Ausgabe 11, Special E-Recruiting - 2014
„Die Intransparenz hat ab sofort ein Ende“

Ute Stümpel, Inhaberin der PROFILO Rating-Agentur, Bargteheide
Seit Jahren bestimmt die Reichweite die Debatte über die Qualität einer Jobbörse. Das soll nun vorbei sein. Mit dem Bewertungsportal jobboersencheck.de, das pünktlich zur „Zukunft Personal“ an den Start gegangen ist, wird zukünftig mehr Transparenz in den Markt der Jobbörsen gebracht, indem Personaler ihre Erfahrungen bei der Mitarbeitersuche über eine bestimmte Jobbörse mit anderen Recruiting-Verantwortlichen teilen können. Ein Interview nit der Betreiberin Ute Stümpel.
Personalwirtschaft: Sie bezeichnen das neue Bewertungsportal jobboersencheck.de als „das hrs.com für Jobbörsen“. Warum war in Ihren Augen eine solche Plattform längst überfällig?
Ute Stümpel: Im Markt der Online-Jobbörsen dominiert seit Jahren die Reichweiten-Debatte die Frage, welche Jobbörse die beste für einen bestimmten Kandidatenkreis ist. Viele Nutzer zu haben, heißt aber nicht, dass auch die richtigen Kandidaten angesprochen werden. Vielmehr ist doch entscheidend, wer mir am Ende den Kandidaten liefert, den ich gesucht habe, und zu welchen Bedingungen dies geschehen ist? Ein Bewertungsportal beinhaltet Einschätzungen und Erfahrungsberichte von Personalern für Personaler und das für verschiedene Berufsfelder, Branchen, Regionen. Das ist absolut neutral, unabhängig und in jedem Fall fachkundig. Eine bessere Grundlage, sich für die passende Jobbörse zu entscheiden, gibt es nicht. Die Intransparenz hat ab sofort ein Ende und genau deshalb war ein solches Portal auch längst überfällig.
Was erwartet mich als Nutzer, wenn ich den Jobboersencheck aufrufe?
Zunächst: Personaler, die jobboersencheck.de aufrufen, können das Portal kostenlos nutzen. Sie können vergleichen, abwägen und die Bewertungen, die sie vorfinden, als Basis für die Auswahl der richtigen Jobbörse heranziehen. Wer das Portal also in Zukunft nutzt, erfährt, wo er mit der höchsten Bewerberresonanz- und qualität sowie dem besten Service rechnen kann. Im Grunde werden sich die meisten User schnell zurechtfinden. Das Bewertungsportal funktioniert ähnlich wie vergleichbare Bewertungsportale für Versicherungen, Hotels oder Energieanbieter. Anhand etablierter Bewertungssymbole erkennt man auf den ersten Blick, welcher Anbieter für die vakante Stelle der beste ist. Wir haben bei der Entwicklung auf eine intuitive Nutzerführung sowie gute Usability geachtet. Das hat sich bezahlt gemacht.
Sie sind mit mehr als 2500 Bewertungen an den Start gegangen. Wie sind diese vorab zustande gekommen?
Joboersencheck.de geht aus der Profilo-Studie hervor. Personalern ist sie als Studie zur Kundenzufriedenheit mit Jobbörsen bekannt. Die Befragung der Arbeitgeber startete dabei im Sommer diesen Jahres und geht nun als Dauerbefragung weiter. Diese aktuellen Bewertungen werden jetzt für jobboersencheck.de offen gelegt. Das führt dazu, dass wir mit mehr als 2700 Basisbewertungen und circa 1000 Detailbewertungen an den Start gehen und so gleich vom ersten Moment an einen Mehrwert für Personaler bieten.
Dürfen auch Bewerber die Jobbörsen bewerten?
Nein. Jobboersencheck.de ist ein Bewertungsportal von Personalern für Personaler. Das ist die wichtigste Grundlage dafür, ein wirklich fundiertes Meinungsbild abbilden zu können. Demnach veröffentlichen wir nur Bewertungen von Arbeitgebern. Kandidaten/Arbeitnehmer, die über jobboersencheck.de eine Jobbörse bewerten möchten, werden zur Nutzeranalyse CrossPro-Research weitergeleitet.
Welche Kriterien werden bewertet?
Alle Kriterien, die für eine Recruiting-Entscheidung von Belang sind: allgemeine Zufriedenheit, Weiterempfehlung, Bewerberresonanz, Bewerberqualität, der direkte Kundenservice sowie das Preis-Leistungsverhältnis und vieles andere mehr. Zudem können auch weiche Faktoren in Freitextfeldern thematisiert werden. Wem etwa der Umgangston seines Ansprechpartners besonders gefallen oder im schlechtesten Fall gar nicht zugesagt hat, hat nun eine Plattform, um das zu teilen.
Wie verhindern Sie, dass Bewertungen von Leuten abgegeben werden, die kein Interesse an einem fairen Feedback haben, sondern einer Jobbörse schaden wollen?
Wir checken jede einzelne Bewertung auf ihre Herkunft. Zudem erhalten Arbeitgeber nach Abgabe ihres Feedbacks eine Bestätigungs-E-Mail. Natürlich vertrauen wir auch auf die Integrität der Marktteilnehmer. Aber da mache ich mir gar keine Sorgen. Sollte tatsächlich jemand einem Wettbewerber schaden wollen und das käme am Ende heraus, wäre der Imageschaden für dieses schwarze Schaf sicherlich weitaus größer. Schließlich würden wir dann davon sprechen, dass jemand versuchen würde, seine potenziellen Kunden zu täuschen. Dieses Risiko wird kein Marktteilnehmer eingehen wollen.
Sie bieten Unternehmen auf jobboersencheck.de die Möglichkeit, direkt eine Anzeige bei einer Jobbörse ihrer Wahl zu buchen. Welche Vorteile bietet das?
Zahlreiche Jobbörsen nutzen die Chance, sich Arbeitgebern auf unserem Portal zu präsentieren. Daher arbeiten sie auch gerne mit uns zusammen und räumen jobboersencheck.de-Buchern teilweise einen Rabatt bei der Buchung ein. Als Arbeitgeber habe ich also die Möglichkeit zu sehen, wer der passende Recruiting-Partner für mich ist, und kann gleichzeitig aufgrund des Ergebnisses, die beste Option auch noch günstiger als zum Listenpreis buchen. Besser geht es eigentlich nicht.
Welche Vorteile bieten sich Jobbörsen durch eine Bewertung?
Jobbörsen können in ihrer Kundenargumentation auf diese neutralen Markteinschätzungen von Arbeitgebern verweisen. Sie können so ihre ganz individuellen Vorteile in den Fokus stellen und so auch Personaler überzeugen, die bis dahin aufgrund von Reichweiten- oder Bekanntheitsnachteilen nicht bei ihnen gebucht haben. Aus negativen Bewertungen können zudem Verbesserungen angeschoben werden, die am Ende auch den Arbeitgebern zugutekommen.
Werden alle Jobbörsen zur Bewertung gestellt oder treffen Sie eine Auswahl?
Welche Jobbörsen am Ende bewertet werden, entscheiden ganz alleine die User unserer Plattform. Das bedeutet, dass grundsätzlich jede Jobbörse Deutschlands bewertet werden kann. Das beginnt bei Generalisten wie StepStone oder Monster, geht über Absolventa oder hotelcareer und endet bei Jobsuchmaschinen wie Indeed oder Kimeta.
Autorin
Das Interview führte Elke Schwuchow.
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