Ausgabe 3 - 2013
Mühen um Menschlichkeit
Mit ihrer Auszeichnung „Arbeit Plus“ würdigt die Evangelische Kirche in Deutschland seit 15 Jahren Unternehmen für hervorragende Beschäftigungspolitik. Die Kreissparkasse Ludwigsburg wurde nun zum vierten Mal mit diesem Siegel ausgezeichnet.
Herzblut, Kreativität und Augenmaß sind gefragt, wenn es darum geht, der Personalarbeit einer Organisation kontinuierlich frische Impulse zu verleihen. Neben der Akzeptanz der Mitarbeiter braucht es für die viel gerühmte Nachhaltigkeit im HR-Geschäft einen langen Atem – und die volle Rückendeckung der Unternehmensleitung.
Beides stellen die Verantwortlichen der Kreissparkasse in Ludwigsburg (KSK Ludwigsburg) seit zehn Jahren unter Beweis. 2002 bewarb sich die Bank erstmals um das Siegel „Arbeit Plus“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 2012 bekam das Kreditinstitut die Auszeichnung zum vierten Mal verliehen. In Ludwigsburg, bei einer der größten Kreissparkassen Deutschlands, versteht man die Auszeichnung als Auftrag und Ansporn, eine kontinuierlich gute Beschäftigungspolitik weiterzuführen. Vorstandsvorsitzender Dr. Heinz-Werner Schulte, der die Bewerbungen um das Siegel von Anfang an unterstützt, sieht die Prämierung als Lob für eine menschliche Unternehmenskultur nach Sparkassen-Art.
Das Arbeitssiegel misst sogenannte Lebenschancen, Beteiligungschancen, Entfaltungschancen sowie die Sozialkultur eines Arbeitgebers. In rund 80 Einzelkategorien nimmt das von der EKD beauftragte Institut für Wirtschafts- und Sozialethik der Universität Marburg die Bewerber gründlich unter die Lupe. Allein wer eine überdurchschnittliche Bewertung in allen vier Einzelbereichen erreicht, wird ausgezeichnet. Dass ein Unternehmen, so wie die KSK Ludwigsburg, im schnellstmöglichen Rhythmus eine erneute Zertifizierung anstrebt, ist selten. Mit wenigen anderen Unternehmen bilden die Ludwigsburger einen exklusiven Zirkel hervorragender Arbeitgeber, die Maßstäbe für andere setzen und eindrücklich die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen auch und gerade mit ihrer sozial nachhaltigen Beschäftigungspolitik demonstrieren.
Die Würdigung durch die EKD belohnt auch die ausdauernde, zeitgemäße und lebensnahe Arbeit der Personaler, die innerhalb der Organisation guten Rückhalt finden und so wirksame Arbeit leisten können. Die Verleihung des Siegels zollt Anerkennung für die Art und Weise, wie man bei der KSK Ludwigsburg mit Mitarbeitern umgeht. Mit den Menschen im Unternehmen steht und fällt der Erfolg – bei knapp 740 000 Kundenkontakten pro Jahr liegt hier ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der Bank. Aus tiefer Überzeugung müht man sich deshalb um Mitmenschlichkeit und ihre Ausgestaltung.
Vorbildlicher HR-Instrumenten-Mix
Nur ein gelungener Mix verschiedenster erfolgreich durchgeführter Projekte und Maßnahmen gewinnt das Arbeitssiegel. Entsprechend vielfältig ist die Palette der Aktivitäten der KSK Ludwigsburg, die die „menschenorientierte Unternehmenskultur“ des Finanzdienstleisters widerspiegelt: Eine konstante Zahl an Mitarbeitern, eine überdurchschnittliche Ausbildungsquote sowie die Übernahme der Auszubildenden, keine Auslagerungen und eine im Branchenvergleich stabile Beschäftigungsentwicklung, flexible Arbeitszeitmodelle sowie andere Entfaltungschancen durch viele Teilzeitarbeitsplätze, andauerndes Engagement für die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter, dazu umfassende Aus- und Weiterbildungsangebote, eine gute Familienförderung, ein vorbildliches Mühen um ältere Arbeitnehmer sowie die materielle Beteiligung aller Mitarbeiter am Erfolg gaben 2012 unter anderem den Ausschlag für die Preisverleihung. Lohn der Mühen sind neben einem guten Ruf in der Region vor allem motivierte Mitarbeiter, die unter guten Arbeitsbedingungen gute Leistung erbringen – die Fluktuationsrate liegt deutlich unter dem Branchenschnitt. Besondere Anerkennung fand bei den Gutachtern die Unternehmensphilosophie des Finanzhauses, welches mit seinem gesellschaftlichen Engagement vor Ort über eigene Stiftungen ein bemerkenswertes Beispiel dafür setzt, wie ein Unternehmen soziale Verantwortung nah an den Menschen leben kann.
