Ausgabe 5 - 2012
Freiheit und Gerechtigkeit
Eines gleich vorweg: Dies ist kein Nachruf! Thomas Sattelberger verabschiedet sich zwar nach 40 Jahren Personalarbeit aus den Machtzentralen deutscher Großkonzerne – seine Vitalität allerdings ist ungebrochen. Oder wie Sattelberger formulieren würde: Es blitzt noch in seinen Augen.
Er ist die personifizierte Personalprofession, vordenkend und vorpreschend, mahnend und motzend. Sattelberger ist der Thinktank und Lautsprecher einer ganzen Zunft. Ein Machtmensch, der für seine Ideale unnachgiebig kämpft. Mag es auch ein Novum sein, dass die Personalwirtschaft die Titelgeschichte nicht erst posthum einem einzigen Mann widmet, dessen berufliche Lebensleistung einzigartig ist: Thomas Sattelberger hat sich diese Ausnahmestellung erarbeitet, ist nicht zuletzt wegen seiner einfallsreichen Wortakrobatik die mediale Lichtgestalt des Personalmanagements. Und wenn der Frontmann die HR-Bühne verlässt, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen.
In einem ausführlichen Interview erlebten wir Sattelberger nicht nur als den bekannten Strategen für HR-Themen, sondern lernten ihn überdies als Menschen kennen, der sein ganzes Leben hindurch nach Gerechtigkeit und Freiheit strebte. Ob als marxistisch-leninistisch geprägter Student der APO-Zeit, Bildungsverantwortlicher bei Daimler oder Personalvorstand bei der Deutschen Telekom – Sattelberger hisste überall die Fahne der Freiheit. Konflikte zwischen seinen Werten und Funktionen waren dabei unvermeidlich.
Thomas Sattelberger löste diese Fragen regelmäßig in der Auseinandersetzung mit sich selbst. Die Jahre existenzieller Unternehmensentscheidungen und zahlreicher Tarifauseinandersetzungen haben ihn hart werden lassen. Das bekam auch sein Umfeld zu spüren. Deshalb verwundert nicht, dass wir bei der Anfrage nach Stimmen und Meinungen zu Thomas Sattelberger aus Gewerkschaftskreisen nur Absagen erhielten.
Für mich persönlich schließt sich mit dieser Ausgabe ein Kreis. In den Neunzigerjahren, als Volontär in der Redaktion der Personalwirtschaft, erhielt ich den Auftrag, über die Gründung eines neuen HR-Netzwerks zu schreiben. Die Initiative „Selbst GmbH“ war angetreten, das System Arbeit kritisch zu begleiten. Einer der Initiatoren war Thomas Sattelberger, den ich auf den ersten Netzwerktreffen schon damals als prägende Gestalt für die Personalarbeit kennen gelernt habe und bis heute journalistisch begleite. Ich bin sicher, das wird auch in Zukunft so bleiben. Schon deshalb ist dies kein Nachruf.
Jürgen Scholl, Herausgeber
- Freiheit und Gerechtigkeit
- Stockholm, bitte melden!
- „Habt Ihr genügend Freiheiten?“
- Väter im Fokus
- Talente und Kompetenz im Gleichgewicht
- Frische und Vielfalt
- Was will ich für wen wo und wie sein?
- Aufspringen ist Pflicht
- Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
- Mit den falschen Netzen fischen
- Der neue Ethik-Kodex des iGZ
- Mehr Selbstverantwortung wagen
- Lass den Bauch sprechen
- Warum „Nein“ manchmal „Ja“ bedeutet
- Wenn die Großen fragen
- Mitarbeiter führen heißt Gehirne führen
- Traum oder Trauma?