Ausgabe 11 - 2015
Hilfe, die ankommt
Eigentlich ist das Titelthema in Heft 11 traditionell für die Preisträger des Deutschen Personalwirtschaftspreises reserviert. Doch in diesem Jahr ist es anders, aus gutem Grund. Das seit Monaten drängendste Thema in Deutschland ist die Flüchtlingskrise. Täglich fliehen Tausende von Menschen vor Krieg und Zerstörung aus ihrer Heimat und suchen Schutz in Europa. Dank der beherzten Politik der Bundeskanzlerin finden sie diesen Schutz vor allem in Deutschland. Sie, die oft zaudernde und kühl agierende Pfarrerstochter, hat in der humanitären Katastrophe ein beachtliches Signal der Nächstenliebe gesetzt. Und auch die Zivilgesellschaft zeigt eine Hilfsbereitschaft, die vor Jahren noch undenkbar war. Die Probleme wachsen allerdings, Städte und Kommunen wirken angesichts des nicht nachlassenden Zustroms von Flüchtlingen vielfach überfordert – von der EU ganz zu schweigen.
Die deutsche Wirtschaft betrachtet die Flüchtlingskrise mit gemischten Gefühlen. Daimler-Chef Dieter Zetsche war einer der ersten Unternehmenslenker, der in einem Interview die Chancen der Zuwanderung betonte: „Die meisten Flüchtlinge sind gut ausgebildet und motiviert. Solche Leute suchen wir.“ Laut einer Umfrage der Süddeutschen Zeitung überwiegt bei gut 60 Prozent der befragten Manager diese Sichtweise. Migranten sind demnach eine Chance, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Doch allen ist auch klar, dass eine Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt sehr viel Zeit und Geld kostet. Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit und seit September auch Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, weiß wie kein anderer um diese Anstrengung. „In dieser Situation können wir unsere Leistungsfähigkeit im Zusammenspiel der einzelnen Institutionen unter Beweis stellen“, so Weise bei einem Treffen mit DGFP-Mitgliedern.
Viele Unternehmen gehen bereits mit positivem Beispiel voran und zeigen ihre Leistungsfähigkeit. Sie bieten vor allem jungen Flüchtlingen erste berufsorientierende Praktika an. Wie das geht, lesen Sie in unserer Titelstrecke. Die vielen Beispiele und Informationen über die Arbeitsmöglichkeiten von Migranten sollen Sie dazu ermutigen, selbst Praktika oder Einstiegsqualifizierungen für Flüchtlinge anzubieten. Die Wartezeiten in den Asylverfahren können damit sinnvoll überbrückt werden. Es ist eine Hilfe, die ankommt und – wenn es gut läuft – sich auch auszahlt. Arbeit ist und bleibt der beste Hebel zur Integration.
Erwin Stickling, Chefredakteur
PS: Über den Deutschen Personalwirtschaftspreis 2015 berichten wir auch.
- Hilfe, die ankommt
- Wettbewerb um unsichere Kantonisten
- Die Chancen nutzen
- Frische Kraft voraus – Power für unsere Arbeitswelt und Sozialsysteme
- „Hier sind alle gefordert“
- Innovation durch Irritation
- Gemeinsam raus aus der Box – mit Leadership und Teilhabe
- Mehr Vertrauen, weniger Vorgaben
- Verändern mit Leidenschaft oder: das Leben als DJ
- Golden Workers gewinnen an Bedeutung
- Der Mensch macht's
- Mehr Platz für's Querdenken!
- Kritischer Erfolgsfaktor Familie
- Ausland? Nein Danke!
- Sorgenfrei bei der Sozialversicherung?
- Evolution oder Revolution?
- HR-Reporting: tricksen und verschleiern?
- Strategien voller Missverständnisse
- Mehr Training bitte
- Ein Win-win-Konzept