Messe und Manager im neuen Look



Die Messesaison für HR startet wieder. Los geht es mit der „Personal Nord“ am 26. und 27. April in Hamburg. Dort erwarten den Besucher aktuelle Trends aus den Bereichen Software, Recruiting, BGM – und Businessmode.
Die Krawatte ist out. Topmanager wie Daimler-Vorstand Dieter Zetsche oder Conti-Chef Elmar Degenhart verzichten immer öfter auf das formale Accessoire. In Deutschlands Vorstandsetagen greift der „No-Tie-Trend“ um sich, eine Entwicklung, die das Personalmanagement genauso aufmerksam verfolgen sollte wie die digitale Revolution. Denn beide Phänomene hängen eng miteinander zusammen, was einem spätestens nach dem Besuch der diesjährigen „Personal Nord“ klar sein wird.
Turnschuhe statt Krawatte
Zum einen orientiert sich der neue Look an der Generation der Digital Natives, die einen selbstverständlichen Umgang mit den technischen Gimmicks pflegt und es sowohl in Sachen Kleidung als auch Unternehmenskultur eher locker mag. „Wear sneakers not ties“ heißt daher die Empfehlung von Frauke von Polier für eine Corporate Culture, die junge, technikbegeisterte Leute anzieht. In ihrer gleichnamigen Keynote zum Erfolgsfaktor Unternehmenskultur geht die Personalmanagerin von Zalando außerdem der Frage nach, ob der unternehmerische Geist des Silicon Valley auf Deutschland übertragbar ist.
Der veränderte Kleidungsstil macht aber zugleich einen grundlegenden Wandel in der Arbeitswelt sichtbar, der auch ein zentrales Thema auf der „Personal Nord“ ist: Wo sich die Sphären von Berufs- und Privatleben dank digitaler Möglichkeiten zunehmend überlagern, verschwimmen auch die Grenzen zwischen Business und Casual Look. Wer zur Gruppe der „Mobile Worker“ gehört und im Homeoffice oder mit dem Laptop im Café arbeitet, tendiert bei der Kleiderwahl eher zum bequemen Kapuzenpulli als zum steifen Anzug oder umständlichen Kostüm.
Sascha Lobo trägt bei seinen Vorträgen zwar lange Hose, Sakko und Hemd (ohne Krawatte). Dennoch unterscheidet sich Deutschlands bekanntester Internetexperte schon rein äußerlich von der traditionellen Unternehmenswelt. Der rotgefärbte Irokesenschnitt des Berliners macht sinnfällig, dass in der digitalen Welt ein anderes Mindset vorherrscht. Ein Mindset, das oft disruptiv wirkt. „Work in Progress: Wie sich Arbeit durch die Digitalisierung verändert“ lautet der Titel von Lobos Vortrag rund um Projektarbeit, Crowdworking und Geschäftsmodelle von Plattformen wie Uber und Airbnb.
Nicht nur mit Lobos Eröffnungskeynote knüpft die „Personal Nord“ thematisch an die „Zukunft Personal 2015“ an. Das dortige Messemotto „arbeiten 4.0“ wird in Hamburg mit dem Spotlight „Digital Excellence“ fortgesetzt. In Vorträgen und Diskussionen zur digitalen Transformation erfahren die Besucher, wie sie die Organisationsstrukturen und die Arbeit von morgen gestalten, ihre Mitarbeiter auf die neuen Anforderungen vorbereiten und digitales Know-how für die Personalarbeit nutzen können. Darüber hinaus zeigen über 250 Aussteller auf der Messe, wie sie HR bei seinen künftigen Aufgaben unterstützen. Mehr als die Hälfte der präsentierten Lösungen kommt aus dem Bereich HR-Software.
Von Digitalisierung bis Dienstrad
Weitere Ausstellungsschwerpunkte in Hamburg sind Personalberatung und Personaldienstleistungen, Recruiting, Weiterbildung und Training, Betriebliches Gesundheitsmanagement und HR-Start-ups. Für die Letztgenannten wird nun auch auf der „Personal Nord“ ein eigener Bereich geschaffen. Wie erstmals beim „Start-up-Village“ auf der vergangenen „Zukunft Personal“ präsentiert dort die Gründerszene ihre Innovationen für Recruiting, E-Learning, Employee Engagement, Gesundheitsförderung sowie das Dienstfahrrad.
Wie sich Innovationen in etablierte Unternehmensprozesse integrieren lassen, können die Fachbesucher am Nachmittag des ersten Messetages von Maximilian von der Ahé erfahren. Der Gründer und CEO von Betahaus, einem Coworking-Space-Anbieter, kennt sich mit der Schnittstelle von etablierten Unternehmen zu Start-ups aus. In seiner Keynote „Toptalent-Entwicklung: Wie Corporates von Start-ups und ihren Arbeitsweisen profitieren“ wird er die Dos and Don'ts für den Wissenstransfer zwischen etablierten und neuen Unternehmensstrukturen verraten.
Der Trend geht zum Event
Neben dem innovationsfördernden Spirit und der lockeren Kleiderordnung können sich HRler aber noch mehr von Jungunternehmen abschauen, wenn es nach dem Messeveranstalter geht. In Start-ups wird der Teamgeist oft von einer ausgeprägten Feierkultur getragen. Nicht umsonst beschäftigen manche einen Feelgood-Manager, der sich um die Stimmung kümmert und Events organisiert. Diese Richtung schlägt in gewisser Weise auch die Messe ein.
