Ausgabe 1 - 2014
Bildung ist mehr als Wissen
Über die richtige Bildung streiten sich die Gelehrten seit der Antike. Neu ist hierzulande, dass sich mit dem PISA-Schock im Jahr 2000 zunehmend Unternehmen und breite Bevölkerungsschichten in die Diskussion einbringen, wie Lernen zu organisieren sei. Neu ist auch, dass das Thema Lernen und Bildung auf den HR-Kongressen der vergangenen Jahre prominent vertreten war. So erfährt beispielsweise der Hirnforscher Professor Gerald Hüther bei Unternehmensvertretern große Aufmerksamkeit, wenn er ihnen erklärt, unter welchen Bedingungen wir Menschen bereit sind zu lernen. Prominente Psychologen, Pädagogen und Philosophen sind gern gesehene Keynote Speaker in der HR-Szene. Zuletzt sorgte der Kölner Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht auf der Messe Zukunft Personal für volle Ränge. Ob alle Zuhörer seine Vorstellungen einer radikalen Bildungsreform teilen – er will unter anderem Noten und Klassenverbände abschaffen – sei einmal dahingestellt. Aber die Botschaft von Precht, Hüther und Co. kommt an: Wir müssen den Kindern wieder die Lust am Lernen zurückgeben.
Doch was heißt das? Worum geht es den Bildungskritikern wirklich? Und vor allem:
Wo drückt der Schuh bei den Unternehmen, wenn sie sich über die Bildung der jüngeren Generation beschweren? In der Titelgeschichte (ab Seite 22) sind wir diesen Fragen nachgegangen, haben mit Bildungsexperten sowie Personalmanagern gesprochen und uns den Film „Alphabet“ des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer angesehen. Hier ruft unter anderem auch Thomas Sattelberger zu einem Paradigmenwechsel in der Bildung auf: „Wir brauchen richtige Erschütterungen. Strukturelle Veränderungen.“
Nüchtern betrachtet, wird es diese radikale Bildungsreform in Deutschland, wo Bildung immer noch Ländersache ist, nicht geben. Die jüngsten Ergebnisse der PISA-Studie, bei der deutsche Schüler deutlich aufgeholt haben, werden den Druck zu weiteren Veränderungen im Bildungssystem vermutlich sogar eher mindern. Leistungstests sind jedoch nicht der einzige Maßstab. Es geht darum, dass Talente nicht verschüttet werden, dass Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, faire Chancen der Entfaltung erhalten, dass sie ihre Persönlichkeit entwickeln können. Bildung ist mehr als Wissen. Talente erkennt man nicht nur an den Noten. In diesem Sinne geht uns die Bildungsrevolution alle an.
Erwin Stickling, Chefredakteur
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