Ausgabe 2 - 2013
Die Wende für HR
Abbau, Umbau, Aufbau – diesen Dreisprung sollten Personalmanager beherrschen, zumindest diejenigen, die schon länger im Geschäft sind. Das bringt Personaler zwar zuweilen ins Schwitzen, aber sie sind es gewohnt, Veränderungen zu managen. HR-Routine.
Für die Personalmanager in der Energiewirtschaft kommen die Veränderungen allerdings eher einer Revolution gleich, bei der sie selbst nicht sicher sein können, ob sie den Umsturz überleben. Die Branche lehrt uns, welche fatalen Auswirkungen es hat, wenn sich Unternehmen zu sehr auf bestehende Geschäftsmodelle verlassen, verändertes Konsumentenverhalten ignorieren und politische Diskussionen falsch einschätzen. Allen voran das Quartett der großen Energiekonzerne hat die bereits vor Jahren eingeleitete Energiewende unterschätzt und sucht nun, nach dem politisch erzwungenen Atomausstieg, händeringend nach neuen gewinnbringenden Strategien und Kosteneinsparungen. Ratlosigkeit statt Routine, wie die Gespräche bei unseren Recherchen zeigen.
Zurzeit vollzieht sich ein für die Branche ungewohnter Personalabbau. Bei RWE und Eon werden allein in Deutschland mindestens 8000 Stellen wegfallen. Eon verlagert Verwaltungsaufgaben nach Rumänien. Das dortige Service Center wird auch HR-Aufgaben übernehmen. Unter enormem Kostendruck gewinnt HR-Outsourcing eine ganz neue Bedeutung.
Der Abbau wird zwar weitestgehend sozialverträglich ablaufen, aber er trifft das Arbeitgeberimage der Konzerne empfindlich. Ein nicht unwichtiger Faktor. Denn die Konzerne müssen unter Zeitdruck intern die bleibenden Mitarbeiter für einen Kulturwandel gewinnen und von außen hoch qualifizierte Kräfte für neue Märkte akquirieren.
Nutznießer könnten die Stadtwerke werden. Auch hier vollzieht sich ein Kulturwandel, auch hier gestehen Personalvorstände ein, dass sie für das Zeitalter der Energiewende andere Mitarbeiter benötigen und die Personalentwicklung vor enormen Herausforderungen steht. Aber sie profitieren offensichtlich mehr vom Imagewandel als die großen, wie eine Studie zeigt. Und hier können die Personaler mit weniger Kostendruck agieren.
Der Blick auf die Energiewirtschaft zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass sich HR rechtzeitig in die Strategiediskussionen der Unternehmen einbringt und zukunftsfähige HR-Konzepte entwickelt. Dann wäre so manchem die jetzt erlebte Schockstarre der Energiewende erspart geblieben.
Erwin Stickling, Chefredakteur
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