Ausgabe 4 - 2014
Strahlkraft für den Mittelstand
Im Wettbewerb um Mitarbeiter gewinnt Employer Branding für mittelständische Unternehmen an Bedeutung. Viele Firmen wie der Schuhhersteller Lloyd arbeiten deshalb daran, zur starken Arbeitgebermarke zu werden. Die Initiative „Leuchtturm der Region“ von meinestadt.de und karriere.de unterstützt das Unternehmen dabei.
Experten schätzen, dass bereits heute in Deutschland 400 000 Fachkräfte fehlen. Für 2020 geht die Unternehmensberatung McKinsey sogar davon aus, dass zwei Millionen Arbeitsstellen nicht mit entsprechend qualifizierten Mitarbeitern besetzt werden können. „Bereits seit etwa zwei Jahren beobachten wir einen abnehmenden Arbeitnehmermarkt“, sagt Werner Wiersbinski, Director Jobmarket von meinestadt.de. „Wir sehen darin nicht nur eine momentane konjunkturelle Entwicklung, sondern einen langfristigen Trend.“ Besonders der demografische Wandel führe dazu, dass sich der War for Talents weiter verschärfen wird. Betroffen werden davon besonders mittelständische Unternehmen sein. Oft gehören diese zwar zu den Marktführern in ihrem Segment, sind aber einer breiten Masse weit weniger bekannt als große Konzerne. „Ihre personellen und finanziellen Ressourcen im HR-Marketing sind begrenzt“, so Wiersbinski. Beim Thema Employer Branding stehen deshalb viele vor einer schwierigen Aufgabe. „Sie können nicht alles mitmachen, werden sich aber dennoch als gute Arbeitgebermarke positionieren müssen, um weiter die richtigen Mitarbeiter für sich gewinnen zu können.“
Auch wenn die Bandbreite groß ist, sieht der Leiter des meinestadt.de-Stellenmarktes eine positive Tendenz: „Viele Unternehmen beginnen sich mit dem Thema zu beschäftigen oder sind bereits mittendrin.“
Schritt für Schritt
Letzteres ist beispielsweise bei der Firma Lloyd Shoes GmbH aus dem niedersächsischen Sulingen der Fall. Das Unternehmen gehört mit seinen über 500 Mitarbeitern am Hauptsitz zu den größeren Arbeitgebern der Region. Dazu kommen noch einmal rund 200 Beschäftigte in den bundesweit 32 Lloyd Stores sowie etwa 500 in ganz Europa. „Wir wissen, dass wir unsere Arbeitgebermarke weiter stärken müssen“, sagt Gordon Behrens, Personalreferent bei Lloyd. „Um auch künftig für Auszubildende, Betriebsingenieure oder Fachverkäufer für unsere Stores interessant zu sein, müssen wir ihnen zeigen, wer wir sind und was wir bieten.“ Dabei unternimmt der Schuhhersteller bereits sehr viel, um attraktiv für die Bewerber von heute und morgen zu sein. Das Unternehmen bietet beispielsweise flexible Arbeitszeit- und Job-Sharing-Modelle sowie Angebote für die Wiedereingliederung nach einer Erziehungspause. In der Lloyd-Akademie werden Mitarbeiter weitergebildet und Azubis umfangreich gefördert. Für das Recruiting setzt das Unternehmen auf alle gängigen Bewerbungswege sowie ein modernes Bewerbermanagement-System. „Jeder Bewerber soll schnell und qualifiziert eine persönliche Rückmeldung bekommen“, so Behrens. Für den Personaler sind diese und viele weitere Elemente ein Teil des Employer Branding von Lloyd. „Unsere Arbeitgebermarke entwickelt sich nach und nach, ohne dass bisher ein fester Plan dahinter stand.“ In den kommenden Monaten werden die einzelnen Instrumente und Konzepte gesammelt und dokumentiert. Langfristig werden sie dann unter einer Employer-Branding-Strategie zusammengefasst werden. Eckpunkte sind bereits heute der persönliche, familiäre Umgang im Unternehmen, wo möglich die Beteiligung der Mitarbeiter und eine klare, authentische und ehrliche Kommunikation.
