Ausgabe 6 - 2017
„Sehnsucht nach Gestaltung und Verantwortung“

Oliver Maassen sieht für HR zurzeit vor allem die Chance, Vorreiter statt Abarbeiter zu sein. Aus Erfahrung weiß er: Der Einsatz für eigene Überzeugungen lohnt sich.
Zum April dieses Jahres sind Sie aus der Beratung wieder auf die Unternehmensseite gewechselt – aber nicht ins Bankwesen, sondern zu Trumpf.
Die Arbeit in der Beratung ist herausfordernd und macht Sinn. Häufig ist man als Berater aber schon wieder auf dem nächsten Projekt und erlebt die neuen Entwicklungsprozesse im Unternehmen nicht mehr. Ich hatte Sehnsucht nach Gestaltung und Verantwortung. Deshalb der Weg zurück auf die Unternehmensseite. Trumpf bietet als mittelständischer Weltmarktführer herausragende Möglichkeiten, mit einem starken HR-Team Unternehmenserfolg mitzugestalten.
Nach Ihrem Sabbatical traten Sie in die Geschäftsführung einer Unternehmensberatung ein. Warum?
Wer sich aus seinem sozialen System begibt und auf Reisen geht, verändert den Blickwinkel. Als sich für mich nach meiner Rückkehr die Möglichkeit ergab, als Geschäftsführer einer angesehenen Strategie-, OE- und HR-Beratung meine Überzeugungen von wirkungsvoller HR-Arbeit in unterschiedlichste Unternehmen bringen zu können, habe ich begeistert zugegriffen. Veränderungsbereite Unternehmen auf dem Weg zu einer auf die Menschen fokussierten Organisation zu begleiten, ist eine wunderbare Aufgabe.
Warum haben Sie 2012 die Hypovereinsbank verlassen?
Die Finanzkrise hat uns damals alles abverlangt. Es ging um das Überleben des Finanzsystems und seiner Banken. Mit höchstem persönlichem Einsatz ist es uns als Managementteam gelungen, die HVB erfolgreich durch die Krise zu führen. Nach dieser Erfahrung habe ich für mich keine interne Entwicklungsperspektive mehr gesehen und auch persönlich nach etwas Abstand gesucht.
Für die Unicredit Group waren Sie auch in Mailand tätig. Hat das italienische Temperament Auswirkungen auf den Berufsalltag des Personalers?
Eher auf den Magen … In Italien werden die wichtigsten Entscheidungen nicht in Meetings getroffen, sondern beim Kaffee am Automaten oder in der Bar. Soviel Kaffee wie in den Mailänder Zeiten habe ich nie wieder getrunken.
In Ihrem Lebenslauf geht es immer wieder um Innovation und Fortschritt. Wie wichtig ist die Zukunftsgewandtheit für HR?
Da ist viel Leidenschaft drin und die Zukunft der HR-Funktion liegt mir wirklich am Herzen. Gerade deshalb tut es so weh zu erleben, wie sich unsere Zunft häufig selbst das Leben schwer macht. Wir haben in diesen Zeiten großer Veränderungen die einmalige Chance, Vorreiter und nicht Abarbeiter zu sein, wenn wir uns selbst mit Kraft und Ausdauer transformieren. Das versuche ich vorzuleben und suche dafür immer wieder Mitstreiter.
Sie haben schon einige Auszeichnungen erhalten. Welche war Ihnen die Wichtigste?
Wirklich berührt hat mich eine Auszeichnung meines Teams zum besten HR-Team der Gruppe auf Basis einer internen Kundenbefragung. Das kam für uns völlig überraschend, weil wir unsere Geschäftsbereiche mit allen Führungskräften und Mitarbeitern zuvor durch eine extrem schwierige Umbruchphase begleitet hatten. HR kann also nicht nur fachlich relevante Beiträge zur Geschäftsentwicklung leisten, sondern dabei auch höchste Wertschätzung erfahren, wenn die Prozesse hoch professionell und mit klugem Stakeholder-Management gestaltet werden.
Hatten Sie einen Mentor?
Für mich war jeder Chef zugleich ein Wegbegleiter und Mentor, das sehe ich auch selbst als meine wichtigste Aufgabe als Führungskraft an. Also großer Dank an: Karl-Heinz Große Peclum, Paul Siebertz, Rino Piazzolla und Theodor Weimer. Und ich freue mich darauf, dass mit Nicola Leibinger-Kammüller jetzt erstmals eine Frau dazukommt.
Gab es Irrwege oder Sackgassen auf Ihrem Weg?
Ich habe mich oft an Fronten verkämpft, wo mein Gerechtigkeitsempfinden angegriffen wurde. Rückblickend kann ich dennoch sagen, dass es trotz aller Widerstände immer den Einsatz wert ist, für eigene Überzeugungen und höhere Werte einzustehen. Ich jedenfalls mache es immer wieder – möglicher Sackgassen zum Trotz.
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