Ausgabe 11, Special E-Recruiting - 2014
Jede Ernte beginnt mit der Saat
Festo hat die Zeichen der Zeit erkannt und integriert auch die Social Media-Kanäle in sein Ausbildungsmarketing. Über Facebook, YouTube und Twitter können sich interessierte Schüler über das Unternehmen und dessen Aktivitäten informieren. Diese mediale Ansprache zeigt Wirkung.
Das Industrieunternehmen Festo bildet an zwei Standorten in Deutschland aus: in Esslingen (Baden-Württemberg) und in St. Ingbert (Saarland). In Deutschland werden pro Jahr bedarfsbezogen zwischen 100 und 120 Auszubildende und Dualstudierende neu eingestellt. In rund 20 verschiedenen Ausbildungs- und Studienrichtungen werden derzeit circa 330 Menschen auf das Berufsleben bei Festo vorbereitet, denn per Betriebsvereinbarung wurde eine in der Regel unbefristete Übernahme vereinbart. Dies ist nicht nur im Hinblick auf den künftigen Personalbedarf wichtig, sondern hilft auch beim Ausbildungsmarketing. Festo steht vor der Herausforderung, dass die Produkte des Unternehmens dem Privatkonsumenten recht unbekannt und in keinem Haushalt zu sehen sind. Anders dagegen die Produkte von Mitbewerbern um die Ausbildungsplatzbewerber. Festo muss also versuchen, sich von den namhaften und bekannten Unternehmen abzuheben.
Schon vor einigen Jahren war klar: Mit einem 08/15-Programm wird dieses Ziel nicht erreicht. Daher wurden früh unterschiedliche – auch unkonventionelle – Wege eingeschlagen. Dabei wurde eines als zentral erkannt: Erforderlich ist eine interne gesamtunternehmerische Abstimmung, um einen einheitlichen Unternehmensauftritt zu garantieren und als attraktiver Arbeitgeber auf dem Markt wahrgenommen zu werden. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie Festo versucht, in der virtuellen Welt der Bewerber Präsenz zu zeigen. Dies ist nur ein Weg, den Festo im Ausbildungsmarketing eingeschlagen hat.
Internetauftritt für Schüler, Eltern und Lehrer
Mehr und mehr Informationen holen sich die Jugendlichen in der virtuellen Welt. Ob über den PC zu Hause oder das Smartphone unterwegs – die Online-Zeit nimmt ständig zu. Daher hat Festo schon seit Jahren einen recht umfangreichen Internetauftritt: Über 30 Homepages beinhalten Informationen, die für die Bewerber und deren Berufswahl wichtig sind (siehe Abbildung 1). Dabei ist der Internetauftritt von Festo durchaus dynamisch, da regelmäßig reflektiert wird, welche Seiten wie häufig angeklickt werden. Wenn auffällt, dass es Seiten mit nur wenigen Klicks gibt, dann werden diese gegebenenfalls deaktiviert, umformuliert oder umgestaltet. Seiten und Themen, die häufig angeklickt werden, werden hingegen erweitert.
Abbildung 1
Die Startseite der Ausbildung von Festo

Der Internetauftritt von Festo für die potenziellen Auszubildenden ist sehr umfangreich und dynamisch: Wenn auffällt, dass es Seiten mit nur wenigen Klicks gibt, dann werden diese gegebenenfalls deaktiviert, umformuliert oder umgestaltet. Seiten und Themen, die häufig angeklickt werden, werden hingegen erweitert.
Auf der Ausbildungshomepage von Festo ist auch eine Rubrik speziell für Eltern und Lehrer eingerichtet, da diese andere Informationsbedürfnisse haben als die potenziellen Bewerber – die Schüler. Wobei: Bei Festo gibt es auch Auszubildende, die schon einige Berufsjahre in anderen Berufen hinter sich haben; insofern ist eine Bewerbung um einen Ausbildungsplatz nicht nur für Schüler möglich. Die „Models“ auf der Homepage von Festo sind im Übrigen die eigenen Auszubildenden, die sich bereit erklärt haben, den Internetauftritt zu unterstützen.
