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„Wichtig ist für mich vor allem Vertrauen“

Andreas Schmitz
Andreas Schmitz, Foto © Roche Diagnostics GmbH

Andreas Schmitz, bisher Personalleiter am Standort Penzberg, gehört seit Juni der Geschäftsführung von Roche Diagnostics an. Auf seiner Agenda steht vor allem die Implementierung neuer und individuellerer Arbeitsweisen.

Personalwirtschaft: Mit welchen Erwartungen gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?
Andreas Schmitz:
Ich starte sie mit großer Freude, aber auch großem Respekt vor den Fußstapfen meines Vorgängers Edgar Vieth, mit dem ich in den letzten Jahren sehr eng zusammenarbeiten durfte. Den gemeinsam begonnenen Weg möchte ich nun weitergehen. Auch wir unterliegen einem enormen Wandel und befinden uns inmitten einer Transformation in allen Bereichen: Digitalisierung von Produkten und Lösungen, neue Anforderungen an Forschung, Entwicklung und Produktion, Fortsetzung unseres Wegs der personalisierten Medizin. – und damit einhergehend moderne Arbeitswelten. Wichtig ist für mich vor allem Vertrauen. Wir als Führungskräfte müssen lernen, loszulassen und unseren Mitarbeitenden zu vertrauen, wo und wie sie arbeiten. Dazu zählt auch, neue agile Arbeitsformen auszuprobieren und in Netzwerken statt klassischer Hierarchie zu arbeiten.

Sie waren am Standort Penzberg für die Implementierung neuer Arbeitsweisen verantwortlich. Wären einige davon auch für das Gesamtunternehmen denkbar?
In den letzten acht Jahren haben wir das Wachstum am Standort Penzberg von 4800 auf über 6200 Mitarbeitende unterstützt und aktiv mitgestaltet. Dabei war für mich das Zusammenspiel verschiedener Modelle, passend für den jeweiligen Arbeitsplatz, der Schlüssel des Erfolgs. So bin ich zum Beispiel ein starker Verfechter von Vielfalt und Integration im Sinne der Internationalisierung und davon überzeugt, so langfristig wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen. Dieses Prinzip ist in einigen Bereichen bereits deutlich stärker ausgeprägt als in anderen.

Worin sehen Sie Ihre wichtigste Aufgabe in den kommenden Monaten?
Die digitale Transformation bringt für Unternehmen und besonders Personalverantwortliche grundlegende Veränderungen mit sich. Daher müssen wir die Organisation – und da sehe ich HR inbegriffen – befähigen, Hand in Hand zu arbeiten, mit ständiger linearer Verbesserung und zeitgleich exponentiellen Innovationssprüngen. Dies bedarf einer Kultur im Unternehmen, die wir fördern wollen: Neue Arbeitswelten, vernetztes Arbeiten, Work- Life-Balance, Talent Management, mobiles Arbeiten und HR Analytics sind hier nur eine Handvoll Themen, die uns weiter beschäftigen werden.

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Mein Führungsstil ist vor allem durch die Erfahrungen aus meiner Zeit in der Bay Area in den USA sowie aus dem Softwaresektor, in dem ich vor Roche tätig war, geprägt.

Erfahrungsgemäß bedarf es in einem sich ständig wandelnden und schnelllebigen Umfeld eines Führungsstils, der sowohl von Offenheit als auch Vertrauen geprägt ist.

Das Führen und Entwickeln von Netzwerken ist für mich dabei eine entscheidende Führungskompetenz.

Sie waren bereits zweimal in Elternzeit – für einen Mann ist das immer noch eher eine Ausnahme. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Diese Zeit dient unter anderem der Unterstützung zu Hause, um mit der neuen Situation besser klarzukommen. Ich habe die Elternzeit genutzt, um bei der Geburt aller meiner drei Söhne dabei zu sein und Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Man kann bei Roche in ein Langzeitkonto einzahlen und dieses für Auszeiten nutzen. Eine Chance, die ich gerne wahrgenommen habe, um vor der Geburt meines dritten Sohnes einen längeren Urlaub zu planen und mit meiner Familie durch Südafrika zu reisen.

Wie hat Ihr Jobumfeld reagiert?
Meiner Erfahrung nach ist vor allem ein transparenter Umgang mit dem Team, den Kolleginnen und Kollegen und der eigenen Führungskraft wichtig, um gemeinsam einen erfolgreichen Plan zur Überbrückung der Auszeit gestalten zu können. Aber auch sich selbst muss man fordern, meines Erachtens unter zwei Aspekten: Mut und Vertrauen. So habe ich die Aufgaben an mein Team übertragen und vertraut, dass sie die richtigen, mutigen Entscheidungen treffen. Das hat sehr gut geklappt. Eine Erfahrung, die ich jeder Führungskraft nur empfehlen kann.

David Schahinian arbeitet als freier Journalist und schreibt regelmäßig arbeitsrechtliche Urteilsbesprechungen, Interviews und Fachbeiträge für die Personalwirtschaft.