gemeinsam mit dem Kunden stellt das Unternehmen aus über 100 Einzeldimensionen eine „Testbatterie“ zusammen, die die relevanten Anforderungen der Zielposition erfasst. Anforderungsbezogene Aufgabenstellungen sollen dabei die Akzeptanz seitens der Kandidaten sicherstellen.
Haben Kunden einen spezifischen Diagnosebedarf, der sich nicht durch ein Verfahren des Standardportfolios erfüllen lässt, kommt die sogenannte „Testmanufaktur“ ins Spiel. Dort entwickelt HR Diagnostics passgenaue Verfahren für spezifische Anforderungen – inklusive aller qualitätssichernden Prozesse.
Alle Verfahren von HR Diagnostics werden berufs- und zielgruppenspezifisch in realen Bewerbungskontexten normiert, so dass für die Bewertung eines individuellen Testergebnisses stets eine tragfähige Referenzgruppe herangezogen werden kann, verspricht das Unternehmen. Sobald es die Fallzahlen erlauben, werden zudem unternehmensspezifische Normen berechnet. Auch bei der Entwicklung von Simulationsverfahren, Arbeitsproben, Rollenspielen, Fallstudien, Interviews und weiteren Methoden.
Kenexa
Kenexa bietet mehr als 1000 validierte Assessments an, die – basierend auf sieben Kernbereichen – zur Vorhersage der Leistung und des Potenzials einzelner Mitarbeiter herangezogen werden können: Erfahrung, Fachkenntnisse, Fähigkeiten, Persönlichkeit, Motivation, Urteilsvermögen und kulturelle Übereinstimmung (Cultural Fit). Die Kenexa Assessment-Lösungen eignen sich nach Unternehmenseinschätzung zur Anwendung in den verschiedensten Branchen, einschließlich Einzelhandel, Software, Call Center, Finanzen, Gesundheitswesen, Vertrieb und Gastgewerbe.
Kenexa ist nach eigenen Angaben das einzige Unternehmen, das Assessments zur Unterstützung des gesamten Beschäftigungszeitraums von Mitarbeitern (Employee Lifecycle) anbieten kann. Bewertungsdaten zum Potenzial eines Mitarbeiters könnten für weit mehr als nur die richtige Einstellungsentscheidung genutzt werden. Von der Einarbeitung bis zur beruflichen Weiterentwicklung, von der Entwicklung von Führungskräften bis zur Nachfolgeplanung reicht die Palette, die das Unternehmen abdeckt.
Ki-bit
Ki-bit ist ein Spin-Off des Kölner Instituts für Managementberatung (k.i.m) und dementsprechend mit den Herausforderungen des HR-Sektors vertraut. Ein Produkt des Dienstleisters: Die „KI.BOX“, der elektronische Postkorb. Diese EDV-Variante der klassischen Assessment-Center-Übung soll sich als objektive und zugleich ökonomische Methode deutlich besser zur Arbeitsrealität der heutigen Zeit passen. Die KI.BOX-Postkörbe werden in der Eignungsdiagnostik zur Personalauswahl, sowie in der Personalentwicklung zu Trainingszwecken eingesetzt. Ein 360-Grad-Feedback-Tool und die „Ki-bit-Mitarbeiterbefragung“ gehören ebenfalls zum Produkt-Portfolio des Unternehmens.
m.o.v.e.
Zu den Kunden der m.o.v.e. hr GmbH mit Sitz in Hamburg zählen laut Webseite Unternehmen der Chemie-, Pharma-, Dienstleistungs-, Banken-, Versicherungs-, Metall-, Fahrzeugbau-, Schifffahrts-, Lebensmittel-, Telekommunikations- und IT-Branche. Ursprünglich als Berater für Outplacement- und Transfer-Prozesse etabliert, gibt es inzwischen neben dem Geschäftsbereich Transfer die Bereiche Personal sowie „Job und Karriere“.
Auf seiner Website bietet der Personaldienstleister auch einen kostenpflichtigen Persönlichkeitstest an. Interessierte Privatpersonen müssen einen Zugangscode anfordern, bevor sie den „Visual Questionnaire“ (ViQ) genannten Test nutzen können. Der ViQ ist ein neuropsychologischer Test, der rein visuell misst. Die moderne neurowissenschaftliche Forschung soll zeigen, dass starke unbewusste (implizite) Steuerungsmechanismen die Verhaltensmuster von Menschen beeinflussen. Der ViQ ermöglicht laut m.o.v.e eine Bestimmung und Beschreibung dieser Muster.
U-Form
Die Kunden des Solinger U-Form-Verlags können aus einer Vielzahl von Einstellungs- und Online-Tests wählen, die übersichtlich auf der Webseite des Unternehmens vorgestellt werden. Die Einstellungs-Tests wurden laut Verlag speziell für die Auswahl von Auszubildenden entwickelt. Dabei wird Wert auf einen hohen Praxisbezug der Aufgaben gelegt. Die Tests werden jährlich überarbeitet, was Aktualität, Sicherheit sowie Akzeptanz und Chancengleichheit für alle Bewerber verschiedener Jahrgänge sichern soll.
Neben einer Unterscheidung zwischen den verschiedensten Berufsgruppen (kaufmännisch, handwerklich, gewerblich/technisch et cetera) bietet der Verlag unter anderem noch berufsübergreibende Tests und Module (beispielsweise einen Mathe-Test) sowie einen Persönlichkeitstest. Die Unternehmen erhalten für jeden Bewerber ein Stärken-Schwächen-Profil und eine Kategorisierung in das bekannte, auch von den Industrie- und Handelskammern verwendete, Auswertungsschema.
Autor
Sven Frost
- Einfach, nicht immer richtig
- Die Stimme von HR
- Puzzlesteine der Eignungsdiagnostik
- Wer fragt, gewinnt
- „Nicht von der Kosteneffizienz blenden lassen“
- Zugangs-Code statt Fahrkarte
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