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Green Deal für Mitarbeitermotivation

Gleich drei Entlastungspakete hat die Bundesregierung mittlerweile zur Linderung der hohen Energiepreise und der gestiegenen Inflation auf den Weg gebracht. Auch viele Unternehmen wollen ihre Beschäftigten unterstützen und suchen nach Lösungen, um auf vorteilhafte Weise das Gehalt zu erhöhen, sprich: möglichst ohne Abgabenlast und ohne die Lohn-Preis-Spirale anzufeuern. Wenn Unternehmen jetzt die Förderung nachhaltiger Mitarbeitermobilität in den Blick nehmen, kann sich dies doppelt lohnen.

Der Green Deal der Europäischen Union, der aktuell diskutierte Net-Zero Industry Act sowie die bereits beschlossene EU-Taxonomie sind deutliche Vorzeichen, dass Wirtschaft und Gesellschaft sich einem bewussteren Umgang mit den natürlichen Ressourcen und dem Thema Klimaneutralität stellen müssen. Dabei hat dies ganz praktische Auswirkungen auf die Unternehmen: Die im November vom EU-Parlament beschlossene Corporate Sustainability Reporting Directive (kurz: CSRD) verpflichtet die meisten Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern zukünftig einen Nachhaltigkeitsbericht im Geschäftsbericht abzugeben. Das trifft zunächst rund 15 000 Unternehmen in Deutschland, in denen annähernd die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeitet. Und auch Betriebe mit zwischen zehn und 250 Beschäftigten werden mit einigem Zeitversatz berichtspflichtig.

Blackbox: Energiebedarf des Arbeitswegs

Die meisten Unternehmen haben bislang kaum eine Ahnung davon, wie ihr CO2-Fußabdruck insgesamt aussieht. Sie müssen absehbar aber die Senkung ihrer Emissionen aktiv in Angriff nehmen. Wenn man die Gesamtheit der Klimaemissionen von Unternehmen betrachtet, spricht man von Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Grob umrissen bezeichnet Scope 1 die direkten Emissionen, die zum Beispiel durch das Betriebsgelände, Gebäude und den Firmenfuhrpark entstehen. Unter Scope 2 fallen die indirekten Emissionen, die durch die Erzeugung von eingekaufter Energie entstehen; Scope 3 erfasst alle indirekten Emissionen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Zu dieser Kategorie zählen auch die klimaschädlichen Freisetzungen, die durch die Arbeitswege der Beschäftigten entstehen. Doch genau dieser Wert ist für neun von zehn Unternehmen bislang eine Blackbox.

Während zum Beispiel die Energiebedarfe in der Produktion, für Werbemittel, den Transport von Rohstoffen oder späteres Recycling grob bekannt oder entsprechende Kennzahlen zumindest irgendwo vorhanden sind, ist dagegen völlig unklar, welche Wegeaufwendungen die Mitarbeiter bis zum Arbeitsplatz haben. Also welche Strecken mit dem Auto, dem Bus oder umweltfreundlich per Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Künftig müssen diese Daten aber erhoben und bemessen werden.

Richtige Anreize für klimafreundliches Mitarbeiterverhalten

Das Erfassen der Arbeitswege, der genutzten Verkehrsmittel und Entfernungen sollte dabei keineswegs nur als eine lästige Verpflichtung betrachtet werden, denn der Berufsverkehr ist für rund 20 Prozent der klimarelevanten Emissionen des nationalen Personenverkehrs und durchschnittlich zwölf Prozent der Unternehmensemissionen verantwortlich. Daher ist es überaus sinnvoll, auch an dieser Stellschraube anzusetzen.

Auf dem Weg zur Arbeit sitzen im Schnitt pro Auto nur 1,3 Erwerbstätige. Viele Wege ließen sich vielleicht mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder per Fahrrad und zu Fuß zurücklegen. Doch wie kann der Arbeitgeber Anreize setzen und zudem auch noch Verkehrsdaten gewinnen? Die Lösung verspricht eine neue App namens Ummadum (laut Duden für rundum, rundherum), die in Österreich viele Unternehmen als Nutzer hat und nun auch in Deutschland auf dem Markt ist. Mit der ummadum-App Unternehmen können ihren Beschäftigten Mobilitätsgutscheine zukommen lassen und sie für klimafreundliches Verhalten belohnen. Das Prinzip beruht auf dem Nudging-Ansatz aus der Verhaltensforschung, der am einfachsten mit „Anstupsen statt Vorschreiben“ erklärt werden kann. Alte (klimaschädliche) Gewohnheiten lassen sich leichter ändern, wenn es eine Belohnung für die Verhaltensänderung gibt, die über die App erfasst werden.

