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Nur etwa jede zweite Führungskraft (53 Prozent) gibt an, genügend Zeit zu haben, um die eigenen Arbeitsaufgaben zu erledigen. Bei den Top-Managern sind es immerhin fast zwei Drittel (65 Prozent). Auf der unteren Managementebene sieht es jedoch schlechter aus; dort empfinden nur 44 Prozent die Zeit als ausreichend. Über alle Hierarchieebenen hinweg sagen 37 Prozent der Führungskräfte, dass sie häufig Stress und zeitlichen Druck im Beruf empfinden. Gegenüber 2014 scheint dies eine Verbesserung zu sein, denn damals gaben dies noch 44 Prozent an. Das geht aus dem Hernstein Management Report 2017 hervor. Für die Studie wurden 1585 Führungskräfte und Unternehmer befragt, davon 685 in Österreich und 900 in Deutschland.
Work Life Balance bei jungen Führungskräften am meisten in Schieflage
Aktuell denkt laut Studie etwas mehr als die Hälfte der Manager auch im Privatleben noch an berufliche Themen und Vorfälle. Auch hier ist gegenüber 2014 ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Ein gutes Zeichen? Jein. Denn während heute 57 Prozent der Führungskräfte finden, dass die Work Life Balance stimmt, sie also berufliche Anforderungen und private Verpflichtungen gut vereinbaren können und sich in der Freizeit ausreichend erholen können, um im Beruf fit und leistungsfähig zu sein, war das vor drei Jahren noch bei 61 Prozent der Fall. Auch hier sind junge Manager der untersten Führungsebene am meisten belastet: Nur 41 Prozent von ihnen sagen, dass sie den Ausgleich zwischen Arbeit und Privatleben schaffen. Zum Vergleich: im Top-Management können 68 Prozent die Balance meistern. 13 Prozent aller befragten Führungskräfte sehen ihre Work Life Balance derzeit in einer akuten Schieflage; dabei gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Fast jeder dritte Manager sieht eine Burnout-Gefahr für sich
Fast ein Drittel der befragten Führungskräfte sieht sich selbst als stark oder teilweise Burnout-gefährdet. Wieder fühlen sich jüngere Manager, hier vor allem auf der mittleren Führungsebene, am meisten gefährdet. Außerdem schließt jede vierte Führungskraft das Risiko eines Burnouts nicht aus. 36 Prozent der Studienteilnehmer sind zumindest einmal von Menschen aus ihrem sozialen Umfeld auf eine solche Gefährdung hingewiesen worden. 62 Prozent kennen wenigstens einen Fall von Burnout in ihrem Unternehmen. Mehr als jeder Zweite (58 Prozent) fürchtet, dass das Erschöpfungssyndrom bei Kollegen oft übersehen und zu spät erkannt wird. Immerhin geben 46 Prozent der Befragten an, dass Betroffene rasche Hilfe und Unterstützung im Unternehmen erhalten.
Wer ausgebrannt ist, ist nicht resilient genug?
Interessant ist, dass Burnout bis vor kurzem quasi noch als salonfähig galt, heute aber weniger: Vor drei Jahren dachten noch 30 Prozent der Führungskräfte, es sei ein Zeichen von hohem Engagement. Mittlerweile sind nur noch 26 Prozent dieser Meinung. Das könnte man als Fortschritt verbuchen, wenn die Einschätzung nicht ins Gegenteil umschlagen würde: Die meisten (41 Prozent) halten Burnout heute für ein Zeichen von Schwäche und mangelnder Leistungsfähigkeit.
Die aktuelle Diskussion um das Thema Resilienz geht aber im Grunde in die gleiche Richtung, denn immer häufiger heißt es, Führungskräfte und Mitarbeiter von heute müssten resilient sein, also psychisch robust und widerstandsfähig, um Belastungen und Stress einfacher wegzustecken. Auch nach Ansicht von Hernstein kann Resilienz den entscheidenden Unterschied machen, wenn es um Burnout-Gefährdung geht. Resiliente Führungskräfte wüssten, wie sie mit ihren knappen Ressourcen bestmöglich haushalten und mit beruflichen Krisen konstruktiv umgehen. Und die Fähigkeit zur Resilienz sei trainierbar, wenn man sie nicht im besten Fall mitbringe.
Den vollständigen Report gibt es > hier als Download.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.