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So finden Sie kompetente Trainerpersönlichkeiten

HR-Werkstatt Trainer finden

Frage an die HR-Werkstatt: „Wie finden wir die richtige Trainerpersönlichkeit und über welche Kompetenzen sollte sie verfügen?“

Es antwortet: Barbara Messer, Trainerin und Buchautorin.

Trainer stehen in unserer schnelllebigen, digitalen Zeit vor neuen Aufgaben und Herausforderungen. Sie müssen immer wieder ökonomische, individuelle Trainingskonzepte erstellen, die sie digital und in Form von Präsenztrainings durchführen. Individuelle oder gar adaptive Trainingskonzepte fordern eine hochwertige Lernzieldefinition – hier braucht es Fachexpertise, Erfahrung und Methodenkompetenz. Trainer sollten empathisch und auf Augenhöhe mit Menschen umgehen können. Sie müssen in kürzester Zeit eine vertrauensvolle Beziehung zur Gruppe herstellen und Themen souverän transportieren. Noch dazu sollen sie Vorbild sein, was nur möglich ist, wenn sie versiert im Thema sind und zudem mit Authentizität und Kompetenz punkten. Für all das benötigen sie ein Standing und eine gewisse Reife.

Schritt 1: Ausbildung

Prüfen Sie, ob die Person eine Trainerausbildung hat. Recherchieren Sie, wie umfangreich und zeitgemäß diese war. Innerhalb weniger Tage kann keine Trainerpersönlichkeit reifen. Ein Seniortrainer sollte mindestens zwei oder besser drei Trainerausbildungen absolviert haben. Zusätzliche Fachausbildungen sind ein großer Pluspunkt; dazu zählen zum Beispiel NLP, Coaching oder Planspiele. Damit erweitern und festigen Trainer ihre Kompetenzen.

Schritt 2: Fachkenntnis und -kompetenz

Inwieweit sind die angefragten Trainer fachkompetent? Welche Berufs- oder Branchenerfahrung haben sie in Bezug auf das von Ihnen angefragte Thema? Findet sich diese Kompetenz auch in Büchern, anderen Veröffentlichungen, Blogtexten und Facebook-Posts des Trainers wieder? Auch die veröffentlichten Kundenstimmen können einen Hinweis darauf enthalten. Wo finden Sie Stimmen und Bewertungen über ihn? Welchen Ruf genießt ein Trainer? Vorsicht aber vor zu viel Glanz & Gloria: Manche Trainer werden durch Personal Branding hochgepusht – die wirkliche Trainerqualität ist dadurch nicht automatisch gegeben.

Schritt 3: Positionierung

Positioniert sich der Trainer aus Ihrer Sicht klar und deutlich in Sachen Thema oder Expertise – oder trägt er eine Art Bauchladen vor sich her, frei nach dem Motto: „Ich kann alles trainieren“? Es gibt immer wieder neue Themen und Trends, die Unternehmen plötzlich verstärkt anfragen, weil sie merken, dass der Bedarf groß ist. Manche Trainer springen dann fix auf den Trend auf und bieten diese Thematik auch an, obwohl sie dafür im Grunde kein Mandat haben. Vorsicht bei solchen Trainern, denn sie setzen oft eher auf breite Masse als auf Expertise und Vertiefung. Die Positionierung eines Trainers sollte nicht nur dessen Fachkompetenz zeigen, sondern auch etwas über den Nutzen und Mehrwert für die Zielgruppe aussagen.

Schritt 4: Eignung

Ein Coach ist ein Coach und kein Trainer. Noch weniger kann ein Coach eine Tagung oder ein anderes Großgruppenformat designen und durchführen. Ein Speaker ist womöglich grandios darin, Vorträge zu halten, das heißt aber noch lange nicht, dass sie oder er Trainings geben kann, geschweige denn geeignet ist, andere Trainer auszubilden. Hier sind ganz andere Kompetenzen und Erfahrungen gefragt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Es kommt also sehr darauf an, für welchen Anlass Sie einen Trainer suchen. Diesen wichtigen Faktor sollten Sie unbedingt berücksichtigen.

Schritt 5: Siegel, Preise & Co.

