Inga Dransfeld-Haase ist in der Personalszene noch vergleichsweise unbekannt. Das wird sich bald ändern: Als designierte Nachfolgerin von Elke Eller bringt sie frischen Wind ins Präsidium des BPM.
Verlassen Unternehmenslenker oder Topfunktionäre ihren Posten, geschieht das mitunter aufgrund von verfehlten Zielen oder äußeren Einflüssen. Da ließ die Pressemitteilung des BPM aufhorchen: Dr. Elke Eller, Mitglied im Vorstand der Tui Group, kandidiere im Juni nicht mehr für das Amt der Präsidentin. Der Grund: Sie habe alles erreicht, was sie sich mit dem Verband vorgenommen habe. Zugleich verließen die beiden Vizes Christa Stienen und Thomas Belker das Präsidium. Erstere, CHRO bei DB Schenker, will nach zehn Jahren Platz für neue Talente machen. Letzterer hat zum 1. Mai 2019 die Position des Sprechers der Geschäftsleitung von Precire Technologies übernommen. Damit ist er nicht mehr Personalmanager. Wer in die Fußstapfen der beiden getreten ist, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Zur Wahl am 24. Juni hatte der BPM-Gesamtvorstand einstimmig Inga Dransfeld-Haase, Personalleiterin bei Nordzucker, zur Nachfolgerin von Elke Eller vorgeschlagen. Die Volljuristin ist in der Personalszene noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Seit 2008 arbeitet sie bei Nordzucker. Dort übernahm sie zunächst diverse Funktionen in HR, bevor ihr nur zwei Jahre später die konzernweite Leitung der Personalabteilung übertragen wurde. Seit 2017 sind weitere Verantwortlichkeiten hinzugekommen: für die Rechtsabteilung, den Datenschutz, die interne Revision und das Risk Management.
Die 40-Jährige ist jung genug, um ihre Aufgaben mit frischem Blick anzugehen, und gleichzeitig ausreichend erfahren, die Transformation ihres Arbeitgebers voranzutreiben. „Nordzucker kommt aus einem regulierten Markt mit einer fast 180-jährigen Tradition in der Herstellung von Zucker, Futtermitteln und Bioethanol“, sagt sie. Ihre Aufgabe im Personalbereich ist es, die Organisation in einem freien Wettbewerb grundlegend neu auszurichten.
„Für mich ist Führung einer der schönsten und am meisten bereichernden Teile meiner Arbeit“, so Inga Dransfeld-Haase weiter. Dass sie es gern mit Widerständen aufnimmt, Herausforderungen liebt und dafür auch ihre Komfortzone verlässt, glaubt man ihr aufs Wort. 2016 absolvierte sie etwa einen Tandemsprung und stellte das Video online. Sie sagt von sich, dass sie einen starken inneren Kompass habe, mit dem sie bisher gut gefahren sei.
Hinzu kommt eine soziale Komponente, die man längst nicht bei allen Führungskräften findet. Ihr ist es wichtig, die Familie nicht zu vernachlässigen und sich regelmäßig die Frage zu stellen, ob das, was sie tut, sie (noch) erfüllt. Darüber hinaus setzt sie sich für das Thema Frauen in Führung ein. „Nicht eine Sekunde habe ich darüber nachgedacht, männlichen Kollegen nachzueifern“, sagte die Gewinnerin des Panda Women Leadership Contests 2016 einmal in einem Interview.
David Schahinian arbeitet als freier Journalist und schreibt regelmäßig arbeitsrechtliche Urteilsbesprechungen, Interviews und Fachbeiträge für die Personalwirtschaft.