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Steigerung der Produktivität durch mobiles Arbeiten

Mensch tippt auf Computer
Unternehmen erwarten auch nach der Krise gesteigerte Effizienz durch mobiles Arbeiten. Foto: © Song_about_summer/AdobeStock

Das geht aus der aktuellen Studie des Capgemini Research Institute „The Future of Work: From remote to hybrid“ hervor, für die weltweit 5.000 Mitarbeiter und 500 Führungskräfte
befragt wurden.

Um weiterhin die Vorteile des mobilen Arbeitens zu nutzen und die Erwartungen der Arbeitnehmer zu erfüllen, gilt es für Unternehmen, das richtige Modell für einen ausgewogenen hybriden Ansatz zu finden.

Dazu müssen die Führungskräfte die Wirksamkeit bestehender Strukturen in Frage stellen
und überdenken sowie organisatorische Silos und Barrieren zwischen den Teams abbauen. Bei 63 Prozent der befragten Unternehmen ist die Produktivität der Mitarbeiter im dritten Quartal 2020 dank geringerer Pendlerzeiten, flexibler Arbeitszeiten und der Einführung wirksamer
Tools für die virtuelle Zusammenarbeit stark angestiegen.

Bei den funktionalen Bereichen sind die IT und digitale Funktionen (68 Prozent)
führend, gefolgt von Kundenservice (60 Prozent) sowie Vertrieb und Marketing (59 Prozent). Die Digitalisierung und der Einsatz von Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) hat den Unternehmen in diesen Bereichen zu einer verbesserten Produktivität verholfen.

In Funktionen wie der Produktion/Fertigung, Forschung und Entwicklung (F&E)/Innovation und im Bereich Lieferkette, die mehr Vor-Ort-Arbeit und einen höheren Arbeiteranteil umfassen, ist der Anteil der Unternehmen, die eine Produktivitätssteigerung verzeichnen konnten, mit 51 Prozent am niedrigsten.

Der Capgemini-Studie zufolge rechnen die Unternehmen in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einer allgemeinen Produktivitätssteigerung von 17 Prozent. Dank der mobilen Arbeit haben darüber hinaus 88 Prozent der Befragten in den letzten drei bis vier Monaten bei den Immobilienkosten Einsparungen erzielt. 92 Prozent erwarten Einsparungen in den nächsten
zwei bis drei Jahren.

Fast 70 Prozent der Unternehmen glauben, dass die Produktivitätsgewinne aus der mobilen Arbeit über die Pandemie hinaus nachhaltig sein werden.  Die Produktivität wird jedoch in hohem Maße
davon abhängen, wie schnell die Unternehmen lernen und sich neu orientieren. Berücksichtigt werden müssen dabei Veränderungen in der Denkweise der Mitarbeiter, es muss zudem eine individuelle und organisatorische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) aufgebaut werden.

Trend geht zum hybriden Modell

In den nächsten zwei bis drei Jahren rechnen etwa drei von zehn
Unternehmen damit, dass mehr als 70 Prozent ihrer Mitarbeiter mobil
arbeiten werden (vor Covid-19 waren es nur etwa 10 Prozent der
Unternehmen), und fast die Hälfte (48 Prozent) der Unternehmen sagt,
dass ihr Gesamtbüroflächenbedarf um mindestens 10 Prozent sinken wird.

Darüber hinaus erwarten etwa 45 Prozent der Mitarbeiter, künftig drei
oder mehr Tage pro Woche von einem anderen Standort aus zu arbeiten –
dies deutet auf einen schnell wachsenden Trend zu einem hybriden und
kooperativen Arbeitsplatz-Modell hin.

Die Produktivität ist zwar in letzter Zeit gestiegen, dennoch haben
die Arbeitnehmer Bedenken, was das mobile Arbeiten auf lange Sicht
betrifft. Etwa 56 Prozent sind darüber besorgt, immer erreichbar zu
sein.

Bei den 26- bis 35-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 60
Prozent – dies bedeutet, dass sie mehr Unterstützung benötigen, um mit
dem damit verbundenen Stress umzugehen. Diese Bedenken werfen die Frage
auf, ob Produktivitätsgewinne für ein erfolgreiches hybrides
Arbeitsmodell langfristig aufrechterhalten werden können.

Die Studie zeigt auch, dass sich neu eingestellte Mitarbeiter in
einer Remote-Umgebung abgekoppelt vorkommen. 54 Prozent der in der
Pandemie neu eingestellten Mitarbeiter haben sich in den ersten Tagen im
neuen Unternehmen verwirrt und verloren gefühlt. 55 Prozent waren sich
nicht einmal der Werte und Leistungen des Unternehmens bewusst. Diese
Problematik lässt sich auch bei bestehenden Mitarbeitern beobachten: 38
Prozent fanden es schwieriger, virtuell mit den neuen Kollegen
zusammenzuarbeiten.

Balance zwischen Homeoffice und Büroarbeit

Langfristig greift der Ansatz des mobilen Arbeitens zu kurz. Es wird
in Zukunft darum gehen, ein hybrides Modell zu etablieren, das ein
Gleichgewicht zwischen der Arbeit zu Hause und im Büro herstellt.

Ziel der Unternehmen wird es daher sein, sich zu differenzieren und das
Angebot für die Mitarbeiter auszubauen. Unternehmen müssen die richtige
Balance für einen hybriden Ansatz finden, und Führungskräfte müssen
bestehende Strukturen in Frage stellen, die Wirksamkeit von
Betriebsmodellen überdenken und organisatorische Silos und Barrieren
zwischen Teams abbauen.

Die Capgemini-Studie hat folgende Empfehlungen für Unternehmen identifiziert:

  • Beschaffungsmodelle überdenken, bei denen die Arbeitsleistung unabhängig vom Ort erbracht werden kann: Wenn
    es nicht mehr notwendig ist, dass Menschen an einem Arbeitsplatz
    anwesend sind, können Unternehmen die Rekrutierung von Talenten
    ausweiten und eine fluide Belegschaft wie Freiberufler oder Selbständige
    einbeziehen.
  • Führung neu definieren und Autonomie, Empathie und Transparenz fördern: Mitarbeiter
    sollten befähigt werden, datengestützte Entscheidungen zu treffen.
    Zudem sollten Führungsqualitäten wie Einfühlungsvermögen, aktives
    Zuhören und Anpassungsfähigkeit gefördert werden. Der Einsatz von
    digitalen Tools kann dabei unterstützen, Anzeichen von Burnout und
    übermäßigem Stress bei den Mitarbeitern zu erkennen und entsprechend
    gegenzusteuern.
  • Schaffen einer vertrauensbasierten Arbeitskultur mit neuen gemeinsamen Ritualen: Der
    Aufbau von digitalen Communities stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl
    der Mitarbeiter. Es empfiehlt sich zudem, neue kollektive Rituale, z.B.
    mehr virtuelle Teambildungsaktivitäten, einzuführen.
  • Installation einer robusten digitalen Infrastruktur, um ein nahtloses digitales Arbeiten zu ermöglichen:
    IT-Teams müssen sich schnell auf die Einführung einer digitalen
    Infrastruktur einstellen, die Belastbarkeit, Agilität und Skalierbarkeit
    bietet. Unternehmen müssen zudem gezielt in ihre Mitarbeiter und deren
    Fachwissen im Umgang mit neuen Tools investieren.