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Blick von Außen: Raus aus der Komfortzone!

Wer 100 Prozent leisten möchte, muss mit Herzblut dabei sein, meint Monika Keunecke. / Foto: Privat
Wer 100 Prozent leisten möchte, muss mit Herzblut dabei sein, meint Monika Keunecke. / Foto: Privat

Das größte Vergnügen im Leben bestehe darin, meinte der britische Ökonom Walter Bagehot einmal, „das zu tun, von dem die Leute behaupten, man könne es nicht“. Als Triathletin erlebe ich seit 17 Jahren, wie wahr dieser Satz ist. Als Trainerin helfe ich heute Sportlern, das gleiche Gefühl zu erleben. Und ich glaube, Personaler und Führungskräfte sind in einer ganz ähnlichen Rolle: Es geht darum, Mitarbeiter zu motivieren, das zu wecken und zu zeigen, was sie können. 

Inzwischen habe ich die Triathlon-Langdistanz, den „Ironman“ – 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und ein Marathonlauf über 42,195 Kilometer – zwölfmal bewältigt. Doch der Weg dahin war hart und steinig. Vor meinem Studium hatte ich meinen ersten Wettkampf auf der olympischen Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) bestritten, es folgten Einsätze in der ersten Bundesliga, internationale Wettkämpfe und Meisterschaften. 2004 bestritt ich meinen ersten vergleichbaren Wettkampf auf der Langdistanz. Ein gebrochener Zeh bereitete mir bislang unbekannte Schmerzen und Krämpfe. Trotzdem war ich im Ziel sicher: Das ist meine Distanz! 

Als dann 2005 mein Sohn zur Welt kam, war erst einmal Schluss mit Wettkämpfen. Ich war zwar bereits Trainerin, als Aktive aber war ich völlig raus aus dem Sport und hatte mit massiven Motivationsproblemen zu kämpfen. 2006 begleitete ich zwei meiner Athleten zum Ironman nach Frankfurt. An der Strecke sprang der Funke sofort wieder über, noch am selben Tag meldete ich mich für den Ironman 2007 in Frankfurt an. Um mich aus meinem Motivationsloch herauszuziehen, brauchte ich ein Ziel. Eines wofür ich hart arbeiten musste und welches mich herausforderte – deshalb war der Ironman genau das Richtige. Das Training verlangte viel von mir. Ständig organisierte ich es um Kind und Diplomarbeit herum. Doch ich behielt das Ziel im Auge: die Ziellinie am Römerberg.

Im Juli 2007 war es dann soweit und ich „finishte“ meinen ersten Ironman in Frankfurt. Dieser unglaubliche Stolz im Ziel ist bis heute das größte Gefühl, das ich je erlebt habe. Elf weitere Mal ging ich seither als „Finisher“ ins Ziel – auch bei den Ironman-Weltmeisterschaften auf Hawaii (2016). Das war ein absoluter Lebenstraum von mir, den ich mir selbst erfüllen konnte: durch Willen und hartes Training.

Eine schwere Erkrankung zwang mich 2009 zu einer fast einjährigen Sportpause. In dieser Zeit konnte ich kaum 100 Meter gehen, ohne mich unendlich anzustrengen. Aber auch dort kämpfte ich mich wieder heraus, indem ich mir klar- machte, was mir wichtig war. Ich wollte wieder fit sein. Ein Vorbild für meinen Sohn. Ihm zeigen, warum es wichtig ist, niemals aufzugeben und an seinen Träumen festzuhalten. In sehr kleinen Schritten fand ich damals zurück in den Sport – und zum Ironman.

Jeder Mensch hat etwas, wofür er brennt. Mit einem Ziel vor Augen, für das es sich lohnt zu kämpfen, umschifft man Hindernisse – so groß sie auch sein mögen. Es ist sehr wichtig, sich an seine Träume und Ziele von Zeit zu Zeit zu erinnern und sie niemals aufzugeben. Dabei ist es ganz gleich, ob diese Träume im Sport oder in anderen Bereichen liegen. Im Sport sind es die Trainer, die an Ziele erinnern; im Job sind hierfür Führungskräfte, Personaler und Coaches verantwortlich.

Wir können unsere eigenen Grenzen jeden Tag aufs Neue verschieben – auch im Berufsleben. Ich möchte, dass meine Athleten und meine Patienten Selbstwirksamkeit erfahren und ihre eigenen Ziele verwirklichen können. Egal, ob es sich dabei um einen Ironman oder um das „Wieder-laufen-Lernen“ nach einer Operation handelt. Es ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich. Denn nichts ist größer als dieses Gefühl, ein Ziel aus eigener Kraft heraus erreicht zu haben.

Man kann in einer Sache und in einem Job nur gut sein und 100 Prozent geben, wenn man mit Herzblut dabei ist.

Als Trainerin bin ich dafür mitverantwortlich, dass meine Athleten dieses Gefühl erleben. Als Manager sind Sie es bei Ihren Mitarbeitern.

Zur Person: Monika Keunecke ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und selbstständige Trainerin (www.training-for-you.com). Es ist ihr ein besonderes Anliegen, Menschen zu motivieren, ihre sportlichen Ziele in die Tat umzusetzen.

Dieser Beitrag stammt aus der Personalwirtschaft 10/2017.