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Vor allem deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung schlecht aufgestellt

ein Geschäftsmann steht vor einer Wand mit Bits und Bytes
Die digitale Transformationen stellt Unternehmen vor einige Probleme. Foto: © Sir_Oliver/Fotolia.de

Zwar wird in die Digitalisierung viel Geld investiert, doch oft hapert es sowohl an der Technologie als auch an der Führungsqualität.

Aktuell denken gerade einmal 31 Prozent der deutschen Unternehmen, dass sie über die nötigen digitalen Fähigkeiten verfügen, um den technologischen Wandel zu bewältigen, also um zum Beispiel auf neue Art mit Kunden zu interagieren, interne Prozesse zu steuern oder ihr Geschäftsmodell zu definieren. Global sind mit 39 Prozent etwas mehr der Firmen dieser Ansicht. Was die erforderlichen Führungskompetenzen für den digitalen Wandel betrifft, glauben lediglich 30 Prozent der Unternehmen in Deutschland, gut aufgestellt zu sein. International sind es 35 Prozent, allerdings waren es vor sechs Jahren noch 45 Prozent – ein Rückschritt. In einigen Punkten sind es aber gerade deutsche Firmen, die heute im Vergleich zum Jahr 2012 schlechter dastehen. Dabei investieren die Unternehmen weltweit bis zum Jahr 2021 insgesamt voraussichtlich mehr als zwei Billionen US-Dollar in Initiaitven zur Digitalen Transformation. Das zeigt die Studie „Understanding Digital Mastery Today – Why Companies are struggling with their digital transformations“ des Digital Transformation Institutes (DTI) von Capgemini in Zusammenarbeit mit Prof. George Westerman vom MIT. Für die Studie wurden im April und Mai dieses Jahres weltweit 1338 Führungskräfte aus 757 Unternehmen befragt. In Deutschland nahmen 172 Manager aus 86 Organisationen teil.

Wenig Fortschritte, dafür Rückschritte auch bei internen Prozessen

Fortschritte bezüglich der digitalen Transformation haben die Unternehmen laut Befragung hauptsächlich hinsichtlich der Customer Experience gemacht. Während 2012 noch 34 Prozent der Firmen weltweit angaben, die digitale Kompetenz für Customer Experience zu haben, sind es aktuell 40 Prozent. In Deutschland sind derzeit erst 31 Prozent dieser Meinung. Bei den internen Prozessen verfügten vor sechs Jahren global noch 50 über digitale Fähigkeiten und jetzt räumen dies nur noch 36 Prozent ein. Doch auch hier hinken deutsche Firmen noch stärker hinterher, denn lediglich 29 Prozent glauben, in dieser Hinsicht digital fit zu sein.

Unternehmen mangelt es an einer digitalen Kultur

Eines der größten Probleme bei der digitalen Transformation ist für die befragten Unternehmen die Abwesenheit einer digitalen Kultur, in Verbindung mit einem wenig förderlichen Führungsverhalten, wodurch Fortschritte blockiert werden. Dazu kommt die unzureichende Ausstattung: Weniger als zwei von fünf Arbeitgebern weltweit stellen ihren Mitarbeitern die richtigen Lösungen und Technologien zur Verfügung. Vor sechs Jahren waren es noch fast doppelt so viele. Deutsche Unternehmen liegen hier ebenso zurück wie auch bei weiteren Aspekten der digitalen Kultur, vor allem bei der Förderung einer datenbasierten Entscheidungsfindung.

Quelle: Capgemini
Quelle: Capgemini

Quelle: Capgemini
Quelle: Capgemini

Mitarbeiter werden zu wenig eingebunden und qualifiziert

Ein wesentliches Hemmnis für den Fortschritt der Digitalisierung ist es aber laut Studie außerdem, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht zu Partnern ihres Transformationsprogramms machen. Führungskräfte beziehen die Belegschaft zu wenig ein, sogar weniger als vor sechs Jahren: Statt 49 Prozent wie im Jahr 2012 sind es jetzt international nur noch 36 Prozent, die es allen Mitarbeitern ermöglichen, sich am Meinungsaustausch über digitale Initiativen zu beteiligen. Bei deutschen Unternehmen sind es nur 27 Prozent.

Neben der fehlenden Einbindung hapert es auch an Weiterbildungsaktivitäten, um die digitalen Fähigkeiten der Mitarbeiter auf- und auszubauen. Auch setzt nur jedes vierte Unternehmen Datenanalysen ein, um herauszufinden, welche Kompetenzen ihre Mitarbeiter für den digitalen Wandel benötigen.

Quelle: Capgemini
Quelle: Capgemini

 

Um aus den Möglichkeiten der Automatisierung einen wirklichen Nutzen zu ziehen, müssten Unternehmen nicht nur in Technologien investieren, sondern dem Change Management einen mindestens genauso hohen Wert beimessen, kommentiert Claudia Crummenerl, Leiterin Executive  Leadership & Change bei Capgemini, die Studienergebnisse.

Der  Weg  der  Digitalen Transformation führt die Unternehmen zum Erfolg, die ihn gemeinsam mit ihren Mitarbeitern gehen,

so Crummenerl.

CIOs und andere Führungskräfte ziehen immer weniger an einem Strang

Die Befragungsergebnisse offenbaren jedoch noch eine andere Schwierigkeit: Die Beziehung zwischen dem CIO und anderen Führungskräften im Unternehmen hat sich seit 2012 verschlechtert. Hatten vor sechs Jahren noch fast bei zwei Drittel der Firmen (65 Prozent) CIO und Führungskräfte ein gemeinsames Verständnis von der Rolle ihrer IT, sind es derzeit nur noch 37 Prozent. Auch die gemeinsame Vision davon, wie IT zur Produktivitätssteigerung eingesetzt werden kann, hat sich von 59 auf 35 Prozent verringert. Ähnlich sieht es hinsichtlich der Prioritäten von IT-Investitionen aus: 2012 zogen noch 53 Prozent an einem Strang, heute ist dies nur noch bei 36 Prozent der Fall. Als Erklärung für diese zunehmende Diskrepanz vermuten die Studienautoren, dass es entweder fortbestehende Silos in den Unternehmen gibt oder dass den Führungskräften die IT zu langsam vorankommt und sie eigene IT-Initiativen aufsetzen.

In der Studie wurde die Entwicklung der Digitalen Transformation mit
den Ergebnissen der Untersuchung „The Digital Advantage: How Digital Leaders
Outperform Their Peers in Every Industry” von 2012 verglichen. Alle Grafiken: Capgemini

Die vollständigen Ergebnisse der Studie stehen in englischer Sprache zum › Download zur Verfügung.  

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.

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