Der deutsche Personalberatungsmarkt hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen. Nach dem historischen Höchststand von rund drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022 war 2024 ein deutliches Minus zum Vorjahr von 3,8 Prozent auf 2,82 Milliarden Euro zu verzeichnen. Dies hat die Studie „Facts & Figures zum Personalberatungsmarkt 2025“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) ergeben. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit einem weiteren, moderaten Rückgang von 1,2 Prozent auf insgesamt 2,78 Milliarden Euro. Die Umsätze schrumpfen zwar, fallen laut Wolfram Tröger, Vizepräsident des BDU, aber nicht auf das Niveau vor 2022 zurück.
Vor allem die wirtschaftliche Lage setze den Beratungen offenbar zu: 70 Prozent der für die Studie befragten Beraterinnen und Berater gaben an, dass die Nachfrage der Bestandskunden zurückgegangen sei. „Viele Unternehmen setzen auf internes Recruiting, außerdem spielen generelle Sparmaßnahmen eine Rolle“, so Tröger.
Info
Umsatz der befragten Personalberater in Deutschland:
2022: 3 Milliarden Euro
2023: 2,93 Milliarden Euro (minus 2,3 Prozent)
2024: 2,82 Milliarden Euro (minus 3,8 Prozent)
Prognose 2025: 2,78 Milliarden (minus 1,2 Prozent)
Quelle: BDU
Wachstumschancen in neuen Segmenten
Das Kerngeschäft der Branche – Executive- und Specialist-Search –, der rund 80 Prozent des Marktvolumens ausmacht, ist von den Rückgängen besonders stark betroffen. Nach einem Minus von 4,9 Prozent im Jahr 2024 wird in der Studie auch für 2025 ein Rückgang um rund 2 Prozent prognostiziert.
Gleichzeitig zeichnen sich neue Wachstumsbereiche ab. „Felder außerhalb der klassischen Personalsuche würden immer mehr an Bedeutung gewinnen. „Coaching- und Assessment-Angebote werden stärker nachgefragt, weil Unternehmen in einem zunehmend komplexen Umfeld neue Managementkompetenzen aufbauen müssen“, erklärt Arne Adrian, Vorstandsvorsitzender im Fachbereich Personalberatung des BDU. Laut Prognose wird Executive Coaching in diesem Jahr um 3,4 Prozent zulegen, während Potenzialanalysen und Diagnostik mit einem Plus von 2,9 Prozent und Leadership Advisory mit 2,4 Prozent ebenfalls wachsen.
Spezialisierte Branchen gewinnen
Ein Blick auf die Branchen zeigt deutliche Unterschiede: Während Kreditinstitute (minus 4,3 Prozent), Handel (minus 3,9 Prozent) sowie die Pharma- und Versicherungsbranche (minus 2,5 Prozent) deutlich weniger auf die Dienste der Personalberatungen zurückgreifen, bieten andere Branchen spürbare Wachstumschancen. Besonders dynamisch zeigt sich der Bereich Private Equity und Venture Capital mit einem prognostizierten Plus für 2025 von 3,4 Prozent, gefolgt von der Chemiebranche (plus 2 Prozent) und Telekommunikation sowie IT (plus 1 Prozent).
Spezialisieren sich Personalberater auf bestimmte Beschäftigtengruppen, könnte dies ein Vorteil sein, denn: Der Anteil weiblicher Kandidatinnen sowie von Bewerbern über 50 Jahren nimmt kontinuierlich zu.
Digitalisierung verändert die Suche
Die Art und Weise, wie nach hochqualifizierten Mitarbeitenden gesucht wird, ändert sich weiter rasant. Klassische Printanzeigen spielen kaum noch eine Rolle – ihr Anteil lag 2024 bei lediglich 3 Prozent. Stattdessen dominiert die Direktansprache, die im Gesamtmarkt einen Anteil von 94 Prozent erreicht. Plattformen wie Linkedin sind inzwischen unverzichtbar, vor allem für die großen Beratungen, die zu 100 Prozent auf diese Netzwerke setzen.
„Der Markt hat sich klar in Richtung digitaler Kanäle verschoben“, sagt Arne Adrian. „Das bringt Vorteile in der Geschwindigkeit und Reichweite, erfordert aber auch mehr Beziehungsarbeit, um Kandidaten nicht nur zu identifizieren, sondern nachhaltig zu binden.“ Klassische Mandate würden dadurch wohl nicht verdrängt, vielmehr werde es künftig verstärkt Hybrid-Modelle geben, glaubt Wolfram Tröger.
Negative Auswirkungen durch regulatorische Vorgaben
Jeder zweite im Rahmen der Studie Befragte erwartet zudem negative Auswirkungen durch das regulatorische Umfeld, etwa in Form des EU AI Acts. Der regulatorischen Entwicklung kann Arne Adrian aber auch etwas Gutes abgewinnen: „Die Regulatorik ist ein Treiber der Professionalisierung des Personalberatungsmarktes. Denn Unternehmen müssen ihre Prozesse rechtssicher gestalten.“
Wichtiger werden auch Diversity- und ESG-Vorgaben bei der Personalsuche. 59 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Diversity-Vorgaben verstärkt in Suchaufträge integriert werden. „Nur Personalberatungen, die technologische, ethische und gesetzliche Standards in ihre Arbeit beziehungsweise ihr Portfolio integrieren, bleiben künftig zukunftsfähig“, erläutert Wolfram Tröger.
Aufwärtstrend beim Geschäftsklima
Trotz Umsatzrückgang und generell unsicherer Zeiten sei die Stimmung in der Branche gut, was sich auch im Geschäftsklimaindex des BDU zeigt: Der stieg im zweiten Quartal 2025 nämlich deutlich um 8,6 Punkte auf 85,8 Punkte und nähert sich damit dem ifo-Index (88,4 Punkte) an.
Besonders bemerkenswert: 19 Prozent der befragten Unternehmen meldeten im zweiten Quartal eine aktuelle Geschäftslage über Plan, gegenüber 13 Prozent im Vorquartal. Bei den Geschäftsaussichten rechnen 31 Prozent mit einer günstigeren Entwicklung in den kommenden Monaten – ein deutlicher Sprung im Vergleich zu 21 Prozent Anfang des Jahres. Tröger bewertet diesen Trend positiv: „Wir sehen eine klare Stabilisierung nach den Turbulenzen des vergangenen Jahres.”
Info
Die BDU-Studie 2025
An der Studie „Facts & Figures zum Personalberatungsmarkt 2025“ beteiligten sich knapp 200 Personalberatungen, darunter neun der umsatzstärksten Top-25-Unternehmen. Die Studie wurde als Online-Befragung durchgeführt.
Sven Frost betreut das Thema HR-Tech, zu dem unter anderem die Bereiche Digitalisierung, HR-Software, Zeit und Zutritt, SAP und Outsourcing gehören. Zudem schreibt er über Arbeitsrecht und Regulatorik und verantwortet die redaktionelle Planung verschiedener Sonderpublikationen der Personalwirtschaft.