Die Bewerbung für die Auszeichnung beschreibt die umgesetzten Maßnahmen bis ins kleinste Detail: Diese reichen von einer Ausbildungsquote von über 14 Prozent in 2012 über ein gerade gestartetes ausgefeiltes Beurteilungssystem, welches das Kriterium Wertschätzung – das sich in einem angemessenen Umgang sowohl auf emotionaler als auch auf kommunikativer Ebene zeigt – explizit aufgreift, die Ausweitung von Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement oder die Integration von 120 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus 17 Ländern in den betrieblichen Alltag bis hin zur Einrichtung eines Betriebskindergartens oder die Optimierung von Personalentwicklungsmaßnahmen für Frauen. Verliehen wird das Siegel für umgesetzte Maßnahmen, tatsächliche Erfolge und konkretes Engagement in der Vergangenheit – dies unterscheidet es wesentlich von anderen Prämierungen oder Zertifizierungen, bei denen es oft um gute Vorsätze, intendierte Projekte und klingende Zukunftsmusik geht.
Mit seinen Kategorien und Vergaberichtlinien setzt das Arbeitssiegel Plus die Leitplanken, in deren Rahmen sich die Personalarbeit der Kreissparkasse bewegt. Das Siegel gibt vor, wohin die Reise geht und macht transparent, was erreicht werden muss, um die Zukunft zu sichern – und eine erneute Vergabe zu erreichen. Denn so lautet die klare Vorgabe des Sparkassen-Vorstandes. Wenn die Bank für ihre Einstellungszahlen ausgezeichnet wird, wissen die Zuständigen exakt, welches Niveau das nächste Mal zu halten und idealerweise zu überbieten ist. Die Messlatte legen die Verantwortlichen selbst auf: „Immer einen drauf setzen“, lautet die Parole. So entsteht durch die regelmäßige Bewerbung eine kontinuierliche Entwicklung langfristiger Projekte, die die Glaubwürdigkeit des HR-Engagements unterstreicht und die Leistungsfähigkeit der Personalabteilung innerhalb des Hauses unter Beweis stellt.
Ansporn für die Zukunft
Damit neue Impulse und Initiativen von den Mitarbeitern gut aufgenommen werden, ist seitens HR viel Kreativität gefragt. Was einmal läuft, wird rasch zu Alltagsnormalität und gehört bald zum Standardrepertoire. In diesem Sinne treibt das Siegel die Beteiligten ständig voran – und ist damit wichtiger Ausgangspunkt für Nachhaltigkeit. Der eigentliche Wert der Auszeichnung geht letztlich weit über gute Imageeffekte und einen blendenden Ruf als Arbeitgeber hinaus: Das Siegel ist Orientierungspunkt und Triebfeder der Personalarbeit – auf beides können die Beteiligten innerhalb der Bank vertrauen. Das Arbeitssiegel plus und Audits wie die 2011 bei der Kreissparkasse erstmals stattgefundene Zertifizierung „Beruf und Familie“ der Hertie Stiftung oder der „Mittelstands-Oskar“ bieten aus Sicht der KSK-Personaler eine ideale Ergänzung: Das Arbeitssiegel sichert die Qualität in der HR-Basisarbeit und befeuert das Mühen um kontinuierliche Verbesserung – die Zertifizierungen sind Ausgangspunkt für spezielle Vertiefungen und ein weiteres Engagement on top.
EKD-Siegel „Arbeit Plus“
Zertifizierung eines ethischen Investments
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Beschäftigung schaffen
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Beschäftigungsfähigkeit sichern
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Beschäftigungsqualität gestalten
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Arbeitsgesellschaft entwickeln
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Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik betreiben
Autoren
Andrea Hoedebeck-Hoefig, Personalleiterin, Kreissparkasse Ludwigsburg,
andrea.hoedebeck-hoefig@ ksklb.de
Marc Stotz, Leiter Berufsausbildung und Soziales, Kreissparkasse Ludwigsburg,
marc.stolz@ksklb.de
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