Ausgabe 4 - 2014
Fit für den internationalen Einsatz
Ein Praktikum im Ausland macht sich gut im Lebenslauf. Der Nachwuchs gewinnt nicht nur Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt im Gastland, er verbessert auch seine Sprachkenntnisse und knüpft erste Kontakte zu ausländischen Unternehmen. Das zeigt sich auch am Heinz Nixdorf Programm der GIZ.
Das Heinz Nixdorf Programm fördert im Geiste des Unternehmers Heinz Nixdorf unternehmerisches Denken und Handeln deutscher Nachwuchsführungskräfte. Seit 1994 nutzen so jährlich 40 bis 50 Nachwuchskräfte die Chance, in einem von insgesamt acht Ländern Asiens zu leben und zu arbeiten. Kernelement des Programms bildet ein sechsmonatiges Praktikum in einem lokalen oder internationalen Unternehmen in China, Indien, Indonesien, Japan, Malaysia, Südkorea, Taiwan oder Vietnam. Dabei erwerben die Teilnehmer, deutsche Studierende und Hochschulabsolventen, wertvolle Praxiserfahrung und Einblicke in die Kultur und die Alltagswelt ihres Gastlandes. Während eines intensiven Sprachkurses vor dem Auslandsaufenthalt und vor Ort erlernen sie die jeweilige Landessprache. Ein Stipendium der Heinz Nixdorf Stiftung deckt die Kosten für Flug, Sprachkurs und Lebenshaltung ab. Die Organisation und Durchführung liegt bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.
Gute Berufschancen in der privaten Wirtschaft
Um zu ermitteln, ob das Programm seine Ziele erreicht, ließ die GIZ das „Zentrum für Evaluation und Methoden“ an der Universität Bonn ehemalige Teilnehmer des Stipendienprogramms befragen. Nahezu 60 Prozent der bisher 750 Teilnehmer seit 1994 beteiligten sich. Diese hohe Rücklaufquote zeigt die starke Verbundenheit, die die früheren Stipendiaten noch heute mit dem Programm haben.
Heinz Nixdorf-Stipendiaten haben präzise Vorstellungen von ihren Berufs- und Lebenswegen – und sind dabei doch gleichzeitig flexibel, offen und neugierig auf alles Fremde. Sie erlernen eine asiatische Sprache und bewähren sich in einem anderen Kulturkreis. So tragen sie dazu bei, dass die deutsche und internationale Wirtschaft über immer mehr Nachwuchskräfte mit einer qualifizierten interkulturellen Asienerfahrung verfügen.
Gerade die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist auf Beschäftigte mit Auslandsqualifizierung angewiesen. Über 90 Prozent der Befragten arbeiten heute – zumeist mit unbefristeten Verträgen – in der privaten Wirtschaft. Viele von ihnen sind in der Automobilindustrie tätig. Mehr als 93 Prozent betonen, dass sich durch ihren Auslandsaufenthalt ihre Berufschancen verbessert hätten. So wie Andreas Görres, der nach seinem Studium mit Unterstützung des Heinz Nixdorf Programms ein Praktikum bei einem Zulieferer der Automobilindustrie in Südkorea absolvierte. Er unterstützte den Leiter der Produktionsplanung dabei, eine neue verkettete automatisierte Fertigungsanlage in den laufenden Serienbetrieb zu integrieren. Nicht zuletzt durch diese Unterstützung hat das Unternehmen seine Marktstellung im Wettbewerb behauptet. „Meine Zeit in Südkorea war weit anspruchsvoller, lehrreicher und prägender, als ich je erwartet hatte“, sagt der Diplom-Ingenieur. Andreas Görres profitierte in jeder Hinsicht von seinem Auslandsaufenthalt: Nach seiner Rückkehr bewarb er sich bei der Audi AG – aufgrund seiner Asien-Erfahrung mit Erfolg. Hier konnte er seine Erfahrungen und Kontakte im asiatischen Kulturkreis einsetzen und betreute Projekte in China, Indien, Malaysia und Thailand. Inzwischen lebt und arbeitet er wieder in Asien: In Peking leitet er das Vorserien-Center der Audi AG.
