Ausgabe 9 - 2017
„Eine inhaltliche Verzahnung von HRM und Kommunikation ist unerlässlich“
Erik Bethkenhagen wechselt die Seiten

Der langjährige Kienbaum-Geschäftsführer Erik Bethkenhagen ist seit Anfang Juli Leiter Kommunikation und HR bei Go Ahead Bahn & Bus. Die deutsche Tochter des britischen Verkehrsunternehmens ist mitten in der Mobilisierungsphase für den Betriebsstart in 2019.
Personalwirtschaft: Sie waren 17 Jahre lang als Berater für Kienbaum tätig. Aus welchen Gründen haben Sie sich nun eine neue berufliche Herausforderung gesucht?
Erik Bethkenhagen: Nun, ich denke, nach so langer Zeit bei einem Arbeitgeber ist es normal, sich noch einmal einer neuen Herausforderung zu widmen. Bei Go Ahead reizt mich insbesondere die Kombination der starken und etablierten Mutter in Großbritannien mit dem Start-up-Charakter in Deutschland. Man kann auf der einen Seite Dinge gänzlich neu gestalten – und parallel von bewährten Prozessen profitieren. Ein Unternehmen mit großen Wachstumszielen von vornherein mitzugestalten, hat für mich erheblichen Reiz.
Sie waren bei Kienbaum vor allem in den Ressorts Marketing und Unternehmenskommunikation tätig. In welchen Bereichen konnten Sie dort HR-Expertise sammeln?
Wir haben in unserem Kernberatungsfeld Employer Branding unsere Projekte nie als reine Kommunikationsprojekte betrachtet Es ging uns immer darum, strategisch und operativ herauszuarbeiten, welche HR-Attribute ein Unternehmen als Arbeitgeber attraktiv machen. Insofern war die Konzeption der HR-Strategie immer ein wesentlicher Faktor unserer Arbeit und unserer Handlungsempfehlungen. Zudem habe ich als Mitglied der Gruppengeschäftsführung lange Zeit daran mitarbeiten dürfen, die Kienbaum-interne HR-Architektur immer besser zu machen.
Bei Go Ahead sind Sie sowohl für Marketing und Kommunikation als auch für das HRM verantwortlich. Warum wurde diese Stelle bei Go Ahead neu geschaffen? Worin bestehen Vorteile, worin eventuell Nachteile dieser Kombination?
Das Herausarbeiten eines attraktiven Arbeitgeberprofils ist Aufgabe des HRM. Zu wissen, was für die Zielgruppen relevant und das Unternehmen realistisch ist, ist gemeinsame Aufgabe mit der Kommunikation mit Blick auf das Ziel einer realistischen und relevanten Employer Value Proposition. Genauso wie der nächste Schritt, also die Vermarktung der Arbeitgeberattribute. Insofern ist eine inhaltliche Verzahnung von HRM und Kommunikation unerlässlich, die sich idealerweise auch in der Struktur widerspiegelt. Alles andere birgt die Gefahr von Effizienzverlusten und Disparitäten zwischen Arbeitgeberversprechen und betrieblicher Realität.
„Um diese Menschen bei uns zu halten, braucht es ein Führungsverständnis, das Kommunikation groß schreibt und Hierarchien minimiert.“
Sehen Sie einen generellen Trend hin zum sogenannten One-Branding und dem Zusammenwachsen von Marketing-, Employer-Branding- und HR-Maßnahmen?
Ich glaube, dass das noch sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Dort, wo es lange gewachsene Strukturen gibt, insbesondere in sehr großen Unternehmen, gibt es oft eher noch die klassische Trennung. Bei mittelständischen Unternehmen hingegen gibt es meiner Erfahrung nach ganz klar diesen Trend. Hier kann man oft schneller reagieren und neue Strukturen etablieren.
Go Ahead will nach eigener Aussage Maßstäbe setzen als Arbeitgeber, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mit welchen Maßnahmen oder Konzepten und mit welchem Ziel?
Wir möchten als Unternehmen zunächst einmal in Sachen Mobilität Maßstäbe setzen und über die Schiene hinausdenken. Dafür brauchen wir Menschen, die über den Tellerrand blicken können. Um diese Menschen für uns zu gewinnen und bei uns zu halten, muss man ihnen die Freiheit geben, kreativ tätig zu sein. Dazu gehört ein Führungsverständnis, das Orientierung gibt, Kommunikation großschreibt und Hierarchien minimiert. Das fängt bei offener Bürogestaltung an und endet bei unseren Führungsleitlinien, die dem Erreichen dieses Ziels dienen müssen. Genauso möchten wir das Berufsbild des Triebfahrzeugführers aufwerten und wieder zu einem Traumberuf für Kinder machen.
Sehen Sie es als Vor- oder als Nachteil an, dass Go Ahead in Deutschland noch am Anfang seiner Entwicklung steht, Sie sozusagen Pionierarbeit leisten müssen?
Absolut als Vorteil, weil man von erprobten Dingen in England lernen kann, Fehler vermeidet, aber frei ist in der eigenen Gestaltung. Natürlich ist da viel operative Kärrnerarbeit gefragt, aber das erdet parallel zu den strategischen Fragestellungen auch angenehm.
Worin sehen Sie die wichtigsten und größten Herausforderungen Ihrer Personalarbeit in den kommenden Monaten?
Die Personalstrukturen so auf- und auszubauen, dass Stuttgart und Berlin ideal arbeiten können, Top-Triebfahrzeugführer in Baden-Württemberg zu gewinnen und den Start-up-Spirit in die nächste Wachstumsphase mitzunehmen.
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