Die Stadt Pirmasens hat in Zeiten des Fachkräftemangels etwas geschafft, das sich viele Unternehmen und Behörden wünschen: die Anzahl der Auszubildenden erhöhen. Für 2021 hat die Pirmasenser Behörde fünfmal so viele Ausbildungsplätze besetzt wie 2017. Begannen vor vier Jahren noch vier Nachwuchskräfte ihre Ausbildung bei der Stadt Pirmasens, werden es in diesem Jahr 19 sein. Wie das dem Personalteam der Behörde gelang? Durch eine Modernisierung des Recruiting-Prozesses und ein breiteres Portfolio der Ausbildungsberufe.
Die Neuerungen sind laut Birgit Stegmann, Sachgebietsleiterin Personal der Stadt Pirmasens, schrittweise eingeführt worden, nachdem es für die Stadt immer schwieriger geworden war, Nachwuchskräfte zu finden. Ein Teil der Lösung: die nötigen Mitarbeitenden selbst auszubilden und sie dann an die Stadtverwaltung zu binden. Dies gelte vor allem für die technischen und gewerblichen Berufe. Denn gerade, wenn es darum geht, Fachkräfte im technischen Bereich zu gewinnen, könne die Behörde aufgrund des Gehaltsniveaus im öffentlichen Dienst nicht mit den gebotenen Löhnen in der freien Wirtschaft mithalten. „Wir haben begonnen, mehr duale Studiengänge anzubieten“, sagt Stegmann. „Geeignete Mitarbeitende haben wir zudem ermutigt, sich zum Handwerksmeister fortbilden zu lassen, um junge Menschen ausbilden zu können.“ So bietet die Stadt Pirmasens nun unter anderem Ausbildungsplätze in den Bereichen Straßenbau und Elektrotechnik an.
Moderner Auftritt
Das größere Angebot sei auf eine zeitgemäße Weise mit Fokus auf junge Menschen kommuniziert worden. „Wir haben unseren Auftritt modernisiert und unsere Präsenz in den sozialen Medien verstärkt“, sagt Stegmann. Das Ausbildungslogo sei erneuert und die Sprache in den Recruitingmitteln an eine jüngere Zielgruppe angepasst worden. „Wir wollen sprachlich auf die jungen Menschen zugehen, ohne anbiedernd zu wirken“, sagt die Sachgebietsleiterin Personal. Zudem habe man aufgehört, klassische Stellenausschreibungen zu schalten. Stattdessen werden nun neue Anzeigen in Umlauf gebracht.
Für Berufsinformationsmessen seien neue Werbemittel kreiert worden. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei das Personalteam der Stadt Pirmasens mit einer neuen Stellwand mit einem Foto von Azubis und neuen Give-aways auf der Berufsinformationsmesse BIB gewesen. Die Messebesucher wurden ermutigt, sich vor der Stellwand zu fotografieren und das Bild dann mit dem Hashtag #PSPower in den sozialen Medien zu teilen. Alle Teilnehmenden erhielten eine hochwertige Brotbox. Am Stand selbst seien insektenfreundliches Saatgut für Blumen, Notizblöcke und Stifte verschenkt worden. Der neue Auftritt wurde mit Aussagen gepaart, die die Stadt als sicheren Arbeitgeber darstellen, der ein modernes Arbeitsumfeld und solide Ausbildungen bietet.
Entwicklung der Recruiting-Aktionen
Bei den Neuerungen im Recruiting und Employer Branding halte sich das Personalteam an folgendes Motto: „Wir gehen Schritt für Schritt vor und reagieren situativ auf wechselnde Gegebenheiten“, sagt Stegmann. Das zeigt sich auch an der Entwicklung der Recruiting-Aktionen. Ursprünglich habe das Personalteam versucht, möglichst früh die Stellenanzeigen in den Printmedien veröffentlichen zu lassen und an den Schulen aktiv für das eigene Ausbildungsangebot zu werben. Später sei ein moderner Auftritt auf Ausbildungsmessen mit attraktiven Giveaways wichtiger geworden. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie habe die Hauptstrategie daraus bestanden, Werbeplakate großflächig in der Region auszurollen und die Auswahltests zu digitalisieren sowie die Kommunikation weitgehend auf elektrische Wege umzustellen.
Damit waren die Auszubildenden in der Lage, dem digitalen Unterricht zu folgen.
In diesem Zug verteilte das HR-Team der Stadt Pirmasens auch Notebooks an die Auszubildenden – allerdings als Leihgabe nur für den beruflichen Gebrauch bis zum Ende der Ausbildung. „Damit waren die Auszubildenden in der Lage, dem digitalen Unterricht zu folgen“, sagt Stegmann. Das sei gut angekommen. Genauso wie der angebotene Betriebssport und die hohen Übernahmechancen sowie die Möglichkeiten, sich individuell weiterzubilden. „Die Bewerber haben uns gesagt, dass sie auf uns als Behörde aufmerksam geworden sind, die ein modernes Arbeitsumfeld bietet“, fasst Stegmann das positive Feedback auf das neue Recruiting der Stadt zusammen.
Zwischen Vorgaben und kreativer Freiheit
Auch wenn die Anzahl der Auszubildenden für sich spricht, war der Weg der Modernisierung nicht immer leicht. „Bei allem Vorgehen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine öffentliche Institution binden, zu achten“, so Stegmann. Dies führe auch dazu, dass die Entscheidungswege über viele Ebenen gelegentlich lang sind und man mit einem engen Finanzrahmen sowie mit wenig personellen Ressourcen im Recruiting-Prozess zurechtkommen muss. „Die Unterstützung der Verwaltungsleitung und deren Akzeptanz für kreative Vorgehensweisen haben hier geholfen“, sagt die Sachgebietsleiterin Personal.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.