Die IHK Hannover plant, mithilfe junger Chinesinnen und Chinesen gegen den Fachkräftemangel in Deutschland und vor allem in Niedersachsen vorzugehen. Wie der NDR berichtet, wurde die Idee im Rahmen einer Reise des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Heil nach China bekannt. Zu der 60-köpfigen Delegation gehörten neben verschiedenen Unternehmen aus der Region auch die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover, Maike Bielfeldt.
Interessierte junge Chinesen sollen in Zukunft zunächst in ihrer Heimat mehrere Monate auf ihren Aufenthalt in Deutschland vorbereitet werden, um dann in Niedersachsen Arbeit zu finden. Die Vorbereitungskurse würden von der Auslandshandelskammer in Shanghai übernommen und organisiert werden. Wichtig sei laut der IHK-Chefin außerdem, „dass man verlässliche Partner auf beiden Seiten hat. Das ist bei uns mit der Auslandshandelskammer gegeben“, wie der NDR zitiert.
IHK Hannover hat bereits Erfahrung mit Recruiting aus dem Ausland
Wie das Programm genau aussehen soll, darüber machte die IHK auf unsere Anfrage keine weiteren Angaben. Jedoch hat man in Hannover mit der Idee des Anwerbens von Auszubildenden und Fachkräften aus dem Ausland aus anderen Regionen der Welt bereits Erfahrung gesammelt. 2013 hatte die IHK das Projekt Adelante! ins Leben gerufen. Im Zuge derer sind laut IHK Hannover über 600 junge Spanierinnen und Spanier zu einer Ausbildung oder einer betrieblichen Anpassungsqualifizierung und späteren Beschäftigung in der Kammerregion der IHK Hannover gekommen.
Die Projektteilnehmenden verfügen demnach über einen spanischen Berufsabschluss und müssen für die volle Anerkennung ihrer Abschlüsse in Deutschland noch eine zwölf Monate andauernde Anpassungsqualifizierung im Unternehmen absolvieren. Nach diesem Jahr erhalten die Teilnehmer einen Bescheid, der die volle Gleichwertigkeit mit einem deutschen Berufsabschluss dokumentiert und stehen den Unternehmen dann als gleichwertige Fachkraft zur Verfügung.
Es muss vor Ort Integrationsbemühungen geben
Auch darüber hinaus gibt es in Deutschland zahlreiche Bemühungen, mithilfe von Recruiting aus dem Ausland die Auswirkungen des Fachkräftemangels abzufedern. Eine davon stellte auf dem letztjährigen HR-Summit Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorstandssprecher und Arbeitsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), in seiner Keynote vor. Mit dem sogenannten Triple-Win-Programm sollen Pflegekräfte aus dem Ausland nach Deutschland geholt werden. Das Ziel dabei: Die Arbeitsmigration soll für die jeweilige Person, das Herkunftsland und Deutschland ein Erfolg sein. Wichtig sei laut Schäfer-Gübel dabei, dass die Bemühungen nach deme Recruiting nicht aufhören dürfen. Denn wenn es vor Ort keine Willkommenskultur und Integration gibt, sei alles umsonst gewesen. Arbeitgebern und Politik sollte deshalb bewusst sein: „Wir übernehmen mit der Migration Verantwortung für jeden einzelnen Menschen.“
Dass solche Projekte allerdings nicht immer auch im Heimatland der Fachkräfte auf Gegenliebe stoßen, zeigte gerade erst die Meldung, dass Brasilien ein ähnliches Abwerbeabkommen mit Deutschland gekündigt hat.
Rechtliche Voraussetzungen
Worauf Unternehmen rechtlich beim Recruiting aus dem Ausland achten müssen, hat Dr. Gerlind Wisskirchen, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin bei der Kanzlei CMS, wiederum vor einiger Zeit für unsere Kolumne „So ist’s Arbeitsrecht“ beantwortet. So muss der oder die potenzielle Mitarbeitende neben der Aufenthaltserlaubnis auch eine Arbeitserlaubnis verfügen.
Frederic Haupt war Volontär der Personalwirtschaft.

