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Licht und Schatten bei Karriere-Webseiten

Eine brennende Glühbrine liegt auf einem Tisch und beleuchtet ihre nahe Umgebung
Wie attraktiv sind die Karriereportale der bedeutenden Arbeitgeber in Detuschland? Bild: Free-Photos/Pixabay

Karriere-Webseiten sind nach wie vor der Dreh- und Angelpunkt im Online-Recruiting. Arbeitgeber versuchen immer stärker, etwa über Social Media potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen – für die tatsächliche Bewerbung werden die Interessierten dann aber meist auf die Karriere-Plattform verlinkt. Die Personalwirtschaft-Studie › Recruiting Strategien 2018, ergab, dass viele Kandidatengruppen am häufigsten über die Karriere-Webseite angesprochen werden.

Deshalb scheinen die Unternehmen hier auszubauen, zeigt die neueste Auflage der Studienreihe „Karriere-Websites“ der Hochschule Rhein-Main von 2019.

Die Studienmacher untersuchten für die Studie 146 Plattformen großer und beliebter Arbeitgeber. Zudem analysierten sie relevante Mittelständler, Unternehmen der Digitalwirtschaft und Arbeitgeber aus dem öffentlichen Sektor.

Analyse in vier Clustern

Wie gut die Karriereseiten der Unternehmen und Einrichtungen sind, maßen die Forscher mit Hilfe einer hypothetischen, optimalen Karriereseite. Für diese definierten sie knapp 200 einzelne Kriterien,
aufgeteilt in vier Themenbereiche. Mit 10 Prozent fällt der Zugang zur
Seite ins Gewicht, mit jeweils 30 Prozent die Inhalte und Qualität der
Information, die Candidate Experience und die Interaktivität und
Funktionalität der Plattform. Die Optimal-Plattform entspricht einem Erfüllungsgrad von 100 Prozent. Der Ergebniswert der untersuchten Karriere-Webseiten gibt an, wie viele der Ideal-Anforderungen sie jeweils erfüllen.

Über die Hälfte der untersuchten Karriere-Webseiten fallen in die Kategorie „guter Durchschnitt“ mit einem Erfüllungsgrad zwischen 60 und 75 Prozent – das sind deutlich mehr Unternehmen als bei der vorherigen Auflage der Studie. Zur Spitzengruppe, die über 75 Prozent der Ideal-Anforderungen gerecht wird, zählen 8 Prozent der Arbeitgeber-Seiten.

Thyssenkrupp mit Spitzenposition

Platz 1 im Ranking der Karriere-Webseiten holt sich der Stahlhersteller Thyssenkrupp mit einem Gesamtwert von 84,4 Prozent. Sowohl in der Kategorie Information und Inhalt, als auch bei der Candidate Experience erfüllt Thyssenkrupp über 90 Prozent des Ideal-Solls, bei Interaktivität und Funktionalität immerhin zwei Drittel. Auf Platz 2 steht Otto, der Gesamtwert für den Handelskonzern ist 83,4 Prozent. Bei Information und Inhalt kommt auch Otto auf einen Wert von über 90 Prozent, die Candidate Experience ist mit 85,6 Prozent allerdings etwas schwächer als beim Spitzenreiter. Bei Interaktivität und Funktionalität erreicht die Karriere-Webseite von Otto dafür fast 70 Prozent. Auf den weiteren Spitzenplätzen folgen der Gesundheitskonzern Fresenius (80,2 Prozent), Bosch (79,3 Prozent), Microsoft (78,1 Prozent), der Automobil-Zulieferer Mahle, der Krankenhausbetreiber Asklepios beide 76,9 Prozent), die Deutsche Bahn (76,8 Prozent) und die Deutsche Telekom (76,2 Prozent).

Allerdings stießen die Studienmacher auch auf zahlreiche Karriereseiten, die den heutigen Ansprüchen nicht genügen. 30 Prozent der untersuchten Portale bewerten sie als „rückständig“, weitere 9 Prozent gar als „abgehängt“.

„Nicht ausreichend für den Wettbewerb um Talente gerüstet“

Auffällig dabei: In diese Kategorien fallen vor allem mittelständische und Digital-Unternehmen. Auch die Mehrzahl der Einrichtungen aus dem öffentlichen Sektor haben auffallend unattraktive Karriere-Portale im Netz. Unter die besten 30 schafft es von diesen Unternehmen nur die KFW Bankengruppe auf Platz 23 mit einem Erfüllungsgrad von 71,9 Prozent. „Die Karriere-Websites dieser Arbeitgeber sind noch nicht ausreichend
für den Wettbewerb um knappe und vielseitig nachgefragte Talente
gerüstet“, sagt Wolfgang Jäger, Professor an der Hochschule Rhein-Main einer der Studienautoren.


Zum 11. Mal seit 2000 analysierte die Hochschule RheinMain die
Karriere-Websites bedeutender Arbeitgeber in Deutschland, bisher unter dem Titel „Human Resources vergleichen im Internet“. Die Bewertung beruht auf einem beim Studienstart im Jahr 2000 am
Studiengang Media Management entwickelten und seitdem angepassten Kriterienkatalog. Die Auswertung der Webseiten übernahmen unabhängig und eigenständig Media-Managemet-Studierende der Hochschule.