Ausgabe 5 - 2014
Die Causa Schick
Kurz vor Redaktionsschluss platzt die Meldung herein, dass Marion Schick, Personalvorstand der Deutschen Telekom, das Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen und „im beiderseitigem Einvernehmen“ verlassen wird. Damit ist nun offiziell, was hinter den Kulissen schon seit Längerem gemunkelt wurde. Die Personalwirtschaft recherchierte bereits im Januar, um zu erfahren, was an den Gerüchten dran sei, Frau Schick komme nicht mehr zurück ins Unternehmen. Sie war seit Dezember letzten Jahres krankgeschrieben, von einem Hörsturz war die Rede.
Marion Schick hatte als Nachfolgerin von Thomas Sattelberger wahrlich keinen leichten Stand, trat sie doch in die Fußstapfen einer der mächtigsten HR-Vorstände. Doch sie agierte auch nicht sonderlich geschickt. Sie trennte sich von Personen und Projekten, die mit Sattelberger in Verbindung standen. In der Öffentlichkeit versuchte sie das Thema der älteren Belegschaften zu besetzen, während ihr intern bei der Telekom bereits früh zentrale HR-Zuständigkeiten, Personalplanung und Führungskräfteentwicklung, weggenommen wurden. Der jetzige Vorstandsvorsitzende und damalige Finanzvorstand Höttges sei einer der Treiber dieser Demontage gewesen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schick hatte offensichtlich nicht den Machtinstinkt und die Durchsetzungskraft, die man als Vorstand in einem der größten Dax-Unternehmen benötigt. Aber woher sollte sie auch diese Kompetenzen mitbringen? Wir erinnern uns: Frau Schick war vor ihrer Telekom-Zeit in der Wissenschaft und Politik tätig: Professorin, Hochschulpräsidentin, Personalvorstand bei der Fraunhofer Gesellschaft und für kurze Zeit CDU-Bildungsministerin in Baden-Württemberg.
Wir dürfen gespannt sein, mit welchem Suchprofil die von der Telekom beauftragten Headhunter nun unterwegs sind, um die vakante Stelle zu besetzen. Die Recruiting-Abteilung der Telekom wird bei dieser Stellenausschreibung sicherlich außen vor bleiben. Und das, obwohl sie seit Jahren erfolgreich selbst Active Sourcing betreibt und gezielt Kandidaten über Xing, Linkedin oder den Datenbanken der Jobbörsen kontaktiert. In unserer Titelstrecke haben wir uns intensiv mit dieser neuen Form des Recruitings auseinandergesetzt. Vor wenigen Jahren noch als Hype von vielen eher belächelt, nimmt Active Sourcing an Fahrt auf. Vor allem bei Spezialisten-Profilen vermelden Recruiter große Erfolge. Sie agieren damit zunehmend als interne Personalberater. Für die Headhunter bleibt dann mehr Zeit, um die richtigen Vorstände zu finden.
Erwin Stickling, Chefredakteur
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