So oder so: Genauso, wie es früher einmal war, wird es auf absehbare Zeit nicht mehr werden. Es gilt, das Positive der vergangenen Monate zu bewahren und vielleicht sogar auszubauen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement etwa wird vermutlich an Bedeutung gewinnen und zu einem noch wichtigeren Argument für Arbeitgeber. Technisch sind Webkonferenzen gekommen, um zu bleiben. Persönliche Kontakte sind zwar nach wie vor das Maß aller Dinge, aber damit verbundene Faktoren wie Reisekosten und Umweltschäden werden nicht länger beiseitegeschoben. Wer besonders optimistisch ist, kann sich auch vorstellen, dass die in den letzten Monaten vielerorts gelebte Solidarität und Verantwortung für die Gesellschaft auch künftig bestehen bleibt. Im schlimmsten Fall aber wird doch alles wieder so, wie es früher einmal war.
Was folgt aus all dem für die Arbeitgebermarke? Zum Beispiel, dass es noch wichtiger wird, Mitarbeiter in Entscheidungen einzubinden. Dass Unternehmen authentisch bleiben sollten und ihre Werte nicht leichtfertig über Bord werfen, wenn es einmal hart auf hart kommt. Und dass sie ihren Mitarbeitern Orientierung bieten sollten, auch wenn manche Dinge zunächst noch unklar sind.
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Damit ist man bereits mittendrin im Thema Unternehmenskultur. Sie ist ohnehin in jeder Organisation vorhanden. Man kann also nur gewinnen, wenn man die Chance ergreift, sie positiv zu beeinflussen. Eine gemeinsame Wertebasis ist ein guter Anfang, Diversität ebenfalls. Sie auszutarieren ist nicht immer leicht, zumal der Begriff „Cultural Fit“ teilweise nicht mit diagnostischen Methoden untermauert wird, sondern lediglich als Synonym für Bauchgefühl herhält. Geschulte Recruiter sollten im Blick behalten, welche Fähigkeiten und Kompetenzen im Unternehmen noch fehlen, aber benötigt werden. Manche Kandidaten könnten wie ein Puzzlestück ins Gesamtgefüge passen, auch wenn sie anders aussehen oder wirken, als man es gewohnt ist.
Erst die Pflicht, dann die Kür
Auffällig war im Expertengespräch, dass sich die Begeisterung beim Thema Digitalisierung in Grenzen hielt. Das lag keinesfalls daran, dass sie nicht hilfreich wäre. Im Gegenteil, in manchen HR-Bereichen bietet sie bereits heute große Vorteile. Der Fokus sollte aber zum einen darauf liegen, dass die jeweilige Technologe tatsächlich darin unterstützt, die eigenen Ziele zu erreichen. Zum anderen wird beim Fachsimpeln über KI und VR noch viel zu häufig vergessen, dass viele Bewerber nach wie vor abspringen, weil der Bewerbungsprozess zu kompliziert ist oder die Rückmeldung zu lange dauert.
Hier besteht dringender Nachholbedarf – erst dann können die nächsten Schritte angegangen werden.
Und HR? Konnte in der Pandemie punkten, da waren sich die Experten einig. Sein Stellenwert wurde deutlicher, in manchen Krisenstäben saßen Personaler wie selbstverständlich mit am Tisch. Gerade jetzt sollte die Arbeitgebermarke ob der vielen anderen Herausforderungen nicht aus dem Blickfeld geraten. Employer Branding richtet sich eben nicht nur an potenzielle Kandidaten, sondern auch an die eigene Belegschaft. Die Unternehmen stehen derzeit im Fokus: Das bietet ihnen eine gute Möglichkeit, aktiv Pluspunkte zu sammeln.