Arbeiten im internationalen Umfeld
Andreas Görres ist keine Ausnahme. Die Evaluierung ergab, dass 83 Prozent der Befragten heute in einem internationalen Umfeld arbeiten. Rund ein Drittel von ihnen ist im Ausland tätig. 36 Prozent stehen im beruflichen Kontakt mit ihrem Praktikumsland, mehr als die Hälfte von ihnen sind auch heute noch beruflich mit dem asiatischen Raum verbunden. Dabei werden China, Indien und Japan am häufigsten genannt.
Auf die Frage, welche Kompetenzen aus Sicht der ehemaligen Stipendiaten für ihren Beruf sehr wichtig sind, nennen die allermeisten die Sprachkenntnisse. Dazu kommen als besonders wesentlich die Erfahrungen über die Art, wie in dem jeweiligen Land gearbeitet wird (86 Prozent) sowie Kommunikationsfähigkeit, Selbstständigkeit und Eigeninitiative (jeweils rund 66 Prozent). Die Toleranz gegenüber fremdem Verhalten in einer fremden Kultur sticht noch einmal besonders hervor: Für 87 Prozent der Teilnehmer ist sie mit Blick auf ihre heutige Tätigkeit äußerst wichtig.
Diese Erfahrung macht auch Matthias Spitzer immer wieder. Sein Praktikum absolvierte er bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Peking. „Mir hat das Programm einen gewissen Weitblick verschafft“, resümiert er. Neben seinen Sprachkenntnissen hat der Wirtschaftswissenschaftler nach eigenen Worten „eine gute interkulturelle Sensibilität“ aus China mitgebracht. Inzwischen berät er mit seiner Unternehmensberatung in Frankfurt am Main internationale Banken und Finanzdienstleister in verschiedenen Ländern. Dabei helfen ihm die gewonnenen Kompetenzen regelmäßig, das richtige Verständnis für Diskussionskulturen und Problemlösungswege in anderen Kulturen zu finden.
Stipendiaten als Führungskräfte gefragt
Fast 90 Prozent der Befragten geben an, mit ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit zufrieden zu sein. Nahezu die Hälfte von ihnen trägt Führungsverantwortung. So auch Nurten Erdogan, die nach ihrem Praktikum bei der Dresdner Bank in Shanghai für PricewaterhouseCoopers und die Deutsche Bank arbeitete. „In der Zeit in China habe ich gelernt, dass Sensibilität und Offenheit einer Führungskraft wichtige Mittel sind, um ein Team zu motivieren, damit es erfolgreich zusammenarbeitet und so für das Unternehmen die besten Resultate erreicht“, sagt sie. Inzwischen ist Nurten Erdogan Managing Director bei der Commerzbank in Frankfurt am Main und leitet den Bereich Corporate Mergers & Acquisitions. In dieser Funktion befasst sie sich mit den Commerzbank-eigenen Unternehmenskäufen und -verkäufen, bei denen sie in ihrem Team und ihren Projekten regelmäßig mit unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten zusammentrifft.
Alle Erwartungen erfüllt
94 Prozent der Befragten betrachten ihre Teilnahme am Programm als nützliche und wertvolle Erfahrung und sehen ihre Erwartungen mehr als erfüllt. Sie haben eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen erworben, die ihnen in ihrem heutigen Beruf nützlich sind und eine erfolgreiche Karriere und eine hohe berufliche Zufriedenheit ermöglicht haben. Andreas Görres zieht sein persönliches Fazit: „Das Heinz Nixdorf Programm hat mich unterstützt, zu dem zu werden, der ich heute bin. Es ist eine Bündelung von Erfahrungen, die einzigartig und spannend sind.“ Auch die Unternehmen wissen um die Vorteile des Programms. „Die Erfahrungen, die wir mit den Stipendiaten gemacht haben, waren wirklich exzellent. Das Heinz Nixdorf Programm vermittelt hochausgebildete und motivierte Könner. Insbesondere unter dem interkulturellen Gesichtspunkt betrachten wir dieses Programm als große und interessante Chance zu lernen und sich weiterzuentwickeln“, sagt beispielsweise der Geschäftsführer von Puma Sports in Indien.
Über die GIZ
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ soll dazu beitragen, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern.
Autorin
Martina Keppeler, Unternehmenskommunikation, GIZ Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Bonn,
martina.keppeler@giz.de
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