Ausbildungsblog als App
Schon früh hat Festo auch auf Micro-Blogging gesetzt Seit 2005 gibt es ein Online-Tagebuch – den Ausbildungsblog (www.ausbildungsblog.de). Auszubildende wie Ausbilder bloggen hier über ihre Erlebnisse während der Ausbildung. Der Leser bekommt dadurch einen detaillierteren Einblick in den Ausbildungsalltag bei Festo. Denn es ist das Ziel, die Leser nicht nur für den Beruf XY zu begeistern, sondern bei ihnen den Wunsch zu wecken, diesen Beruf XY bei Festo zu erlernen. Daher sollen hier mehr Informationen als in einer klassischen Berufsbroschüre angeboten werden. Monatlich gibt es derzeit rund 1400 Klicks auf die Seite ausbildungsblog.de, davon sind rund 50 bis 60 Prozent Neubesucher. Die Blogger werden einmal dahingehend instruiert, wie gebloggt werden soll, worauf Festo bei der Formulierung und der Kommunikation Wert legt et cetera. Danach haben sie die Freiheit, ihre Blog-Beiträge live zu schalten.
Da sich mehr und mehr Jugendliche Apps auf ihr Smartphone laden, wurde der Ausbildungsblog auch als App-Version initiiert, die seit Januar 2013 im App Store und in Google-Play kostenlos verfügbar ist. Eineinhalb Jahre nach Einführung hat die App schon rund 2000 Downloads erfahren, wobei sich diese so aufteilen, dass rund ein Drittel vom App-Store und zwei Drittel in Google-Play heruntergeladen wurden. Die Zahl nimmt stetig zu – und so kann das Ausbildungsgeschehen bei Festo immer mehr über diesen mobilen Weg zugänglich gemacht werden (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2
Der Ausbildungsblog von Festo

Seit 2005 gibt es ein Online-Tagebuch – den Ausbildungsblog (www.ausbildungsblog.de). Auszubildende wie Ausbilder bloggen hier über ihre Erlebnisse während der Ausbildung. Der Ausbildungs-Blog wurde auch als App angeboten.
Facebook, YouTube und Twitter
Festo hat seit Längerem einen Facebook-Account, in dem auch Themen der Ausbildung behandelt werden. Auch hier erfolgt dies innerhalb des Unternehmensauftritts (siehe Abbildung 3). An speziellen Jours fixes werden Themen besprochen, die über Facebook kommuniziert werden. Regelmäßig werden hier Ereignisse gepostet und ein Redaktionsplan für die nächsten Monate wird laufend aktualisiert.
Abbildung 3
Facebook-Auftritt der Ausbildung von Festo

Festo hat seit Längerem einen Facebook-Account, in dem auch Themen der Ausbildung behandelt werden. Hier werden regelmäßig aktuelle Ereignisse gepostet.
Auf der Homepage wie auch im Facebook-Auftritt gibt es einen Link zu den unterschiedlichen Videos in YouTube. Die Ausbildung von Festo hat hier einen eigenen Kanal (http://www.youtube.com/user/FestoAusbildung). Hier sind Videos über die Berufe bei Festo, aber auch über Events wie die „Nacht der Bewerber“ zu sehen. Zudem nehmen Auszubildende von Festo regelmäßig erfolgreich an Wettbewerben teil, auch Videos hierüber sind auf YouTube hinterlegt. Die Filme wurden teilweise von den Auszubildenden selbst geplant, entworfen und gefilmt. Bis hin zur Vertonung und zum Schneiden der Sequenzen wurde vieles in Eigenregie durchgeführt.