Innovative Stellschraube

Wird der Arbeitsweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, können beispielsweise 30 Cent pro Kilometer als Förderung ausgelobt werden. Für die Nutzung des ÖPNV gibt es 20 Cent pro Kilometer und Fahrgemeinschaften könnten mit immer noch 10 Cent pro Kilometer incentiviert werden. Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, sein eigenes „Förderregime“ flexibel zu gestalten und zum Beispiel auch Maximalwerte zu definieren. Am Ende werden die Beschäftigten für die umweltfreundlich zurückgelegten Kilometer belohnt, indem sie nach eigenen Präferenzen einen Sachbezugsgutschein für ihre umweltfreundliche Mobilität auswählen. So lässt sich der Klimazuschuss für die Mitarbeiter beispielsweise auch steuerfrei im Rahmen der monatlichen 50-Euro-Sachbezugsfreigrenze nutzen, oder pauschal versteuert, je nach Benefits-Landschaft im Unternehmen.

Scope 3 erfasst auch die klimaschädlichen Freisetzungen, die durch die Arbeitswege der Beschäftigten entstehen. Die Dokumentation der zurückgelegten Wege erfolgt mittels intelligenter Logik und datenschutzkonform über die Ummadum-App. Die positiven Umwelteffekte sind als Echtzeit-CO2-Saver in einem Dashboard für das Unternehmen transparent und kommunizierbar abrufbar und können somit auch als ein wertvoller Baustein für den Nachhaltigkeitsreport genutzt werden.
Ebenso sehen die App-Nutzer selber ihre persönliche CO2-Einsparung transparent und tagesaktuell.

Nachhaltige Anreise zum Arbeitsplatz

Arbeitgeber, die mit dieser Mobilitäts-App arbeiten, profitieren in mehrfacher Hinsicht. Klimafreundliches Verhalten und die Erfüllung der ESG-Kriterien werden nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern auch im Hinblick auf die Positionierung bei der bestehenden Belegschaft sowie im Wettbewerb um neue Talente immer wichtiger. Technische Lösungen helfen dabei, die richtigen Impulse zu setzen. Außerdem zeigen Unternehmen, dass sie auch bei ihren Zusatzleistungen die Priorität auf Nachhaltigkeit legen. Dass sie selber steuerliche Vorteile generieren und Mitarbeitende zum Beispiel im Rahmen der monatlichen 50-Euro-Sachbezugsfreigrenze mehr Geld zur Verfügung haben, ist ein positiver Nebeneffekt. Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, sein eigenes „Förderregime“ flexibel
zu gestalten und zum Beispiel auch Maximalwerte zu definieren.

Erste Praxiserfahrungen sind überaus positiv ausgefallen: Mit Mobilitätsgutscheinen können Mitarbeitende spielerisch zur nachhaltigen Anreise zum Arbeitsplatz motiviert werden und verbessern damit die eigene und die CO2-Bilanz der Firma. Mehr als 120 Unternehmen setzen ein solches Verfahren heute schon ein. So gewähren beispielsweise in Österreich Coca-Cola und der ÖAMTC, also das Pendant zum ADAC, sowie in Deutschland die Stuttgarter S-Bahn-Betriebe bereits einen solchen Anreiz. Wie in vielen anderen Bereichen wirkt das Engagement der First Mover meist besonders authentisch. Doch ganz egal, aus welchem Grund Unternehmen aktiv werden, um sich für die taxonomischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu wappnen: Jedes Engagement in diesem Bereich ist gut für die Menschen, die Wirtschaft und das Klima. Daher lohnt es sich gleich mehrfach, die Förderung nachhaltiger Mitarbeitermobilität in den Blick zu nehmen. Daher lohnt es sich gleich mehrfach, die Förderung nachhaltiger Mitarbeitermobilität in den Blick zu nehmen.

George Wyrwoll
Head of Communications
Sodexo Benefits and Rewards Services
george.wyrwoll(*)sodexo(.)com
www.sodexo.com