Tue Gutes und rede darüber
„Lloyd steht stellvertretend für eine ganze Reihe von Mittelständlern“, sagt Werner Wiersbinski. „Sie gehören zu den Marktführern, bieten gute Arbeitsbedingungen sowie Karriere- und Wachstumschancen. Sie engagieren sich für ihre Mitarbeiter und prägen nachhaltig die Menschen und das Erscheinungsbild ihrer Region.“ Trotz dieser Eigenschaften sind sie oft wenig bekannt und fallen bei vielen Bewerbern durch das Raster. Über 1000 dieser Firmen aus ganz Deutschland hat karriere.de, das Portal von Handelsblatt und Wirtschaftswoche, nach strengen Kriterien zusammengetragen. „Als führender Stellenmarkt für die lokale Jobsuche wollten wir ihnen eine Möglichkeit bieten, sich als Arbeitgebermarke zu präsentieren“, sagt Werner Wiersbinski von meinestadt.de. Gemeinsam mit karriere.de entstand die Initiative „Leuchturm der Region“.
Sie soll den nominierten Firmen als Startpunkt oder als ergänzender Schritt bei der Entwicklung eines klaren Employer Branding dienen. Die Betriebe werden auf beiden reichweitestarken Portalen als bedeutende Wirtschaftsmotoren ihrer Region hervorgehoben und in den Fokus gerückt. Dafür machen sich erfahrene Redakteure der Verlagsgruppe Handelsblatt vor Ort ein umfassendes Bild. Sie interviewen Mitarbeiter und Management, um die Eignung und Besonderheiten der Firma herauszuarbeiten. Anschließend erstellen die Journalisten daraus Berichte, die Bewerbern beispielsweise das Unternehmen, seine Kultur und Bedeutung für die Region vorstellen. „Viele Betriebe schätzen diesen objektiven Außenblick und nutzen ihn als wertvollen Input für die Weiterentwicklung ihrer Arbeitgebermarke“, so Wiersbinski. Für den Stellenmarkt-Leiter besteht darin eine der großen Stärken der Initiative. „Die Texte sind eine professionelle Beratungsleistung, die Benefits, Reason Why und Kernbotschaften liefert.“ Prominent werden die Inhalte auf den Portalen in besucherstarken Kanälen platziert und über Teaser, Links und Sonderformate beworben. Zudem werden Stellenangebote mit dem Leuchturm-Siegel hervorgehoben, das auch für Anzeigen oder Messen genutzt werden darf (siehe Abbildung).
Abbildung
Lloyd – Leuchtturm der Region Sulingen

Der Mittelständler Lloyd präsentiert sich als Leuchtturm der Region. Das Unternehmen, die Personalarbeit sowie Produkte und Dienstleistungen werden von Redakteuren ansprechend vorgestellt.
Weithin sichtbar
„Wir sind mitten im Prozess, unser Employer Branding weiter zu professionalisieren“, erklärt Gordon Behrens von Lloyd. Die Herausforderungen im Recruiting liegen für den Personaler dabei in zwei Bereichen. „Unsere Zielgruppe ist heterogen und reicht von Schuhfertigern über kaufmännische Mitarbeiter bis hin zu Vertriebs- und Logistikprofis sowie Fachverkäufer.“ Hinzu kommt, dass der Schuhhersteller sowohl Auszubildende als auch erfahrene Mitarbeiter für Sulingen und in ganz Deutschland sucht. „Die Auszeichnung als ‚Leuchtturm der Region‘ passt für uns deshalb perfekt“, so Behrens. Ohne eine komplett fertige Strategie bekommt das Unternehmen eine fundierte Darstellung als attraktiver Arbeitgeber. „Ein Quick Win, durch den wir uns etwa in der Region im Wettbewerb um Nachwuchskräfte abheben können“, so Behrens. Auch die bundesweite Strahlkraft sieht er als Vorteil, da Lloyd auf beiden Portalen objektiv und glaubwürdig als attraktiver Arbeitgeber zu sehen ist. Bereits nach ein paar Monaten spürt er die Wirkung bei Bewerbern und zieht ein positives Fazit: „Wir bekommen gutes Feedback, viele Interessenten nehmen das Siegel bei den Anzeigen wahr und lesen die Berichte zu Lloyd“, unterstreicht der Personalreferent. Unlängst hat er diese Erfahrung bei Bewerbungsgesprächen für den neuen Store in Düsseldorf wieder gemacht. „Die Bewerber nutzen die Inhalte für die Vorbereitung und sehen sie als wertvolle Information über uns als Arbeitgeber.“
Autorin
Tonia Sanna, Head of Corporate Communications, meinestadt.de, Köln,
tonia.sanna@meinestadt.de
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