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Hinsichtlich der Flexibilität in Sachen IT und der HR-Prozesse können Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in letzter Zeit eine positive Entwicklung verzeichnen: Heute sind die Mitarbeiter in der DACH-Region im Schnitt zufriedener mit ihrer Arbeit als ihre europäischen Kollegen. Bezieht man aber mehr Aspekte ein, schneiden die skandinavischen Länder in den meisten Befragungen immer noch am besten ab. So stimmen in den deutschsprachigen Ländern mehr als zehn Prozent der Aussage zu, dass HR der Hauptgrund für viele Probleme im Unternehmen sei. In Schweden oder Finnland vertreten weniger als drei Prozent der befragten Manager diese Position. Das geht aus der Studie „Future People: Unleashing Your Talent“ hervor, die das Marktforschungsunternehmen IDC im Auftrag von > Cornerstone OnDemand durchgeführt hat. Im Rahmen der Erhebung wurden 1469 HR-Verantwortliche und Fachentscheider aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in 14 europäischen Ländern befragt.
In Sachen Flexibilität und Technik hinkt die DACH-Region hinterher
Flexible Prozesse wirken sich direkt auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus, so die Studie. Doch die Unternehmen der DACH-Region hinken anderen Ländern dabei hinterher, wenn es um technologiebezogene Aspekte und modernes Arbeiten geht. So können im deutschsprachigen Raum nur knapp 64 Prozent der Mitarbeiter eigene Geräte auf der Arbeit nutzen, während dies in Italien über 71 Prozent der Beschäftigten erlaubt ist. Standortunabhängig arbeiten mittels kompatibler IT-Systeme können in der Schweiz 78 Prozent; dagegen werden in Finnland 94 Prozent der Belegschaft in dieser Hinsicht vom Unternehmen unterstützt. Auch innerhalb der DACH-Region gibt es Unterschiede, zum Beispiel in Sachen Home Office: 53 Prozent der Studienteilnehmer aus Österreich gaben an, dass ihr Unternehmen Home Office fördert, während es in der Schweiz 63 und in Deutschland sogar 70 Prozent sind. Laut Studie sollten die Unternehmen in den nächsten Jahren verstärkt in neue Technologien investieren, um den veränderten Anforderungen der Mitarbeiter in Bezug auf flexibles Arbeiten gerecht zu werden.
Fehlende Kooperation zwischen Personalabteilung und IT
Die Studienteilnehmer wurden auch zu ihrer Zufriedenheit mit Recruiting und Talent Management befragt. Danach sind hierzulande 40 Prozent der Fachentscheider mit der zeitlichen Strukturierung des Recruitings zufrieden. In Österreich sind es 48 Prozent, womit die Alpenrepublik in Europa den ersten Platz einnimmt. In Italien sind nur 33 Prozent zufrieden und in Frankreich lediglich 28 Prozent.
Dafür beklagen die Manager in der DACH-Region eine mangelnde Kooperation zwischen HR und IT: Die befragten Abteilungsleiter äußerten sich unzufrieden mit Prozessen im Talent Management, der Entscheidungsautonomie und mit HR-Systemen. Nur 16 Prozent der Entscheider in Deutschland finden, dass das Personalwesen gut mit der IT kooperiert. Gefragt sind hier laut Studie integrierte Ansätze, bei denen die Vereinfachung von HR-Prozessen durch Investitionen in HR-Systeme unterstützt wird und die eine eigenständige Bearbeitung der gewünschten Prozesse durch Mitarbeiter und Manager ermöglichen.
HR-Rolle: Immer noch administrativ und nicht strategisch
Von den deutschen Befragten gehen 83 Prozent davon aus, dass das Personalwesen eine wichtige Rolle beim Unternehmenserfolg spielt. In Österreich vertreten nur 75 Prozent diese Auffassung, dafür liegt das Land an der europäischen Spitze in punkto langfristige Planung: 51 Prozent schreiben der Personalabteilung dies zu.
Auch wenn die deutschen Befragten HR als so bedeutend empfinden, liegt der Fokus der Personalabteilungen hier und in der DACH-Region insgesamt nach wie vor auf administrativen Aufgaben; HR ist nicht strategischer Teil des Business. Fachentscheider haben eine relativ konservative Auffassung von Aufgaben und Funktionen der Personalabteilung, mit einem Schwerpunkt auf Tätigkeiten im Zusammenhang mit Mitarbeiterrekrutierung, -verwaltung und Gehaltsabrechnung. Mit der voranschreitenden Digitalisierung von HR-Prozessen und der immer stärkeren Nachfrage einer direkten Bearbeitung der Aufgaben von Managern und Mitarbeitern müsse sich die klassische Personalabteilung neu erfinden, so die Studie. Erst wenn sich HR selbst als Business verstehe, stärke das auch ihre Rolle und ihre Sichtbarkeit innerhalb der Organisation und ebenfalls die Performance. Das Personalwesen müsse eine strategische Rolle im Unternehmen einnehmen, um die Mitarbeiter für das digitale Zeitalter zu rüsten und im Wettbewerb mit der Wirtschaft in anderen europäischen Ländern zu bestehen.