Ausgabe 11 - 2015
Frische Kraft voraus – Power für unsere Arbeitswelt und Sozialsysteme
Jetzt wird's ernst mit Diversity: Bisher haben wir versucht – und hoffentlich erfolgreich geübt –, mit verschiedenen Geschlechtern, Altersgruppen, Nationalitäten, sexuellen Orientierungen, Behinderungen umzugehen. Jetzt kommen Mitarbeiter aus dem Nahen Osten dazu.
Die Asylgesetzgebung stammt aus einer Zeit, als Deutschland sich den Luxus leisten wollte, Asylbewerber von der Arbeitsaufnahme abzuhalten. Das ändert sich jetzt. Die Bürgerkriegsflüchtlinge wollen nicht in Nahost oder in Osteuropa in Lagern vegetieren. Sie wollen auf den deutschen Arbeitsmarkt oder Firmen gründen.
Alternde Gesellschaft braucht mehr Erwerbstätige
Wir benötigen jährlich 300 000 neue Mitarbeiter in Deutschland, um unsere alternde Gesellschaft mit umgekehrter Alterspyramide auszugleichen und unsere Wirtschaftskraft, unsere Sozialsysteme, unser Komfortniveau zu erhalten. Mangels Bewerbern können jährlich 50 000 Stellen in der Industrie nicht besetzt werden – schon seit mehreren Jahren. Im Handwerk sieht es ähnlich aus. Seit 2009 bleibt jeder fünfte Ausbildungsplatz frei. Tendenz steigend. Auch die Gründerwelle deutscher Jungunternehmer ist längst vorüber. Eingewanderte Gründer dagegen schufen letztes Jahr 50 000 neue Jobs. Firmennachfolge gestaltet sich bei vielen Mittelständlern schwierig, da zu wenige Kinder und potenzielle Nachfolger in Unternehmerfamilien heranwachsen und der Pool qualifizierter deutscher Manager ständig schrumpft. Das alles verhindert die Entfaltung von Wirtschaftswachstum. Wir benötigen ausländische Investoren, Manager, Mitarbeiter, Auszubildende, um für deutsche Unternehmen Kapital, Firmennachfolger und Work Force zu finden. Ostdeutsche und westdeutsche Landesregierungen wehren sich gegen den Eindruck, dass sie ausländerfeindliche Aggressionen dulden. Denn sie wissen, wie dringend ihre Unternehmen finanziellen und persönlichen Input aus dem Ausland benötigen.
Sozialsysteme brauchen mehr Beitragszahler
Seit der „Agenda 2010“ kann die Rentenkasse kann nicht einmal Durchschnittsverdienern eine Rente auszahlen. Sie werden auf „Grundsicherung fürs Alter“, d.h. Hartz IV, verwiesen. Diese wird von Steuergeldern gezahlt, also auch von der Einkommens- und Gewerbesteuer ausländischer Mitarbeiter und Firmengründer. Steigende Lebenserwartung bedingt eine steigende Zahl von Pflegebedürftigen für immer längere Zeiträume. Dafür benötigen wir Personal aus anderen Ländern und Finanzierung durch mehr Erwerbstätige.
Das Erwachen
Aufgeschreckt durch die Flüchtlinge merken wir nun: Seit Jahren oder Jahrzehnten haben wir versäumt, deutsche Kinder und Jugendliche, besonders in bildungsfernen Schichten, nachhaltig und motiviert zu bilden, auszubilden, fortzubilden. Auch deswegen fehlen uns so viele Arbeitskräfte. Wir haben versäumt, Schulen und Hochschulen gut auszustatten und zu finanzieren.
Nun müssen wir anpacken, um motivierte und teilweise gut ausgebildete fremdsprachige Menschen weiterzubilden und in die Betriebe zu integrieren. Sie bringen Leistungsbereitschaft, Disziplin und Belastbarkeit mit. Sie brennen darauf, sich hier – endlich in Frieden und Sicherheit – einzubringen und ein erfolgreiches Leben aufzubauen, zum Nutzen aller.
Freilich benötigt die Integration und evtl. Aus-/Fortbildung von Flüchtlingen Geld und Engagement. Hier können Personalverantwortliche hilfreiche Konzepte entwickeln und umsetzen, um ihre Unternehmen in eine Win-win-Situation zu führen.
Autorin
Brigitte Granier, M. A., Unternehmensberaterin für Asien als Geschäftsführerin von IS C&C, International Service Coach & Consulting, Erlangen, Fachfrau für Internationalen Handel,
b.granier@arcor.de
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