Ausgabe 10, Special Gesundheitsbranche - 2015
In der Zange
Das Bundesgesundheitsministerium hat im Juli den Entwurf für das Krankenhausstrukturgesetz 2016 vorgelegt. „Der Gesetzentwurf stärkt die Qualität der Krankenhausversorgung und sorgt für mehr Pflegekräfte am Krankenbett“, heißt es auf der Website des Ministeriums verheißungsvoll. Richtig ist, dass mit dem Personalförderprogramm 220 Millionen Euro im Jahr 2017 für die Neueinstellung von Pflegekräften zur Verfügung stehen. Gleichzeitig will die Politik den sogenannten Versorgungszuschlag in Höhe von 0,8 Prozent der DRG-Vergütung streichen. Damit müssten Kliniken mit einem Schlag auf 500 Millionen Euro pro Jahr ab 2017 verzichten. Das bedeutet: Auf der einen Seite gibt es zusätzlich rund 4400 Pflegekräfte, auf der anderen Seite werden die Mittel für 10 000 Pflegekräfte gekürzt. Eine ausreichende Personalkostenfinanzierung, die auch die Tarifsteigerungen für die 1,2 Millionen Beschäftigten in den Krankenhäusern berücksichtigt, sieht anders aus.
Schwierige Aussichten für Personalleiter. Sie bemühen sich schon um eine mittel- bis langfristige Personalplanung, versuchen die Überlastung der Beschäftigten in Grenzen zu halten und trotzdem eine gute Patientenversorgung sicherzustellen. Sie begegnen dem Fachkräftemangel, indem sie gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter schaffen, beispielsweise über flexible Arbeitszeitmodelle oder Zeitwertkonten (Seite 16, Seite 38). Sie investieren in Bindungsmaßnahmen, versuchen Einfluss auf die Führungskultur zu nehmen und stehen Führungskräften als Ansprechpartner zur Seite (Seite 28 bis 37).
Die Personalabteilungen können vieles, doch weitere Rationalisierungen der eh schon dünnen Personaldecke können sie nicht realisieren. Und wenn, dann nur auf Kosten der Patientensicherheit. Es wäre schön, wenn das Bundesgesundheitsministerium bei seinen Planungen die Realität rund um das Krankenbett zur Kenntnis nehmen würde.
Christiane Siemann, freie Redakteurin
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