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bAV: Sozialpartnermodell bleibt in der Fläche erstmal aus

bAV-Experten sind sich einig: Ein Hoch der reinen Beitragszusage im Sozialpartnermodell wird nicht kommen. Laut der jährlichen bAV-Konferenz-Befragung von Willis Towers Watson erwarten 51 Prozent der rund 200 Teilnehmer, dass solche Modelle erst nach 2021 in der Fläche zu sehen sind. 38 Prozent gehen davon aus, dass solche Modelle auch zukünftig kaum anzutreffen sind.

Die Konferenz, die sich um das Thema „wie die betriebliche Altersversorgung optimal gestaltet werden kann“ drehte, zeigt: Mitarbeiter wünschen sich vor allem eine sichere Altersversorgung. Dies erklärt auch die Skepsis der Marktteilnehmer. „Sicherheit wird meist mit Garantien assoziiert“, sagt Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. „Dass hingegen eine bAV ohne Garantien durchaus zielführend sein kann, müssen die Tarifpartner erst einmal vermitteln – und hier scheinen sich die Player im Markt bislang schwer zu tun.“

bAV-Experten rechneten vor zwei Jahren noch vermehrt mit Sozialpartnermodellen

2017 war die bAV-Community noch optimistischer: Rund ein Drittel der Teilnehmer der bAV-Konferenz erwartete für 2019 Sozialpartnermodelle in der Fläche. 58 Prozent sahen sie erst danach. Conrads begründet das so: „Einerseits bietet eine reine Beitragszusage gerade im Niedrigzinsumfeld durchaus eine realistische Chance auf ein höheres ergänzendes Alterseinkommen. Andererseits sind hier die erforderlichen Abstimmungen komplexer, da ein Sozialpartnermodell nicht nur auf betrieblicher Ebene, sondern auch zwischen den Tarifparteien vereinbart werden muss. Auch dies mag für Verzögerungen bis zur Einführung des ersten Modells gesorgt haben.“ Sie betont, dass die reine Beitragszusage eine Möglichkeit von vielen ist, denn auch die klassischen Gestaltungsmöglichkeiten funktionieren immer noch gut in bAV-Modellen.

Auch Bernd Raffelhüschen vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Freiburg kritisiert auf der bAV-Konferenz die Komplexität der bAV: „Betriebliche Altersvorsorgevermögen sollten rentierlicher investiert werden dürfen. Sie sind aktuell zu anleihelastig refinanziert, sollten aber stärker in renditestarke Realkapitalinvestitionen angelegt werden.“ Besonders betroffen seien versicherungsförmig durchgeführte betriebliche Versorgungsmodelle.

„bAV gehört nicht in politische Hände“

Staatlich organisierte private Altersvorsorgemodelle konnten die Teilnehmer ebenfalls nicht überzeugen. 47 Prozent sehen solche Modelle lediglich als Ergänzung. 48 Prozent denken nicht, dass diese die bestehenden Modelle der bAV ersetzen können. Raffelhüschen betont in seinem Vortrag: "Altersvorsorgekapital gehört in die bAV oder in die Hände der Einzelpersonen, aber nicht in politische Hände."

Heinke Conrads zieht als Fazit der Konferenz, dass bAV weiterhin enorm wichtig für Mitarbeiter bleibt. Bei der Umsetzung stehen nicht die Modelle an erster Stelle, sondern die Konformität mit dem Unternehmen und deren Mitarbeiter.