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Jeder siebte Mitarbeiter fühlt sich nicht an sein Unternehmen gebunden

Ein Mann im Büro telefoniert mit lustloser Mimik und Körperhaltung
Laut einer Studie ist die Bindung ans Unternehmen bei den meisten Mitarbeitern hierzulande nur gering, entsprechend sei auch das Engagement.
Foto: © Picture-Factory/Fotolia.de

Laut einer aktuellen Studie sind es nicht nur die Führungskräfte, die dies ändern können, sondern danach wirkt sich auch eine agile Unternehmenskultur förderlich auf Zufriedenheit und Engagement aus.

Lediglich 15 Prozent der Berufstätigen hierzulande weisen heute eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber auf. Fast drei Viertel (71 Prozent) und damit der Großteil fühlt sich nur gering ans Unternehmen gebunden. 14 Prozent der Arbeitnehmer besitzen gar keine emotionale Bindung zum Unternehmen. Das geht aus dem „Gallup Engagement Index 2018“ hervor. Für die Studie hat > Gallup im Februar und März dieses Jahres 1000 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer ab 18 Jahren telefonisch interviewt.

Geringe Bindung erhöht die Wechselbereitschaft

Laut der Untersuchung machen die nur teilweise gebundenen Mitarbeiter lediglich Dienst nach Vorschrift und die gar nicht gebundenen haben bereits innerlich gekündigt. Die Befragungsergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen dem Grad der emotionalen Bindung und der Loyalität zum Arbeitgeber: Von den hoch gebundenen Mitarbeitern haben fast alle (95 Prozent) vor, in einem Jahr noch bei ihrem Unternehmen zu arbeiten. Von den Mitarbeitern mit geringer Bindung beabsichtigen dies noch gut drei Viertel (79 Prozent) und von jenen ohne emotionale Bindung sind es nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent). Die Antworten auf die Frage, ob die Arbeitnehmer längerfristig bei der derzeitigen Firma bleiben wollen, macht die Unterschiede noch deutlicher. Wie die Studie zeigt, ist bei Beschäftigten mit starker Bindung auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie als Markenbotschafter für Produkte und Dienstleistungen ihres Unternehmens fungieren und dass sie es als Arbeitgeber weiterempfehlen.

Motivierende Führung und Grad der Bindung hängen zusammen

Mangelnde Verbundenheit mit dem Unternehmen geht einher mit wenig Engagement und Motivation. Wer sich nicht oder nur etwas gebunden fühlt, erlebt die Führungskräfte als weniger motivierend. Insgesamt stimmt rund jeder fünfte Mitarbeiter (22 Prozent) der Aussage zu, „die Führung, die ich bei der Arbeit erlebe, motiviert mich, hervorragende Arbeit zu leisten“. Von den emotional hoch Gebundenen sagt dies mehr als jeder zweite (54 Prozent), während es bei den Arbeitnehmern mit geringer Bindung lediglich 19 Prozent und bei den gar nicht emotional Gebundenen nur drei Prozent bestätigen können. Die beiden letzten Gruppen beklagen überdies, dass die Führungskräfte ihre emotionalen Bedürfnisse übersehen.

Führungskräfte müssen sich bewusst sein, dass sie diejenigen sind, die durch ihr Verhalten einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmenskultur haben. Denn emotionale Bindung wird im unmittelbaren Arbeitsumfeld erzeugt,

sagt Marco Nink, Regional Lead Research & Analytics EMEA bei Gallup.

Wer sein Unternehmen für agil hält, fühlt sich stärker gebunden

Die Studie stellt den Grad der Mitarbeiterbindung auch in Zusammenhang mit dem Maß an Agilität, die ein Unternehmen aufweist. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) nehmen ihr Unternehmen als nicht agil wahr, ein Drittel (34 Prozent) hält es für teilweise agil und zehn Prozent für nicht agil. Von den Studienteilnehmern, die ihren Arbeitgeber als agil empfinden, haben 43 Prozent eine starke Bindung. Bei denen, die das Unternehmen teilweise für agil halten, sind es noch 22 Prozent und bei Mitarbeitern, die ihre Firma als nicht agil betrachten, nur sechs Prozent. Laut Studie ist in agilen Unternehmen auch die Feedback-Frequenz der Führungskräfte an ihre Mitarbeiter höher.

Agilitätstreiber: von Wissensaustausch bis Empowerment

Der Begriff Agilität wird bisweilen recht unterschiedlich interpretiert. Laut der Definition von Gallup spielen acht Kriterien eine besondere Rolle: Wissensaustausch, Kooperationswille, Fehlerkultur, Geschwindigkeit bei der Entscheidungsfindung, Innovationsfähigkeit, Empowerment, Simplizität und die Förderung neuer Technologien. Von den befragten Mitarbeitern sehen nur vier Prozent mindestens sieben der Kriterien in ihrem Unternehmen uneingeschränkt als gegeben an. 22 Prozent können keine einzige der Komponenten wirklich erkennen.

Es hapert vor allem an Tempo, Fehlerkultur und Kooperation

Bezogen auf die einzelnen Agilitätsaspekte betrachten 41 Prozent der Mitarbeiter Innovationsoffenheit in ihrer Firma als vorhanden. 39 Prozent stimmen zu, dass Wissensaustausch in ihrem Unternehmen gelebte Praxis ist. 37 Prozent finden, dass ihre Firma neue Technologien fördert. 33 Prozent sagen, Empowerment, also Autonomie und Selbstbestimmung, Entscheidungen zu treffen, sei bei ihnen Teil der Unternehmenskultur. Noch 29 Prozent bestätigen das Vorhandensein von Simplizität. Lediglich 26 Prozent sehenin ihrer Firma Kooperationswillen, 20 Prozent finden die Fehlerkultur in Ordnung und nur 19 Prozent halten das Tempo der Entscheidungsfindung im Unternehmen für angemessen. Laut der Studie sollten Unternehmen vor allem drei Aufgaben in Sachen Agilität angehen: Schnelligkeit ohne Kompromisse bei der Qualität, gemeinsam effizient zusammenarbeiten und kommunizieren sowie mit Risikobewusstsein Neues wagen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.