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Gesund durch Gassi gehen

Der Stress am Arbeitsplatz nimmt scheinbar immer mehr zu, mit teils gravierenden Folgen für die Gesundheit der Mitarbeiter. Wie können Bürohunde zur Verbesserung der Situation beitragen?

Bild: damedeeso/istock
Bild: damedeeso/istock

Das Schlagwort Arbeit 4.0 ist vielfach zu einem Heilsversprechen geworden: Die Technik möge die Arbeit nicht nur produktiver, sondern auch besser, schneller machen. Doch die Revolution frisst ihre Kinder – die Beschleunigung, die die Digitalisierung mit sich bringt, macht vielfach krank. 54 Prozent aller Arbeitnehmer berichten von einer gewachsenen Arbeitsmenge. 60 Prozent der von Digitalisierung betroffenen Arbeitnehmer klagen über Zeitdruck, hat eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes herausgefunden.

Das hat Folgen: Das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes wird durch die Lebensweise – Ernährung, Bewegung, Rauchen et cetera – beeinflusst. Stress spielt hier eine gewichtige Rolle – als direkter Auslöser oder als indirekter, da gestresste Menschen oftmals zu gesundheitsschädigendem Verhalten neigen. Höchste Zeit, dass Arbeitnehmer und -geber (namentlich Personaler) an einem Strang ziehen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, die den Stress verringern und gleichzeitig die Produktivität erhalten – die unbestrittenen positiven Folgen von Arbeit 4.0., Stichwort „Einsatz von Robotern zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen“, bleiben an dieser Stelle einmal außen vor.

Doch wo ansetzen? Das Arbeitspensum lässt sich nicht ohne Weiteres verringern. Auch die Taktung, mit der Informationen auf die Mitarbeiter einprasseln, bleibt voraussichtlich hoch. Bliebe die Lösung, das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass der entstandene Stress besser kompensiert werden kann, um gesundheitliche Folgen zu minimieren oder gar auszuschalten. Und an dieser Stelle kommen Bürohunde ins Spiel, nicht nur bei hippen Startup-Unternehmen der letzte Schrei.

Auf den einzelnen Mitarbeiter sollen Hunde im Büro stressreduzierend wirken. Darüber hinaus profitiert idealerweise das Arbeitsklima im gesamten Büro von der tierischen Anwesenheit. Konflikte könnten merklich gemindert und die Atmosphäre aufgelockert werden, verspricht der Bundesverband Bürohunde. Wissenschaftlich untermauert wird dies unter anderem durch eine Studie der Michigan University, die zu dem Ergebnis kommt, dass Hunde den Zusammenhalt sowie die Effizienz eines Teams stärken. 

Eine Ablenkung ist der Bürohund auf jeden Fall, doch die Experten sehen in ihm keinen störenden, sondern eher einen positiven und förderlichen Zeitvertreib am Arbeitsplatz. Er erinnere die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen daran, eine kurze Pause einzulegen, sich die Beine zu vertreten oder frische Luft zu schnappen. Deutlich gesünder als eine Raucher- pause ist das allemal. So sollen die Mitarbeiter neue Energie schöpfen und anschließend produktiver weiterarbeiten, versprechen die Vertreter der Pro-Hund-Fraktion. Zudem würden auf lange Sicht die Fehlzeiten durch stressbedingte Erkrankungen, wie zum Beispiel Burn-out, reduziert. Die Bewegung an der frischen Luft fördere auch die körperliche Gesundheit und mindere das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenbeschwerden, Schlaganfällen et cetera.

Natürlich sind Hunde im Büro kein Allheilmittel gegen beruflichen Stress. Auch die Probleme, die ein Tier mit sich bringen kann, sollen nicht verschwiegen werden: Was beispielsweise tun mit Allergikern, denen es partout nicht möglich ist, sich in der Nähe von Hunden aufzuhalten? Und was tun mit Mitarbeitern, die Angst vor Hunden haben? Für sie dürfte die Anwesenheit eines Vierbeiners eher mit Stress verbunden sein. Auch ist sicher nicht jeder Hund gleichermaßen als friedlicher Bürogefährte geeignet. Eine deutsche Dogge oder gar ein Kampfhund taugen kaum zur Stressreduktion – aber auf diese Idee käme wohl kein Befürworter des tierischen Bürogenossen. Speziell geschulte Hunde wären denkbar: Warum eigentlich keine Hundeschule für Bürohunde?

Dieser Beitrag stammt aus der Personalwirtschaft 10/2017.

Sven Frost betreut das Thema HR-Tech, zu dem unter anderem die Bereiche Digitalisierung, HR-Software, Zeit und Zutritt, SAP und Outsourcing gehören. Zudem schreibt er über Arbeitsrecht und Regulatorik und verantwortet die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.