Der Personaler liebt seine Anglizismen, dienen sie doch oft genug als Nebelkerze,
die verschleiern soll, dass es eigentlich nichts zu sagen gibt. In dem Zusammenhang mächtig,
mächtig kraftvoll: das Schlagwort Empowerment. Was’n das? fragt sich Sven Frost.
Der Personaler liebt seine Anglizismen, dienen sie doch oft genug als Nebelkerze, die verschleiern soll, dass es eigentlich nichts zu sagen gibt. In dem Zusammenhang mächtig, mächtig kraftvoll: das Schlagwort Empowerment. Was’n das? fragt sich Sven Frost.
Es gibt sie, diese Worte, die man einfach mal so raushauen kann, um nicht nur schlau, sondern auch dynamisch zu wirken. Empowerment ist eines davon. Klingt nach „Tschacka, wir schaffen das“, dem Schlachtruf der ewig gestrigen Selbstmotivierer. Dabei geht es, wendet man das Wort im Bereich HR an, doch eigentlich nur um eines: den Mitarbeitern zu ermöglichen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Oder anders: Sie sollen ermächtig werden – oje, das hat jetzt aber ein ungutes Geschmäckle. Also nochmal: Mit dem Prinzip des Empowerments geht dem Unternehmen keine „Power“ verloren, sie wechselt lediglich von der Führungskraft zum Mitarbeiter, der bestenfalls dadurch sogar noch leistungsfähiger wird. Amen. Es könnte also auch heißen: Mehr Power durch Empowerment! Klingt erst einmal gut. Mehr Mitsprache, mehr Selbstständigkeit, mehr, mehr, mehr.
Empowerment ist aber auch – oder vor allem – etwas anderes: ein schicker Anglizismus (im deutschsprachigen Management sehr beliebt), der eine gewisse Modernität signalisiert, zudem griffig und vage genug, um ein Konzept, Modell oder einen Sachverhalt zu umreißen, der kaum mit wenigen Worten zu beschreiben wäre und noch genügend Freiraum zur Interpretation bietet. Er lässt sich also hervorragend mit Sprechblasen und Allgemeinplätzen füllen.
Also: Mächtig bevollmächtigte Mitarbeiter, die vor Kraft kaum laufen können und richtig viel Selbstverantwortung stemmen können. Echte Kraftmeier eben. Auch Autoren haben sich mit dem mächtigen Mucki-Schlagwort schon befasst, etwa Carsten C. Schermuly mit seinem Buch „New Work – gute Arbeit gestalten: Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern“. Wer das Kraftwort googelt, erkennt, dass Empowerment jenseits von Unternehmen ebenfalls seine Freunde hat. Das Lexikon der Psychologie etwa hat zum Thema Empowerment Folgendes zu sagen: Durch Empowerment „entwickelt sich ein positives und aktives Gefühl des In-der-Welt-Seins; es entwickeln sich Fähigkeiten, Strategien und Ressourcen, um aktiv und gezielt individuelle und gemeinschaftliche Ziele zu erreichen; es wird Wissen und Können erworben, das zu einem kritischen Verständnis der sozialen und politischen Verhältnisse und der eigenen sozialen Umwelt führt.“
Jaha, so muss das. In-der-Welt-sein. Frisch sein, frech sein, frei sein. Mit Power in den Tag starten, damit Mitarbeiter auch morgen noch kraftvoll zubeißen können. Ein Wort wie ein Erfrischungsgetränk: Empowerment is it! Und bevor die Pferde mit dem Verfasser dieser Zeilen noch weiter durchgehen: Denken Sie doch einfach mal out of the box und verzichten eine Woche lang auf jegliche Anglizismen. Seien Sie open-minded und stellen sich der Challenge! At the end of the day werden Sie sehen, wie empowernd das sein kann.
Autor: Sven Frost
Erschienen in der Ausgabe 09/2017 der Personalwirtschaft.