Auch auf Twitter wird regelmäßig über die Ausbildung bei Festo berichtet. Auf nahezu allen Werbeträgern, Unterlagen, Medien und virtuellen Seiten ist ein QR-Code hinterlegt, um über das Smartphone schnell auf die entsprechenden Seiten zu gelangen.
Abbildung 4
Tweet der Ausbildung von Festo

Auch per Twitter wird über Neuigkeiten aus dem Unternehmen, die interessant für potenzielle Auszubildende sind, berichtet.
Da keine Eins-zu-eins-Kausalität zwischen Ausbildungsmarketing und einzelnen Maßnahmen nachgewiesen werden kann, ist eine gründliche Reflexion und Evaluation sinnvoll. So wird etwa im Bewerbertool bei Festo abgefragt, über welchen Kanal sich der Bewerber über Festo erkundigt hat. Mit diesen Informationen kann dann ausgewertet werden, über welchen Kanal die Bewerber kamen, die am häufigsten eine direkte Absage bekommen haben, und über welchen Kanal die Bewerber kamen, die letztlich eingestellt wurden. Es waren einige Korrelationen erkennbar, was dazu führte, dass einzelne „Beschaffungskanäle“ deaktiviert und andere erweitert und forciert wurden. So lassen sich die eingesetzten Ressourcen (Zeit der Mitarbeiter, Budgets etc.) sinnvoll steuern.
Evaluation und Ausblick
Bislang hat Festo entgegen der heute eher üblichen Entwicklung einen steigenden Bewerbungseingang. In den letzten Jahren gingen rund 10 bis 20 Prozent mehr Bewerbungen ein als jeweils zum Vorjahr. Dies ist eine gute Grundlage, um nach wie vor aus einem Bewerberpool auswählen zu können und die zu Festo passenden Bewerber zu gewinnen – und dies trotz der großen Konkurrenz im unternehmerischen Umfeld. Festo gelang es in den letzten Jahren, sämtliche Ausbildungsplätze zu besetzen. Darüber hinaus konnte sich das Unternehmen bei diversen Befragungen (z.B. Schülerbarometer von trendence, Kununu etc.) bislang immer recht gut behaupten. Jede Ernte beginnt mit der Saat – so werden auch künftig weitere Akzente gesetzt. Das Ausbildungsmarketing bei Festo wird auch in Zukunft einer Dynamik unterliegen, um sicherzustellen, dass genügend Bewerbungen eingehen. Denn aus den Auszubildenden von heute werden die benötigten Nachwuchskräfte von morgen. Festo bietet den Auszubildenden und dual Studierenden in der Regel einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Dies sichert den „Return on Qualification“ nachhaltig und langfristig und leistet einen Beitrag dazu, den künftigen Personalbedarf zu decken.
Festo AG & Co. KG
Festo ist ein weltweit führender Anbieter von Automatisierungstechnik für die Fabrik- und Prozessautomation sowie Weltmarktführer in der technischen Aus- und Weiterbildung. Das global ausgerichtete, unabhängige Familienunternehmen mit Hauptsitz in Esslingen am Neckar hat sich in über 50 Jahren durch Innovationen und Problemlösungskompetenz rund um die Pneumatik sowie mit einem einzigartigen Angebot an industriellen Aus- und Weiterbildungsprogrammen zum Leistungsführer seiner Branche entwickelt. Die Festo Gruppe erzielte für das Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 2,28 Milliarden Euro und ist mit rund 16 700 Mitarbeitern an 250 Standorten weltweit präsent.
Buch-Tipp
Der Beitrag ist in gekürzter Form entnommen aus: Christoph Beck/Stefan F. Dietl: Ausbildungsmarketing 2.0. Die Fachkräfte von morgen ansprechen, gewinnen und binden, Köln 2014
Autor
Stefan F. Dietl, Ausbildungsleiter international, Festo Didactic GmbH & Co. KG, Esslingen,
dls@de.festo.com
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