und forscht zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Nebenher moderiert er die
Wissens- und Kochsendung „Wissen schmeckt“ (www.wissenschmeckt.de).
Ein Phänomen, dem man nicht nur im privaten Alltag in Fitnessstudios und im Reformhaus begegnet, sondern auch auf der Arbeit: Vorsätze! Was bei uns zum Jahreswechsel, meist nach der Völlerei über Weihnachten, mit Trainings- und Ernährungsplan sorgfältig ausgearbeitet wird, ähnelt doch stundenlangen Gremiumssitzungen und ewig dauernden Arbeitskreisen für mehr Gesundheit. Also Gesundheitsmanagement. Betriebliches Gesundheitsmanagement, um ganz genau zu sein. In der Theorie schaut man sich betriebliche Strukturen, die Prozesse und alles andere an, wo man durch Management, sprich Planung, Steuerung und Kontrolle, (mehr) Gesundheit für die Mitarbeiter schafft. So weit, so gut. Institutionell verankert und nachhaltig implementiert, soll es dann in der Praxis umgesetzt werden.
Zunächst wird in und mit sämtlichen Hierarchieebenen diskutiert und besprochen, geplant und befragt. Der Vorstand lässt sich in Anzug und Krawatte beim Biss in einen Apfel ablichten, drei lächelnde Statisten in Jogginghose mit Smartwatch werden für die Laufgruppe inszeniert und es werden Visionen und Ziele für mehr Gesundheit auf Flyer und Stressbälle gedruckt.
Zugegeben, das mag jetzt etwas überspitzt dargestellt sein, aber Hand aufs Herz: Gesundheit kann im Prinzip so einfach sein.
Nachhaltigkeit hin oder her, Controlling und Kennzahlen in Ehren, aber bringt zum Beispiel eine groß angelegte, mit dem Betriebsrat und dem Vorstand (im Idealfall nur) monatelang abgestimmte Gesundheitsbefragung tatsächlich so viel Neues zum Vorschein, was man als Gesundheitsmanager nicht sowieso schon auf dem Schirm hat?
Wenn man zum Arzt geht, heißt es doch auch beim ein oder anderen: mehr bewegen, gesund ernähren und mehr Ausgleich zur Arbeit schaffen. Eben das typische Grundrepertoire an Gesundheitsempfehlungen vom Hausarzt. Und das kann man auch übertragen auf den betrieblichen Kontext: Ein Grundverständnis und damit einhergehend ein Basisangebot für Gesundheit, das die nicht ohne Grund bewährten Säulen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements abdeckt, und zwar Bewegung, Ernährung, Entspannung. Ein Rückenkurs wird nahezu jedem guttun, die Salatbar in der Cafeteria darf auch gerne schmackhafter daherkommen und wie wäre es mal mit Yoga in der Mittagspause?
„Oh, da packt jemand die BGM-Gießkanne aus!“, kommentiert der Berater naserümpfend – es muss ja schließlich effizient und sorgfältig geplant werden und Ressourcen müssen optimal eingesetzt werden. Aber wenn man die PS auf die Straße bringen will und wenn im Betrieb das Wort „Gesundheit“ bisher nur nach dem Niesen ertönt, sind ein paar „Quick Wins“ eigentlich gar nicht so verkehrt. Denn Appetit kommt doch bekanntlich beim Essen. Und die grundlegenden Maßnahmen der Gesundheitsförderung werden sich bestimmt nicht so gravierend bei den Betrieben unterscheiden – und vom Bau eines kostspieligen Fitnessstudios auf dem Gelände hat auch keiner gesprochen.
Führungskräfte können auch einfach einbezogen werden – #gesundführen –, denn sie dienen als Multiplikator. Im Wesentlichen gilt, dass sie ihren Mitarbeitern mit gutem und gesundem Beispiel vorangehen. Das bedeutet, nicht unbedingt bis 22 Uhr im Büro sitzen und nachts noch Aufgaben per E-Mail delegieren. Oder anstatt Maßnahmen der Gesundheitsförderung müde zu belächeln, aktiv mitmachen und die Yoga-Matte ausrollen. Mit gutem Beispiel vorangehen, das „Menschliche“ bitte nicht vergessen und damit einen Grundstein für Betriebliches Gesundheitsmanagement legen. So geht’s auch ohne große Planung: mehr machen, weniger planen!
Dieser Beitrag ist in Ausgabe 01/19 erschienen. Sie können das gesamte Heft › hier bestellen