So setzt das Spring Messe Management in diesem Jahr noch stärker auf den Eventcharakter. Programm-Highlights wie die Keynotes und Podiumsdiskussionen finden in einer zentralen Arena statt. „Eventforum“ wurde diese neue Anlaufstelle getauft. Dort wird es auch neue Veranstaltungsformate zu sehen geben, zum Beispiel den Dialog „Business & Science connect“. In der 90-minütigen Session diskutieren André Häusling (HR Pioneers) und Nils Fuhrmann (Whatever Mobile) mit Professor Dr. Stephan Fischer von der Hochschule Pforzheim über die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. Dabei gehen sie laut Veranstaltungstitel dem „Mythos Agilität“ auf den Grund.
Noch deutlicher wird die Eventorientierung dann am Ende des ersten Messetages: Aus dem Ausstellerabend wird eine Party für alle. Beim „HR-Feierwerk“ können in diesem Jahr nicht nur die Messeaussteller, sondern auch die Besucher und weitere Interessierte zusammen feiern, tanzen und netzwerken. Als Partylocation wurde das Edelfettwerk Hamburg gebucht, das auf vier Floors mit Livemusik, DJ-Sets, Lasershow, Comedy und ausgiebigem Buffet aufwartet. Im Eintrittspreis für das „HR-Feierwerk“ (58 Euro) ist ein Tagesticket für die Messe enthalten.
Wer dann am nächsten Tag womöglich etwas müde auf der Messe erscheint, findet vielleicht bei dem ein oder anderen BGM-Anbieter das Richtige, um wieder in Schwung zu kommen. Ansonsten kann er sich in der letzten Keynote darüber informieren, wie er sich und seine Mitarbeiter durch gesundheitswirksames Führen fit hält. Dr. Dirk Lümkemann, Sportmediziner und Inhaber von Padoc, referiert über „Eigenverantwortung im unternehmerischen Gesundheitsmanagement“.
Dauerbrenner Recruiting
Neben der digitalen Transformation und dem BGM fokussiert die „Personal Nord“ besonders das Recruiting. In Praxisforum 1 spricht zum Beispiel Christian Freund, Director of Sales DACH bei Indeed, am ersten Messetag über die „Psychologie der Jobsuche“. An selber Stelle wird auch Jens Heuter, Leiter Sales Marketing von Stepstone, die „Recruiting Trends 2016“ vorstellen. Eine Podiumsdiskussion im zweiten Praxisforum wird hingegen die Frage erläutern: „Sind Jobbörsen ein Auslaufmodell?“ Raoul Fischer, Korrespondent beim Verlag Werben & Verkaufen, spricht mit Dr. Wolfgang Achilles (Jobware), Ronald Thoden (Jobticket) und Wolfgang Brickwedde (Institute for Competitive Recruiting).
Das aktuelle Thema Integration von Flüchtlingen kommt in Hamburg dagegen etwas kurz. Hier war bei Redaktionsschluss nur ein „Meeting Point“ unter dem Titel „Was können wir als Unternehmen zur Integration von Flüchtlingen beitragen?“ geplant. Bei der „Personal Süd“ in Stuttgart im Mai wird es dazu einen eigenen Ausstellungsbereich geben, die sogenannte „Integration-Area“. Auf dieser Plattform sollen sich Betriebe, Verbände und Dienstleister zum Thema austauschen.
Der „Meeting Point“ gehört zu den bewährten Messeformaten. Unter professioneller Moderation diskutieren die Fachbesucher in informeller Runde, was in der HR-Praxis funktioniert und was nicht. Ebenfalls bekannt dürfte den Fachbesuchern die „Aktionsfläche Training“ sein, wo Trainer und Coaches Bausteine aus ihren Seminaren und Workshops präsentieren. Hier geht es stets sehr interaktiv zu.
Dasselbe gilt auch für den „HR-Round-Table“ und den „HR-Battle“. Während beim ersten Format Personaler in zwangsloser Atmosphäre miteinander debattieren, steigen beim „HR-Battle“ zwei Meinungsgegner in den Ring. Unter anderem treten die beiden Professoren Armin Trost (Business School der Hochschule Furtwangen) und Jörg Knoblauch (Tempus Unternehmensberatung) zu der Frage: „Brauchen wir noch Mitarbeitergespräche?“ gegeneinander an.
Praxisbeispiele aus dem Norden
Im Sonderbereich „HR & Law“ können Fachbesucher dann noch ihre arbeits- und datenschutzrechtlichen Fragen bei Arbeitsrechtsexperten loswerden. Die Vorträge dort beschäftigen sich mit den juristischen Folgen von Big Data, befristeten Arbeitsverhältnissen, Schwarzarbeit und Social Media.
Abgerundet wird das Programm der „Personal Nord“ von einem Best-Practice-Panel, das wie der „HR-Battle“ im Eventforum angesiedelt ist. Hier erläutern zum Beispiel drei Unternehmen mit dem Prädikat „Hamburgs beste Arbeitgeber“, wie sie Fachkräfte gewinnen und binden. Werfen Sie bei der Gelegenheit doch einmal einen Blick auf die Outfits der Referenten. Eine Krawatte werden Sie dann vermutlich vergebens suchen.
Autor
Christoph Bertram
Personal 2016 Nord und Süd
Personal Nord
Zeit: 26.-27. April 2016, täglich von 09.00-17.30 Uhr
Ort: Hamburg Messe und Congress, Halle A4, Messeplatz 1, 20357 Hamburg
Infos und Anmeldung unter: www.personal-nord.com
Personal Süd
Zeit: 10.-11. Mai 2016, täglich von 09.00-17.30 Uhr
Ort: Messe Stuttgart, Halle 4 und 6, Messepiazza 1, Eingang Ost, 70629 Stuttgart
Infos und Anmeldung unter: www.personal-sued.de
Parallelveranstaltung: Corporate Health Convention
Veranstalter: Spring Messe Management
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