Talent Management kann Leben retten

Das Internationale Rote Kreuz bietet über die Cornerstone-Lernplattform globales E-Learning für sein Freiwilligen-Programm an – und schafft damit bessere Voraussetzungen für lebensrettende Maßnahmen vor Ort.
Neben den festangestellten Mitgliedern setzt das Internationale Rote Kreuz (IFRC) auf eine Großzahl freiwilliger Helfer, die bei Projekten in hunderten verschiedener Länder und Krisengebieten eingesetzt werden. Ein konkretes und aktuelles Einsatzszenario ist zum Beispiel die Bekämpfung des Ebola-Virus in den Krisenherden in Westafrika. Dort helfen Freiwillige mit, die Betroffenen vor Ort zu versorgen und zu vermeiden, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Aber Freiwillige sind in der Regel keine ausgebildeten Rettungshelfer. Daher benötigen sie vor ihrem Einsatz eine profunde Ausbildung, die den gängigen Qualitätsstandards gerecht werden muss. Es ist notwendig, Schulungen bereitzustellen, die die Helfer in sehr kurzer Zeit dazu befähigen, bei Hilfsprojekten mitzuarbeiten. Das muss natürlich auf globaler Ebene organisiert werden: für insgesamt 17 Millionen Freiwillige. Sehr schnell wurde dem Roten Kreuz bewusst, das Liveschulungen alleine dieses Problem nicht lösen können – die große Zahl an Menschen kann in der kurzen Zeit einfach nicht bewältigt werden – und kostenaufwendig sind sie ebenfalls. Die Frage war also: Wie schafft man es, einen allgemeingültigen Ausbildungsstandard für 17 Millionen Menschen zu garantieren, der sich über alle Grenzen hinweg, besonders in Ländern mit schwacher Infrastruktur, umsetzen lässt?
Wie schult man 17 Millionen Freiwillige?
Die Antwort ist: eine IT-gestützte Lernplattform, die von jedem internetfähigen Device abgerufen werden kann. Die Talent-Management-Lösung von Cornerstone OnDemand erwies sich hier als die optimale Lösung. Durch den Einsatz der Lösung ist es gelungen, allen freiwilligen Helfern über 100 verschiedene Kurse in 17 verschiedenen Sprachen bereitzustellen. Dadurch erreicht das IFRC auch diejenigen Mitglieder, die nicht in der Nähe der Zentralen in den Großstädten wohnen und technisch weniger gut ausgestattet sind. Allein ein Internetzugang genügt, um die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in der Cornerstone-Lernplattform nutzen zu können: Dank dieser Softwareas-a-Service-Technologie (SaaS) müssen keine aufwendigen Installationen mehr durchgeführt werden, die möglicherweise nicht einmal mit dem Betriebssystem der Computer kompatibel sind.
Abbildung 1
Eine Plattform für zwei

Lernen auf derselben Plattform: Freiwillige des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds.
Ein Team aus Fachexperten der technischen Abteilungen des Roten Kreuzes wurde damit betraut, die auf der Learning-Plattform bereitgestellten Kurse zu konzipieren. Dabei wurde das Know-how aus den Bereichen Training/Lehrpädagogik, Entwicklung und weiteren Disziplinen zu Rate gezogen, um die Kurse stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu halten.
Der Online-Katalog der angebotenen Kurse umfasst Themen wie „Stay Safe – Personal Security“, „Introduction to International Disaster Response Laws – Rules and Principles“ oder „Managing Organizational Change“. Von einer generellen Einführung in die Arbeits- und Denkweise des Roten Kreuzes bis hin zu sehr spezifischen Sicherheitskursen ist also alles abgedeckt, was ein freiwilliger Helfer wissen muss. Die Kurse sind „standalone“ verfügbar. Heißt: Interessenten können sich das benötigte Fachwissen durch den Besuch einer einzelnen Lehreinheit aneignen. Zugleich gibt es aber auch feste Module. Sie beinhalten Kurse, die thematisch aufeinander aufbauen. In einem Basismodul sind beispielsweise alle Kurse enthalten, die der Einführung in die Arbeit beim Roten Kreuz dienen: eine Einführung in humanitäre Diplomatie, Krisenmanagement oder Gesundheitsvorkehrungen im Allgemeinen. Das kann man sich vorstellen wie im Hochschulstudium, nur mit der Einschränkung, dass auf eine andere Methode bei der Vermittlung gesetzt wird.
Auf dem neuesten Stand der Andragogik
Aus genereller pädagogischer Sicht unterscheiden sich die Kurse aber nicht: Alle bereitgestellten Lehrinhalte richten sich nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Andragogik. Das ist die Wissenschaft, die sich mit dem Verstehen und Gestalten der lebenslangen Bildung eines Erwachsenen befasst. Innerhalb der Erwachsenenbildung müssen allerdings die verschiedenen Altersgruppen und deren unterschiedliche Hintergründe berücksichtigt werden: Denn auf Young Professionals muss anders eingegangen werden als auf langjährige Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Daher gibt es Unterschiede bei der Anwendung von Lehrmethoden. Für alle Zielgruppen ist es jedoch wichtig, den Stoff anschaulich zu vermitteln. Dafür verwendet das IFRC viele Lehrbeispiele, zum Beispiel in Form von Videos, Real-Life-Szenarien und Anwendergeschichten, oder arbeitet mit grafischen Elementen wie Diagrammen oder Entscheidungsbäumen. Damit das Erlernte im Gedächtnis haften bleibt, setzt das Rote Kreuz auch auf interaktive Lehrmethoden wie Ratespiele.
Abbildung 2
Aufbau eines Einführungskurses

