Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Macht doch nichts!

Wo auch immer der Machertyp auftaucht, er macht sein Ding. Was das genau ist, muss aber keinesfalls klar sein, meint Wiebke Joester. Eins ist auf jeden Fall tabu: einfach mal nichts machen, bis jetzt.

Cartoon: Kai Felmy
Cartoon: Kai Felmy

Du bist ein unkomplizierter, engagierter Machertyp? Ein dynamischer Machertyp? Ein Machertyp und voller Energie? Ein Machertyp mit Biss? Ein Machertyp, der gerne eine Aufgabe anpackt, um diese mit aller Kraft, Kreativität und Teamspirit zum Erfolg zu bringen? Ein echter Machertyp, begeisterungsfähig, kreativ und überzeugend durch dein Auftreten? Der Machertyp, der sich für seine Kolleginnen und Kollegen gerne ins Zeug legt? Ein Machertyp, der gleichzeitig gut Konzepte entwerfen kann nach dem Motto „Denken, machen, entscheiden!“? 

Gratulation: Sie können sich Ihren Job aussuchen! Denn mit diesen Stellenanforderungen werden Vertriebsingenieure, Hausmeister, Key-Account-Manager, HR-Referenten, HR-Praktikanten und IT-Azubis gesucht. Wortwörtlich.

Sie sind verwirrt? Kein Problem. Diverse Persönlichkeitstests helfen Ihnen herauszufinden, welcher Machertyp Sie sind. Etwa der sensible Macher? Oder doch eher der energische, der individualistische oder der lässige Typ? Visionär, Geldverdiener, Handwerker, Entdecker, Kollaborateur? Man mag sich gar nicht entscheiden. Wobei – Geldverdiener ist natürlich echt ein bisschen zu verrückt. Wer kommt auf sowas!

Klarer sieht da der Schuhmacher. Korbmacher, Werkzeugmacher, Tuchmacher, Uhrmacher, Perückenmacher, Hutmacher (auch bisweilen verrückt), Blattmacher (Habe die Ehre!). Filmemacher, Buchmacher, Geschäftemacher. Miesmacher, Spaßmacher, Stimmungsmacher – in allen diesen Fällen ist der Name Programm.

„Moker” nehmen den Vorschlaghammer

Apropos Name. Auf Plattdeutsch heißt der Macher „Moker” und ist zugleich der Begriff für Vorschlaghammer. Ja, oben an der Küste können die Kerle eben noch richtig zupacken. Nicht lang schnacken. Wobei auch zartere Seelen bisweilen zur Tat mit dem Moker aufrufen. Liedermacher wie Sven Regener, ebenfalls norddeutscher Abstammung. Obgleich eigentlich eher als Müßiggänger bekannt, fordert er in einem Song seiner Band Element of Crime: „Bring den Vorschlaghammer mit, wenn Du heute Abend kommst, dann hauen wir alles kurz und klein“, um Platz für Neues zu schaffen. Konform mit den Kollegen von Wir sind Helden („Hol den Vorschlaghammer!“), die damit wiederum ein Denkmal kaputtmachen wollen, um Altes zu bewahren. Manchmal braucht es eben das ganz große Besteck, um etwas zu bewirken. Und bisweilen bringt die Zerstörung weiter. 

Aber piano. Nicht alles, was machbar ist, sollte auch wirklich umgesetzt werden. Wer das Spannungsfeld zwischen Appetitmachern, Sattmachern und Dickmachern schon mal unter Einsatz seines Körpers voll ausgelotet hat, weiß, was ich meine. Und hier kommen die Taoisten ins Spiel. Sie behaupten, nichts machen mache den Unterschied. Erfolgreich sei, wer sich leben lasse, ganz fluide. Da bräuchte es natürlich andere Stellenanforderungen: Du verstehst dich darauf, beim Tun im Nichtstun zu verweilen? Und lässt schmutziges Wasser stehen, bis es wieder klar wird? Du bist weich wie Wasser, um den Härten des Daily Biz zu begegnen? Man kennt dich als jemanden, der neben der edlen Kunst, etwas zu erledigen, auch die nicht minder edle besitzt, Dinge ungetan zu lassen? Und aus langjähriger Projekterfahrung weißt du: Weil du nichts für dich willst, hast du Erfolg – und weil du nichts aus dir machst, hast du Macht?

Einfach mal die VUCA-Welt auf Yin und Yang prallen lassen und zuschauen, was passiert. Das nächste große HR-Ding? Dazu bedürfte es sicher erstmal eines kleinen Mutmachers. Auf den greifen die Moker von der Küste auch immer zurück, wie man hört. Klar und ganz fluide: Kopp in Nacken! 

Dieser Beitrag stammt aus der Personalwirtschaft 11/2017.