Personalwirtschaft: Sie waren bei verschiedenen Personaldienstleistern wie Depon und Adecco tätig. Was reizte Sie an der Arbeit in der Kommunikationsbranche?
Erik Strasburger: So groß sind die Unterschiede gar nicht. Hier wie dort werden Menschen gesucht, die ihrer Aufgabe mit Leidenschaft, Kreativität und Flexibilität nachgehen. Ich mag besonders die Geschwindigkeit der Kommunikationsbranche, die hohe Professionalität gegenüber Auftraggebern und die intensive Arbeit mit Menschen mit sehr unterschiedlichen Vitae und Visionen. Auch wenn Kennzahlen und messbare Ergebnisse immer das Tagesgeschäft beherrschen, ist allen Führungskräften bewusst, dass es letztendlich die Aufgabe aller ist, optimale Arbeitsbedingungen für die zu schaffen, die an der Front tagtäglich und professionell die Aufgaben erfüllen und die Umsätze erwirtschaften. Ein weiterer Aspekt, der mich begeistert, ist die Innovationsfreude und -notwendigkeit. Wir werden permanent mit neuen Technologien konfrontiert, die uns dabei unterstützen, unsere Abläufe zu optimieren und dem Endkunden so ein möglichst perfektes Serviceerlebnis zu liefern.
Welche Besonderheiten zeichnen das Recruiting für Callcenter aus?
Eine der Besonderheiten ist der enorme Personalbedarf und die hohe Bandbreite an Anforderungen an Qualifikationen und Erfahrungen. Wir suchen passende Bewerber für Einstiegspositionen mit geringem Qualifikationsprofil bis hin zur hochgradig spezialisierten und erfahrenen Fachkraft. Eine weitere Besonderheit ist meistens die vorgegebene hohe Geschwindigkeit, die bei der Besetzung offener Stellen erwartet wird, sowie der hohe Budgetdruck.
Die Branche hat mit Imageproblemen zu kämpfen. Erschwert das Ihre Arbeit?
Es ist sicherlich unstrittig, dass es einige schwarze Schafe gibt, deren Personalstrategien sich schädlich auf das Image der Übrigen auswirken. Die Branche an sich ist jedoch deutlich besser als ihr Ruf und bietet für Arbeitssuchende wesentliche Vorteile. Der beste Weg, dagegen anzukämpfen, ist maximale Transparenz im Bewerbungsprozess. Dies beginnt bei einer optimalen Bewerberkorrespondenz, der klaren und realistischen Darstellung der Arbeitsbedingungen, einer nachvollziehbaren Vertragsgestaltung und der Einhaltung von Zusagen.
Inwiefern können Sie dabei von Ihren Erfahrungen aus der Personaldienstleister-Branche profitieren?
Beide Branchen haben ein hohes Maß an Übereinstimmungen. In beiden Branchen sind viele Beschäftigungsverhältnisse im prekären Bereich angesiedelt, beide werden jedoch oftmals als Sprungbrett wahrgenommen und beide bieten gerade Arbeitslosen, Wiedereinsteigern und Bewerbern mit mangelnden Qualifikationen eine Möglichkeit, sich rasch wieder in die Arbeitswelt einzugliedern.
Zum Portfolio von Nothelle zählen auch Chats und Social Media Response. Wie findet man Spezialisten dafür?
Man findet Mitarbeiter mit hoher Kompetenz in diesen Bereichen natürlich genau über diese Medien und Kanäle. Eines der Schlüsselelemente ist das Instrumentarium des „Recruiting 2.0“, denn genau das nutzt der passende Bewerber und genau dort müssen wir ihn abholen. Klassische Kanäle stoßen hier an ihre Grenzen, da sie durch den Jobsuchenden einfach nicht genutzt werden. Auch Geschwindigkeit spielt eine große Rolle, die oftmals noch üblichen Zeiten zwischen Bewerbungswunsch, Bewerbung und Vertragsschluss werden durch Bewerber hier nicht erwartet und akzeptiert.
An welchen konkreten Aufgaben werden Sie in den nächsten Monaten arbeiten?
Eine der größten Aufgaben wird es sein, unseren Bewerbern einen schnellen und wertschätzenden Bewerbungs- und Einstellungsprozess zu ermöglichen. Im Idealfall findet der potenzielle Kandidat morgens eine Ausschreibung, kann sich einen schnellen und soliden Überblick über uns verschaffen und bereits abends einen Arbeitsvertrag in den Händen halten. Dabei sind wir schon auf einem sehr guten Weg, können aber noch an einigen Stellschrauben optimieren.
Dieser Beitrag ist in Ausgabe 01/19 erschienen. Sie können das gesamte Heft › hier bestellen