Entlastung und Wohlbefinden von Personaler*innen

Herr Riecker, beginnen wir mit einer Herausforderung, die viele HR-Teams kennen: der steigende Arbeitsdruck. Woran machen Sie das fest?
Marcus Riecker: Eine aktuelle Payscale-Studie hat ein Schlaglicht auf etwas geworfen, das viele von uns im HR-Bereich schon lange fühlen – eine große Gefahr der Überlastung. Mehr als 80% von uns sind Burnout-gefährdet. Das hat mich berührt und mir gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur für unsere Teams da zu sein, sondern auch ein wachsames Auge auf unser eigenes Wohlergehen zu haben.

Wie gehen Sie und Ihr Team damit um?
Marcus Riecker: Der Einsatz von Social-Video-Recruiting war für uns wie ein kleiner Befreiungsschlag. Es erlaubt uns nicht nur, unsere Arbeit gezielter und effizienter zu gestalten, sondern gibt uns insbesondere auch den Raum, wirklich auf die Qualität unserer Interaktionen und das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Bewerberinnen und Bewerber zu achten. Es ist, als hätten wir die Zügel in die Hand genommen, um unsere Arbeitsweise und unseren Fokus neu zu definieren. Unsere Strategie anhand Recruiting-Videos in Sozialen Netzwerken hat uns ermöglicht, in unserem Ansatz präziser zu sein, was letzten Endes zu einer Win-win-Situation führt: weniger Stress für unser Team und eine stärkere, authentischere Verbindung zu potenziellen neuen Kolleginnen und Kollegen.

Social-Video-Recruiting ist ein spannendes, neues Feld. Können Sie einige konkrete Beispiele geben, wie Sie diese Methode bei der Karl Schmidt Spedition einsetzen?
Marcus Riecker: Gemeinsam mit unserem Partner www.wirstellendichein.de nutzen wir gezielt Social-Media-Kanäle wie Facebook, LinkedIn und Instagram, um unsere Zielgruppe direkt und in Form eines Recruiting-Videos anzusprechen. Ein großer Vorteil dabei ist, dass man eben nicht nur aktiv suchende Menschen erreicht, wie etwa durch eine klassische Stellenanzeige in der Zeitung, sondern sogenannte Passiv-Suchende, die offen für neue Herausforderungen sind.

Durch das Recruiting-Video schaffen wir es, unsere Unternehmenskultur, die Vielfalt unserer Teams und die USPs als Arbeitgeber hervorzuheben und damit potenzielle Bewerber attraktiv und authentisch anzusprechen. Dies schafft nicht nur ein erhöhtes Interesse von Bewerberseite, sondern erleichtert auch von Anfang an die Identifikation von Kandidatinnen und Kandidaten, die zu uns passen.

Und das Schöne an der Möglichkeit ist, dass die Fachbereiche hier ebenfalls aktiv auf den HR-Bereich zugegangen sind, um über solche Möglichkeiten zu sprechen und diese im Unternehmen zu etablieren. Also auch hier eine Entlastung von den Recruiting-Aufgaben und damit auch eine weitergehende Entlastung der operativen Bereiche. Also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Wie trägt das zum Wohlbefinden Ihres Teams bei?
Marcus Riecker: Mit der Methode gestalten wir den Recruiting-Prozess effizienter und reduzieren den Arbeitsaufwand und den Stress für unser Team und für die Fachbereiche, die heute – mehr denn je – aktives Mitglied im Recruiting-Prozess sein dürfen. Zudem ermöglicht uns die Methode, schneller und zielgerichteter zu arbeiten, weil wir die Hürden für eine Bewerbung sehr niedrig halten, indem wir im ersten Schritt auf klassisches Anschreiben und Lebenslauf verzichten. Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit im Team, denn Erfolge werden schneller sichtbar.

Die Gesundheit und das Wohlbefinden von HR-Professionals liegen Ihnen am Herzen. Wie integrieren Sie dieses Bewusstsein in Ihre tägliche Arbeit?
Marcus Riecker: Wir legen großen Wert darauf, eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Respekts zu pflegen. Das bedeutet auch, dass wir achtsam mit unseren eigenen Grenzen umgehen und Selbstfürsorge praktizieren. Durch regelmäßige Gespräche im Team stellen wir sicher, dass jeder die Unterstützung erhält, die er benötigt, und dass Überlastung vermieden wird.

Welche Rolle spielt dabei die Weiterentwicklung und Schulung Ihres Teams?
Marcus Riecker: Eine sehr große. Wir investieren kontinuierlich in die Weiterbildung unseres Teams, nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch im Bereich der persönlichen Entwicklung. Workshops zu Themen wie Stressmanagement und Resilienz sind fester Bestandteil unseres Programms.

Dies stärkt nicht nur die individuelle Kompetenz, sondern auch den Zusammenhalt im Team. Zum Abschluss: Was möchten Sie anderen HR-Professionals mit auf den Weg geben?
Marcus Riecker: Mein wichtigster Rat ist, offen für neue Methoden und Ansätze zu sein. Am Beispiel von Social-Media-Recruiting sehen wir, dass sich stets neue Möglichkeiten auftun, um nicht nur die Effizienz zu steigern, sondern auch das Wohlbefinden im Team zu fördern. Gleichzeitig ist es wichtig, die Bedürfnisse des eigenen Teams nie aus den Augen zu verlieren und eine Kultur zu schaffen, die Gesundheit und Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.

Vielen Dank für das Gespräch!