Neben dem Ursprung und der Geschichte der beiden Organisationen werden den Teilnehmern auch ihre Grundprinzipien vermittelt.
Zusammenfassend betrachtet heißt das: Der traditionelle Frontalunterricht, wie wir ihn aus der Schule kennen, wird ersetzt durch ein autodidaktisches und interaktives Lehrkonzept. Damit geht das IFRC besser auf die Bedürfnisse seiner Teilnehmer ein, die flexibel entscheiden können, wann und wo sie an einem Kurs teilnehmen wollen. Diese Flexibilität und Mobilität ist gerade für die Generation Y, die mit iPads und anderen mobilen Endgeräten aufgewachsen ist, ein wichtiges Argument, auch hinsichtlich einer besseren Work-Life-Balance. Darüber hinaus fördert die Organisation mit ihrem Lehrkonzept die Eigenständigkeit und die sozialen Kompetenzen ihrer Freiwilligen, da diese sich selbst organisieren können, um ihre Kurse erfolgreich zu absolvieren.
Das Ziel: Eine internationale Lerngemeinschaft
„Social Learning“ ist hier ebenfalls ein gutes Stichwort und einer der wichtigsten Vorteile der Learning-Plattform von Cornerstone. Das gegenseitige und gemeinsame Lernen innerhalb der Community steigert die Aufmerksamkeit für die IFRC-Kurse enorm. Über Social Media, die in der Lernplattform von Cornerstone integriert sind, können sich die Freiwilligen über den Erfolg ihrer Lerneinheiten austauschen und sich gegenseitig Tipps geben. Mittlerweile nutzen allein in Europa 65 177 Teilnehmer die Learning-Plattform, in Deutschland sind es immerhin 1401. Weltweit betrachtet erfreut sich das Angebot mit 138 604 Nutzern ebenfalls großer Beliebtheit. Da die Zahl der Interessenten jeden Monat um durchschnittlich 5000 weitere Teilnehmer zunimmt, sind die Organisatoren zuversichtlich, in Zukunft noch mehr Freiwillige mit der Plattform erreichen zu können. Auch die Zufriedenheit der Freiwilligen lässt sich mit Zahlen belegen: 96 Prozent würden das Lernprogramm und dessen Kurse weiterempfehlen.
Abbildung 3
Vorbereitung auf den Einsatz

Mit der sozialen Realität in den Entsendeländern setzen sich die Lernenden unter anderem über Videosequenzen und Real-Life-Szenarien auseinander.
Mit der Hilfe von Cornerstone hat es das IFRC geschafft, eine internationale Lerngemeinschaft zu gründen, die ihresgleichen sucht. Mit Talent-Management-Lösungen kann man also nicht nur sicherstellen, gut ausgebildetes Personal in den Krisengebieten einzusetzen und damit die humanitäre Hilfe insgesamt zu optimieren. Man leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur gegenseitigen Vernetzung von Menschen weltweit.
Autoren
Ariel Kestens, Head of Learning and Research, International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC), Genf
Sascha Großkopf, Demand Generation Manager, Cornerstone OnDemand, Düsseldorf,
sgrosskopf@cornerstone.com
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