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Trauer um Professor Christian Scholz

Porträt Prof. Scholz
Foto: privat

Professor
Dr. Christian Scholz ist tot. Er starb am 4. Oktober nach kurzer schwerer
Krankheit im Alter von 66 Jahren, wie das Nachrichtenportal > Haufe
letzte Woche berichtete. Professor Scholz leitete an der Universität des
Saarlandes seit 1986 einen der publikations- und wirkungsstärksten
personalwirtschaftlichen Lehrstühle Deutschlands.

Die Saarbrücker
Formel

Unserer Zeitschrift Personalwirtschaft war Christian Scholz
viele Jahre als Beiratsmitglied und Autor von Büchern und zahlreichen
Zeitschriftenartikel verbunden. Vor allem sein in Wissenschaft und Praxis viel
beachtetes Buch „Human Capital Management“ (Luchterhand-Verlag, 1. Auflage 2004,
3. Auflage 2011), in dem er die an seinem Lehrstuhl entwickelte „Saarbrücker
Formel“ zur Bewertung von Humankapital vorstellt, gilt als zentrale Arbeit der
Saarbrücker Personalmanagement-Schule. Auch wenn Scholz mit anderen Themen und
Büchern, wie beispielsweise über „Darwiportunismus in der neuen Arbeitswelt“
oder über die „Generation Z“ eine größere Aufmerksamkeit erzielte, bedeutete
ihm die Saarbrücker Formel sehr viel. „Die Saarbrücker Formel halte ich im
Nachhinein für eines der wichtigsten Dinge, die wir am Lehrstuhl entwickelt
haben“, betonte Scholz in einem > Interview,
das wir mit ihm vor zwei Jahren führten. Dabei war die Saarbrücker Formel unter
Wissenschaftlern und Praktikern nicht unumstritten. Scholz bemerkte aber nicht
ohne Stolz, dass der aus der Saarbrücker Formel abgeleitete HCR10-Standard von zahlreichen
DAX-Unternehmen eingesetzt werde. Und Teile davon finden sich auch in der internationalen
ISO-Norm zum Human Capital Reporting wieder.

Der HR-Rebell

Scholz verstand wie kaum ein zweiter Hochschullehrer sich
und seine Themen nicht nur in der wirtschaftswissenschaftlichen Fachwelt,
sondern auch in der praxisnahen HR-Szene zu positionieren. Er war für einen Universitätsprofessor
ungewöhnlich meinungsstark und medienaffin. „Wenn ich glaube, dass Dinge in
eine falsche Richtung laufen, dann erhebe ich meine Stimme“, so Scholz. Das tat
er oft. Er gehörte zu den profiliertesten Kritikern der Bologna-Reform. Und
auch in den Diskursen zu Trendthemen wie New Work und oder Generation Z hob er
mahnend den Finger. Er wollte die Unternehmenspraxis mit seinen Analysen
wachrütteln und nahm immer
wieder die Rolle des HR-Rebellen ein.

Vor allem mit seinem seit 2006 existierenden Blog „Per
Anhalter durch die Arbeitswelt“ (FAZ.net) fand er eine öffentlichkeitswirksame
Plattform, um ihm wichtige Themen pointiert und kritisch darzustellen.

Wir werden ihn und seinen kritischen Geist vermissen.