Im Trainingsbereich gibt es unzählige Siegel, Selbstverpflichtungen oder Auszeichnungen. Das individuelle Qualitätsverständnis eines Trainers sorgt dann dafür, dass er diese Standards einhält – oder auch nicht. So mancher Award wird über eine große Facebook-Community erlangt. Es gibt aber natürlich auch viele seriöse Preise und Auszeichnungen, die sich beispielsweise am Trainingskonzept, am wirtschaftlichen Erfolg, an der Performance oder am Kundenfeedback orientieren. Schauen Sie genau hin. Übrigens: Wenn Trainer auf ihren Websites Logos von Kunden zeigen – statt Testimonials mit Originalzitaten von Kunden und entsprechenden Quellen –, müssen sie für diese Unternehmen nicht zwingend tätig gewesen sein. Auch gefakte Kundenlisten sind verbreitet. Fragen Sie nach – auch bei den genannten Referenzen. Lassen Sie sich die jeweiligen Projekte vom Trainer schildern.

Schritt 6: Persönlicher Eindruck

Schauen Sie sich Trainer möglichst live und in Farbe an – dazu gibt es meist ausreichend Gelegenheit. Wenn das nicht geht, stöbern Sie auf Websites und bei YouTube aktiv nach Videos von Liveauftritten und anderen persönlichen Eindrücken. Laden Sie den Trainer zu sich ein, um mit ihm gemeinsam am Tisch zu sitzen, zu reden und Ideen zu entwickeln. Oder schauen Sie zu, wie er Ideen, Lösungen und Möglichkeiten für Ihr Anliegen entwickelt. Haben Sie jedoch bitte Verständnis, wenn ein Trainer Ihnen ein solches Tagestraining berechnen möchte – es kostet ihn de facto Zeit und Kraft.

Schritt 7: Umgang mit Räumen

Faktenlernen geht heute einfach – mit digitalen Tools. Auch Präsenztrainings werden zukünftig kürzer und pointierter sein. Mikrotrainings etablieren sich mehr und mehr, also müssen die Trainer schneller einen guten Rahmen schaffen und halten. Einen sicheren Ort, an dem Menschen etwas erleben, was sie motiviert, und etwas denken, tun und ahnen, was sie womöglich bisher noch nicht im Blickfeld hatten. Sie sollten also einen ganz besonderen Raum kreieren. Dazu müssen sie ahnen, wissen und kennen, was in einem Raum alles erlebbar sein kann. Fragen Sie den Trainer, den Sie in die engere Auswahl nehmen, wie er mit (Lern-)Räumen umgeht und welches Verständnis er davon hat. Trainer, die allzu hohe Ansprüche an Tagungsräume stellen, könnten mit suboptimalen Trainingsräumen Schwierigkeiten haben.

Schritt 8: Authentizität

Trainer fungieren als Modell und Vorbild für die Mitarbeitenden. Sie sollten absolut integer und ehrlich sein. Allzu oft erlebe ich jedoch Kollegen, die sich offenbar nicht bewusst sind, wie inkongruent und wenig authentisch sie wirken. Die Folgen: Sie langweilen ihr Publikum, es kommt keine gute Beziehung zustande und damit auch nicht die positive Atmosphäre, die ein wirksamer Lernprozess braucht. Gerade wenn Trainer den üblichen Pfad verlassen und ungewöhnliche Wege gehen, ist ihre Authentizität gefordert. Dabei zeigen sie sich – ob nun gewollt oder ungewollt. Achten Sie als Entscheider also besonders auf die Authentizität, wenn Sie Trainer für Großveranstaltungen einkaufen, die nicht „von der Stange“ sind.

Werkstatt-Check: So finden Sie die richtige Trainerpersönlichkeit

✓ Prüfen Sie zunächst Ausbildung und Fachkompetenz des Kandidaten.

✓ Welche Stimmen finden sich im Internet über ihn? Hat er einen guten Ruf?

✓ Ist er Trainer im Hauptberuf oder eigentlich eher Coach oder Speaker?

✓ Schauen Sie bei Gütesiegeln, Preisen und Referenzen genau hin, recherchieren Sie ruhig etwas genauer.

✓ Und, ganz wichtig: Verschaffen Sie sich einen persönlichen Eindruck von dem Kandidaten. Kommt er authentisch rüber? Wie geht er mit Räumen um? Wie bereitet er das Thema auf?

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