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Eva Stock: Von HR ins Ufo-Business

Eva Stock von Jobufo; Bild: privat
Eva Stock ist seit Dezember 2018 Head of Business Relations bei Jobufo in Berlin; Bild: privat

Personalwirtschaft: Das wird ein spannendes Jahr für Eva Stock, weil…
Eva Stock:
… ich die Rolle gewechselt habe und etwas komplett Neues mache, von dem ich noch nicht genau weiß, wie gut ich darin bin und wo es mich langfristig hinbringt. Und mehr noch: Ich habe die Seiten gewechselt, von HR ins Business.

Was war Ihre Motivation für den Wechsel – keine Lust mehr auf HR?
Bei der Bahn habe ich Personalentwicklung gemacht. Bei Trust Agents habe ich mir dann bewiesen, dass ich ganzheitliche Personalarbeit kann. Jeder, der mich kennt oder meinen Blog liest, weiß aber auch, dass ich ganz allgemein mit einigen Dingen in HR hadere. Das war aber nicht der Grund für den Wechsel. Ich habe mich einfach gefragt: Wie oft wird sich noch die Möglichkeit zu einem Schritt zur Seite ergeben? Und ich verlasse HR ja nicht komplett.

Was genau ist Ihre Aufgabe bei Jobufo?
Meine Rolle nennt sich Head of Business Relations. Es geht bei Jobufo, grob gesagt, darum, das Recruiting zu revolutionieren, weg vom generischen Anschreiben hin zum Video, das jeder selbst aufnehmen kann. Ich bringe vor allem meine HR-Expertise mit ein, um das Produkt weiterzuentwickeln, und ich arbeite eng mit dem Head of Marketing und dem Head of Sales zusammen, um die Personaler davon zu überzeugen, dass das ein guter Ansatz ist.

Ein Netzwerk ist unerlässlich, um gute HR-Arbeit zu machen. – Eva Stock

Das heißt, Sie gehen Ihren ehemaligen HR-Kollegen jetzt als Vertrieblerin auf die Nerven?
Nein, ich mache keinen Vertrieb. Die Ansprache kann unser Head of Sales viel besser. Wir verstehen uns auch nicht als Vertriebler, sondern als Partner für die Bewerber und die Unternehmen.

Ihre Rolle umfasst aber schon das Netzwerken und die Beackerung des HR-Bereichs, oder?
Natürlich bin ich nahe dran an der HR-Szene und kenne die Zielgruppe sehr gut. Ich kann helfen, Wissen aus HR in unser Unternehmen und unser Produkt zu bringen und zum Beispiel Personae zu entwickeln. Es ist ein bunter Strauß an Aufgaben. Am Ende will ich dem HR-Bereich auch etwas zurückgeben.

Und Ihr › HR-Blog?
Das möchte ich weiterführen, aber nicht als Vertriebs- oder Content-Maschine von Jobufo, sondern weiterhin als persönliche Auseinandersetzung mit meiner „Hassliebe“ HR. Ich möchte mir den ganzheitlichen Blick bewahren und jetzt nicht nur das Recruiting und den Bewerbungsablauf im Fokus behalten.

Sie schreiben auch abseits des Blogs und versuchen sich dieses Jahr mit den HR-Kollegen Jannis Tsalikis von Vice und Sebastian Dietrich von IXDS als Buchautorin. Was können die Leser von Ihrem Buch „HR True Story“ erwarten?
Es geht darum, einen authentischen  Einblick in den Personaler-Alltag zu geben. Wir arbeiten uns durch verschiedene, teilweise brisante Themenfelder, die man lieber gar nicht oder nur nach dem zweiten Glas Wein hinter vorgehaltener Hand betuschelt. Zum Beispiel geht es um die Liebe am Arbeitsplatz inklusive Machtgefälle, Drogensucht, Massenentlassungen, Betrug… Der unschöne Blumenstrauß in der HR-Arbeit ist da leider vielfältig.

Klingt ein wenig nach sensationslüsternem Boulevard…
Wir wollen mit Unterhaltungs- und Lehrwert an die Themen ran. Daher kommen bei uns nicht nur die (echten!) Fälle aufs Tablett, sondern namhafte Experten geben Ratschläge, wie man sich bei diesen Themen als Personalentscheider am besten verhält. Rechtlich gesehen, aber auch aus Employer-Branding-Sicht. Es ist also kein Sensationsbuch, sondern ein Buch von Praktikern für Praktiker.

Der schlimmste Fehler von HR ist, keine Meinung zum eigenen Job zu haben. – Eva Stock

Wir haben einen Blick voraus auf Ihre neuen Aufgaben und Ihr Buch geworfen. Schauen wir jetzt einmal auf das Personalmanagement in 2019: Was erwarten Sie von HR in diesem Jahr?
Es geht jetzt darum, sich neue Wege in der Arbeit zu erschließen, zum Beispiel datengetriebenes HR. Vor allem aber sollten HRler anfangen, aus sich selbst heraus Netzwerke zu bilden. Ein Netzwerk ist unerlässlich, um gute HR-Arbeit zu machen. Was mich am meisten nervt gerade: dass immer alle auf diesen Netwerk-Zug aufspringen bis zu einem gewissen Teil, aber es am Ende nicht richtig leben. Es ist nicht genug Interesse da, anderen Leuten offen zu begegnen.

Meinen Sie damit die Vernetzung mit anderen Abteilungen im Unternehmen?
Das wäre wünschenswert,  ist aber realistisch gesehen leider erst der zweite Schritt. Ich glaube, da ist HR noch lange nicht. Der erste Schritt wäre, sich in seiner Peergroup besser zu vernetzen. Über Unternehmensgrenzen hinaus.

Was ist der größte Fehler, den Personaler 2019 machen können?
Der schlimmste Fehler ist, keine Meinung zum eigenen Job zu haben. Das soll jetzt nicht überhöht klingen, aber HR ist nicht irgendein Job. Es ist in einer Schlüsselposition, kann einen großen Einfluss im Unternehmen haben. Wenn man das nicht versteht, ist alles Tun im Grunde obsolet. Man sollte eine Meinung dazu haben, wie man seinen Job machen möchte, was er beinhaltet und welchen Wirkungsgrad man haben möchte. – Was möchte ich mit meinem Job erreichen? Was ist mir vielleicht auch zu viel? Nur so kann man Einfluss nehmen im eigenen Unternehmen.

Bleibt zum Schluss noch zu fragen, was Sie für sich selbst von 2019 erwarten.
Ich habe weiterhin Lust, Dinge mitanzupacken und zu verändern, das so soll bleiben. Arbeit ist für mich ein großer Teil meines Lebens, manchmal auch mit Schweiß, Tränen und Einbußen von Nerven verbunden. Aber solange ich Freunde habe, die nicht verstehen, was ich mache, und damit auch nichts zu tun haben wollen, ist alles gut.


Zur Person:
Eva Stock
(33) hat Soziologie studiert und startete
anschließend ihre HR-Laufbahn in der Personalentwicklung der Deutschen
Bahn (2011 bis 2016). Danach wechselte sie zu Trust Agents, einer
Berliner Online-Agentur für Performance-Marketing, und war dort erst als
Senior HR Managerin, später als Teamlead People & Culture tätig.
Nebenbei hat sie sich einen festen Platz auf den HR-Bühnen und in der
Bloggerszene erarbeitet. Seit Dezember 2018 ist sie Head of Business
Relations bei › Jobufo in Berlin, einem Start-up für
Videobewerbungen.

Hinweis: Weitere Köpfe, Geschichten und Impulse für 2019 finden Sie
in der Januarausgabe der Personalwirtschaft
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