Ausgabe 12 - 2014
Von wegen Bonsai-Manager
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein kurzer Endspurt noch und schon nahen die verdienten Feiertage. Spätestens beim Schreiben der Weihnachtskarten lassen wir das Jahr nochmals Revue passieren. Was war da alles los in 2014? Bezogen auf die HR-Szene kann man sagen: eine ganze Menge. Es gab prominente Sesselwechsel, neue Allianzen, neue Kongressformate und ein viel diskutiertes Thema: Welche Auswirkungen hat die zunehmende Digitalisierung auf die Arbeitswelt, und welche Rolle spielt HR dabei?
Glaubt man einem Artikel von Klaus Werle aus dem „manager magazin“ (Ausgabe 11/2014), spielen HR-Manager nicht nur bei diesem Thema, sondern generell bei strategisch wichtigen Themen kaum noch eine Rolle. „Die Bonsai-Manager“ lautet die zugespitzte Headline zu seiner journalistischen HR-Schelte. Sein Hauptindiz für die angeblich zunehmende Degradierung der HR-Funktion ist die Tatsache, dass mehrere Dax-Unternehmen die HR-Funktion nicht mehr als eigenständiges Vorstandsressort verankern werden. Das trifft zumindest bei Siemens, SAP oder der Commerzbank zu. Die Post hat dagegen jüngst eine Nachfolgerin von Angela Titzrath benannt. Bei der Telekom rätselt man noch.
Der Aderlass auf Vorstandsebene ist ohne Frage bedenklich und stärkt nicht gerade die HR-Funktion. Aber wird die Disziplin dadurch rasant entwertet? Nicht unbedingt. Das Unternehmen Google kommt zum Beispiel ohne einen HR-Vorstand ganz gut zurecht und Frank Kohl-Boas, der deutsche Personalchef, setzte neulich beim HR Gipfel in Heiligendamm ein großes Fragezeichen hinter die These, dass HR nur dann maßgeblichen Einfluss entfalten könne, wenn man im Board sitzt.
War die HR-Funktion in früheren Jahrzehnten machtvoller, wenn es um strategisch wichtige Themen ging? Kaum. Im Gegenteil: Der Ruf nach mehr Einfluss ist so alt wie die Disziplin selbst. Selten war eine Generation von HR-Managern so gut ausgebildet wie heute. Selten haben Personalmanager ein so breites Aufgabenspektrum gehabt wie heute. Und selten waren Personalthemen so wettbewerbsrelevant wie heute. Und – von wegen Bonsai-Manager – viele Personalmanager können mit diesen Themen vor allem im Mittelstand bei der Geschäftsführung glanzvoll punkten. Beispiele für wirksame Personalarbeit zeigen wir in diesem Heft: Die Preisträger des diesjährigen Personalwirtschafts-Preises stellen ihre Konzepte vor (ab Seite 16).
Werles Kritik ist also überzogen. Nur in einem Punkt gebe ich ihm Recht. Es gibt zu wenige mutige Musterbrecher, die Dinge in Frage stellen. Aber zum einen sind sie in den Unternehmen generell nicht gerne gesehen, und zum anderen findet man sie noch weniger in anderen Funktionsbereichen.
Erwin Stickling
Chefredakteur
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