Ausgabe 6 - 2012
Die richtigen Leute kennen
Dem ehemaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer wird eine typisch kölsche Parole zugeschrieben: „Mer kennt sich, mer hilft sich.“ Für die einen erscheint dieses als Klüngel bezeichnete Netzwerken durchaus sympathisch und hilfreich, für andere ist es der Inbegriff von Vetternwirtschaft, Nepotismus. Köln liefert hierzu leider immer wieder Beispiele, aber auch in südlichen Gefilden der Republik ist Vetternwirtschaft nicht unbekannt (Spezlwirtschaft). Was hat das Ganze nun mit HR zu tun?
Es gibt offensichtlich eine neue, allerdings positive Art der Pöstchenschieberei, auf die immer mehr Unternehmen im Personalmarketing bauen: Mitarbeiter empfehlen Mitarbeiter. Dabei geht es nicht darum, jemandem aus Nettigkeit oder Verbundenheit eine Stelle zu verschaffen, für die er oder sie eigentlich nicht geeignet ist. Es geht darum, beim Angeln im Goldfischteich der heiß begehrten Fach- und Führungskräfte schneller und einfacher den richtigen Fang zu machen. Dabei überlassen die Unternehmen nichts dem Zufall. Sie implementieren Mitarbeiter-Empfehlungsprogramme (MEP), die zum Teil beachtliche monetäre Incentives in Aussicht stellen. Mitarbeiter werden gezielt angesprochen, um quasi als interne Personalberater ihr privates Netzwerk zu aktivieren. Die Rückmeldungen aus den Unternehmen und die Ergebnisse aus aktuellen Studien, die wir in unserer MEP-Titelstrecke zusammengetragen haben, zeugen von einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte. Professor Armin Trost hat in seiner Studie eine Erfolgsquote von sieben zu drei ermittelt: Auf sieben Mitarbeiterempfehlungen erfolgen drei Einstellungen. Auch der aktuelle Recruiting-Report von Wolfgang Brickwedde zeigt, dass Unternehmen große Hoffnungen in Mitarbeiterempfehlungen setzen.
Empfehlungen kann man guten Gewissens allerdings nur aussprechen, wenn man von seinem Arbeitgeber überzeugt ist, wenn man selbst gerne zur Arbeit geht. In diesem Sinne sind die zehn Personen, die wir im Rahmen unserer Beilage „Mitarbeitermotivation“ portraitiert haben, beste Botschafter für Mitarbeiterempfehlungen. Hier spürt man eine enorme Begeisterung für den Job. Warum? Gestaltungsfreiheit und ein gutes Team sind zwei zentrale Motivationsfaktoren. Begeistert kam auch unser Kollege Alex Kolberg von seiner Reportage-Reise aus Herzogenaurach zurück. Er tauchte für einen Tag in die HR-Welt bei Adidas ein. Über mangelnde Empfehlungen muss sich dieses Unternehmen keine Sorgen machen.
Erwin Stickling, Chefredakteur
- Die richtigen Leute kennen
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