Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Das geglückte siebte Jahr

HR Barcamp 2018: Walter Hueber und Nina Diercks; Bild: Janek Coppenhagen
HR Barcamp 2018: Walter Hueber und Nina Diercks in der ersten Session; Bild: Janek Coppenhagen

Für eine funktionierende Ehe braucht es Vertrauen, Augenhöhe, Ehrlichkeit und Fairness. Gleiches gilt für eine gelingende Personalarbeit – so lautet ein Fazit des HR Barcamps 2018, das am 22. und 23. März im Hotel Ellington in Berlin stattfand. Schlagwörter wie die genannten fielen auffällig oft in den einzelnen Sessions. Sicher, wirklich neu ist die Botschaft nicht, dass beispielsweise Transparenz im Unternehmen ähnliches für die Bindung der Mitarbeiter leistet wie Ehrlichkeit in der Partnerschaft für den Erhalt der Liebe. Doch wenn sich die eingeforderten Begriffe immer wieder wiederholen, scheint etwas dran zu sein.

Das Barcamp als Themenseismograf

Das HR Barcamp funktioniert, auch im siebten Jahr. Nicht zuletzt, weil es diese Prinzipien beherzigt. Es bietet einen offenen, vertrauensvollen Rahmen, um Tacheles reden zu können und sich auf Augenhöhe zu begegnen, vor allem von Kollege zu Kollege, aber auch mit innovativen Köpfen aus der Wissenschaft und der Beratung. Eine der großen Stärken ist das Konzept des Barcamps: Inhaltlich ist die Veranstaltung vollkommen offen. Die Teilnehmer bringen selbst die Themen mit und werben zu Anfang um die Gunst des Publikums, das nach den kurzen Pitches abstimmt, welche Themen in den rund einstündigen Sessions bearbeitet werden sollen. Dieses Mal kamen 43 Vorschläge zusammen, über die die rund 200 Barcamper entschieden.

Die Auswahl der Themen spiegelt recht gut wider, wo die Nöte von HR im Jahr 2018 liegen: Neben dem Dauerbrenner Recruiting ging es in etlichen Runden um den Einsatz von Technik (Chatbots, künstliche Intelligenz oder auch Videos), um die digitale Transformation des Unternehmens und von HR sowie um neue Methoden und Organisationsformen (Stichwort Agilität). Auch das spannungsvolle Kooperations-Dreieck Personaler – Führungskräfte – Mitarbeiter stand in einigen Sessions im Fokus, ebenso die datengetriebene Personalarbeit.

Danger! Danger! DSGVO!

Für letzteren Bereich gab es einen ganz aktuellen Aufhänger: Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Das Thema müsste HR mittlerweile zum Halse heraushängen. Und doch wunderten sich die Themenpaten Rechtsanwältin Nina Diercks und Cammio-Geschäftsführer Walter Hueber, dass die Fragen dazu so spät kommen, zwei Monate vor Anwendungspflicht der DSGVO.

Das Publikum beim HR Barcamp 2018; Bild: Janek Coppenhagen
Das Publikum beim HR Barcamp 2018; Bild: Janek Coppenhagen

Dank der großen Nachfrage gehörte die DSGVO-Session zu den Themenrunden, die es in den „Recall“ schafften: An Tag zwei des Barcamps stimmen die Teilnehmer stets ab, welche Sessions ein zweites Mal steigen sollen. So kann man dann doch noch ein Thema mitnehmen, das man verpasst hat, weil man in einer parallel stattfindenden Runde gewesen ist. Neben dem Datenschutz verlangte das Barcamp-Volk nach „Bots und Automatisierung in HR“ und „Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz“. Tim Oliver Pröhm (Kelly OCG) führte sodann nochmals einen Chatbot vor, und Alkestis Spinou (Smart Recruiters) diskutierte erneut mit den Teilnehmern darüber, was Algorithmen und Co. im Recruiting leisten können.

Einfach mal ein Problem in den Ring werfen

Kleiner Kritikpunkt: Nicht immer hielten die Sessions inhaltlich, was der Titel versprach. Und da es sich weniger um Frontalvortrag als um einen offenen Dialog der Teilnehmer handelt, lief die eine oder andere Diskussion thematisch etwas aus dem Ruder. Dennoch hält das Format des HR Barcamps einen großen Mehrwert bereit. Wo kann man als Personaler schon einmal ein Problem, bei dem man nicht weiterkommt, in die Runde werfen und auf ehrliche Antworten und Lösungsvorschläge hoffen? Und selbst wenn am Ende der Diskussion mal keine konkrete Lösung herauskommt, so erhält man zumindest das gute Gefühl, mit seinem Leid nicht allein zu sein. Die Kollegen aus den anderen Unternehmen laborieren häufig an denselben Problemen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Auch da ist das Barcamp wie eine gute Ehe.

Impulsgeber für die Event-Szene

Christoph Athanas und Jannis Tsalikis, den Gastgebern des HR Barcamp, ist es erneut geglückt, zwei Tage voller Impulse, Netzwerkeln und nicht zuletzt Spaß zu schaffen. Das Barcamp lebt insbesondere von dem Geist, den das „Traumpaar“ kreiert, auch im siebten Jahr. Mit Athanas, Inhaber der Beratung Meta HR, und Tsalikis, Personalleiter bei Vice Media, haben sich zwei Köpfe gefunden, die für HR brennen und die Event-Szene mit ihrem Barcamp aufgemischt haben. Manch andere Veranstaltung hat sich etwas vom innovativen Konzept abgeguckt und Formate mit einer stärkeren Teilnehmerorientierung integriert.

Was 2012 in kleinem Rahmen begann, ist zu einer festen Institution im HR-Kalender geworden. Für diese Institution braucht man allerdings mehr Gestalter als für jene namens Ehe. Das HR Barcamp ist gewissermaßen die Ehe von allen für alle. Und die diesjährige Veranstaltung hat gezeigt, dass es genügend innovative und engagierte HR-Liebhaber gibt, die sich aktiv am Nachdenken über HR beteiligen. Darum machen wir uns auch keine Sorgen um den Fortbestand des Barcamps und sind bereits gespannt, welche Themen HR dann bei der silbernen Hochzeit in 2037 so umtreiben.

+++ Weitere Eindrücke vom HR Barcamp finden Sie in unserer › Bilderstrecke +++