Ausgabe 7 - 2015
Nicht nur Kuschelecken
In der Redaktion diskutieren wir immer wieder über die wahre Rolle der Personalmanager, die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Erwartung und Selbstverständnis. Wir fragen Experten, kluge Köpfe und prominente Redner, Beiräte wie Berater – und natürlich unsere Leser. Das Bild, das daraus entsteht, kann bunter nicht sein. Im Panoptikum der Personalwelt findet sich beinahe alles, sogar neue Funktionen wie beispielsweise der Chief Happiness Officer.
Genau das spiegelt auch diese Ausgabe der Personalwirtschaft wider: ein Kaleidoskop der HR-Profession. In unserer Titelgeschichte widmen wir uns den neuen Anforderungen an zukünftige Arbeitsplätze und moderne Bürowelten (Seite 14). Immer mehr Unternehmen experimentieren unter dem Schlagwort Open Space mit neuen Raumkonzepten, um agiler zu werden. Wer stimmt nicht gerne zu, wenn die zukünftige Arbeit durch Kooperation und Kollaboration geprägt sein soll? Schließlich, so heißt es, lasse uns die zunehmende Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse keine andere Wahl als Raum für Vernetzung zu schaffen. Gut durchdacht und gut gemacht, erzielen diese Veränderungen durchaus die erhofften Impulse. Doch es gibt, wie bei allen Change-Projekten, viele Skeptiker und Besitzstandswahrer.
Für HR heißt das, Zukunftsszenarien für die Arbeit von morgen zu entwickeln, Bedürfnisse abzufragen und Mitarbeiter einzubinden. Gesucht werden vorausschauende Strategen, zupackende Umsetzer und sensible Kommunikatoren. Denn mitzunehmen sind eben auch diejenigen Mitarbeiter, die den immer gleichen Schreibtisch mit den immer grünen Gummibäumen durchaus schätzen. Diese Welt aber existiert in der neuen Unternehmensarchitektur nicht mehr.
Klingt spannend, genau richtig für HR. Ist aber eben nur ein Teil der Personalarbeit. Eine ungeliebte und doch unvermeidliche weitere HR-Aufgabe findet sich in unserer Rubrik Forum: die Auseinandersetzung mit den Sozialpartnern (Seite 10). Dass dies alles andere als eine Routineaufgabe ist, zeigt die gestiegene Streikfreude der Gewerkschaften. Ob Deutsche Bahn, Lufthansa oder Deutsche Post – die Personalvorstände dort sind wahrlich nicht zu beneiden und sie wirken, wie Bahn-Vorstand Weber, zunehmend ratlos. Die kleinen Spartengewerkschaften werden weiter versuchen, ihre Verhandlungsmacht auszuspielen. Da hilft auch kein Tarifeinheitsgesetz. Da hilft nur faires Ringen um das Machbare und der Mut, neue Wege zu gehen. Auf die zunehmende Härte der tariflichen Auseinandersetzungen müssen sich Personaler wohl oder übel einstellen. Da helfen dann auch keine Kuschelecken in Open Space-Büros.
Erwin Stickling
Chefredakteur
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- Weitere Streiks drohen
- Mit Kickertisch und Kuschelecke
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- Die Arbeit muss zum Leben passen
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- Quadratur des Kreises
- Die Balance zwischen global und lokal
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- Das Prinzip der minimalen Führung
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