Carl Remigius Medical School in München. Er ist Allgemein- und Gefäßchirurg und
war unter anderem als ärztlicher Direktor und Klinikleiter tätig.
Der berühmte Yogi Berra sagte in einem seiner unnachahmlichen Yogiisms: „When you come to a fork in the road, take it.“ – Wenn du zu einer Weggabelung kommst, nimm sie. Doch zwei Wege gleichzeitig zu beschreiten, ist bekanntlich unmöglich. Deshalb bleibt man gerne auf dem bisherigen Pfad, obwohl er in eine Sackgasse führen könnte. In dieser misslichen Lage befinden sich derzeit die meisten Personaler in den Kliniken. Sie stehen am Scheideweg: Der Ärztemangel macht sich immer stärker bemerkbar, inzwischen selbst in Universitätskliniken. Die Ursachen liegen nicht nur im demografischen Wandel, sondern auch in den Ansprüchen der potenziellen Mitarbeiter an eine gesunde Work-Life-Balance, bei welcher sich der Schwerpunkt immer häufiger auf das „Life“ verlagert. Das ist nicht anders als in anderen Berufen, in denen ein Fachkräftemangel vorherrscht. Doch die Lösungen sind noch allzu oft die alten.
Der Ruf nach mehr Studienplätzen zum Beispiel ist gut und schön. Aber selbst wenn neue Studienplätze geschaffen würden, würde es sicher zehn bis zwölf Jahre dauern, bis sich diese Maßnahme bemerkbar macht. Dann ist das Kind aber in den Brunnen gefallen und die Patientenversorgung nicht mehr zu gewährleisten. Das heißt, mit der bisherigen Lösung weiterzulaufen, nur jetzt in größerem Umfang, wird den akuten Schmerz nicht lindern.
Einen Ausweg, um die Patientenversorgung auch in Zukunft sicherstellen zu können, bieten die Physician Assistants (PAs), die es in den USA schon seit über 50 Jahren gibt und ohne die das amerikanische Gesundheitswesen nicht mehr denkbar wäre. In Deutschland handelt es sich dabei um ein noch junges akademisches Berufsbild zwischen Krankenschwester und Arzt, für das man einen Bachelorabschluss benötigt. Die PAs dürfen ärztliche Aufgaben auf Delegationsbasis übernehmen, haben allerdings keine ärztliche Approbation. Sie gehören aber auf jeden Fall zum ärztlichen Team, sind wie ein Assistenzarzt, der sich auf dem Weg zum Facharzt befindet, einsetzbar und sollen die Assistenz- und Oberärzte entlasten („helping the doctor to be a doctor“).
Die PAs haben zudem einen immensen Vorteil: Sie müssen nicht jedes halbe Jahr in andere Tätigkeitsbereiche wechseln, um alle Stationen zu durchlaufen, die zur Erlangung des Facharztes erforderlich sind. Sie garantieren somit eine kontinuierliche Patientenversorgung. Außerdem sind PAs kostengünstiger als Assistenzärzte. Eine unserer Studien hat ergeben, dass in einer Klinik der Schwerpunktversorgung mit knapp 600 Betten gut 20 bis 25 Prozent der Assistenzarztstellen von PAs abgedeckt werden können. Diese Klinik zum Beispiel könnte dadurch je nach Gehalt der PAs zwischen 400 000 und 800 000 Euro jährlich einsparen.
Wunderbar, wird jeder Personaler sagen. Aber wo sollen wir die PAs hernehmen? Der freie Arbeitsmarkt ist leergefegt; fast jeder PA-Student hat in der Regel bereits in den letzten Semestern feste Stellenangebote. Gerade deswegen müssen Personaler präventiv denken, anders geht es gar nicht. Sie sollten vorausschauend mit der Ansprache von Studenten beginnen, die auf diese Weise schon frühzeitig an die Klinik gebunden werden können. Für alle HRler eine Gratwanderung, da es durchaus auch Widerstände zu überwinden gilt, von Chefärzten bis hin zu Pflegekräften. Noch immer besteht in vielen Kliniken Unsicherheit bezüglich der Einsatzmöglichkeiten von PAs und viele fragen sich: Konkurrenz für Assistenzärzte oder eine wertvolle Ergänzung?
Diese Widerstände und Unsicherheiten können nur durch Engagement, Fingerspitzengefühl und intensive Aufklärung überwunden werden. Personaler, habt keine Angst, neue Wege zu gehen! Meistert die Hindernisse, baut Unkenntnis und Widerstände ab und sorgt in euren Kliniken für eine qualitativ hochwertige, kontinuierliche Versorgung der Patienten! Und erhöht damit gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit. Eine Strategie, die auch in anderen Branchen funktionieren kann.