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Claus Weselsky: Der Mann am Steuer der GDL tritt ab

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Claus Weselsky, der streitbare Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), hat nach 16 Jahren das Ruder abgegeben. Mario Reiß ist am heutigen Mittwoch zum neuen Vorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL gewählt worden. Weselsky war nicht erneut angetreten. Doch von einem ruhigen Abschied kann keine Rede sein.  

Der Gewerkschafter hatte sich mit seinem kompromisslosen Stil und seinen harten Aussagen einen Namen gemacht, auch bei Pendlern und Bahnfahrenden. Keine Auseinandersetzung war ihm zu groß. Mit seinem Rücktritt endet eine Ära der GDL, die durch Streiks und treffende Kritik an der Deutschen Bahn geprägt war. Für Weselsky war die Bahn nicht nur Verhandlungspartner, sondern oft genug Gegner. „Alle paar Jahre hat der Konzern einen neuen Vorstand, der aber nichts aus den Irrtümern seiner Vorgänger lernt und glaubt, er werde derjenige sein, der uns in die Bedeutungslosigkeit katapultiert“, erklärte er in einem Abschiedsinterview mit der Süddeutschen Zeitung. Dass er dabei auch die C-Level-Manager des Konzerns ins Visier nahm, war Teil seiner Strategie: „Deren Herrschaften verdienen alle mehr als eine Million Euro im Jahr, und das Ergebnis ihres Schaffens erleben die Reisenden jeden Tag. Was sind die denn anderes als Nieten in Nadelstreifen?“ Kompromisslos war und ist sein Urteil sein Urteil über die Bahnvorstände. 

Unter Weselskys Führung kämpfte die GDL für Lohnerhöhungen, doch genauso für Anerkennung. Durch lange und prägnant gesetzte Streiks, aber auch durch seine scharfe öffentliche Kritik schaffte es Weselsky, den gesellschaftlichen Druck auf den Bahnkonzern in seiner Amtszeit immer wieder zu erhöhen.  

Die größte Herausforderung seiner Karriere war das umstrittene Tarifeinheitsgesetz, das kleineren Gewerkschaft wie der GDL die Durchsetzung ihrer Tarifverträge erschweren sollte. Weselsky zeigte sich unbeeindruckt und machte immer wieder deutlich, dass er den Kampf um die Vorherrschaft in den Betrieben nicht scheuen würde. In Interviews machte er das auch nun wieder zum Thema: „Zum Programm der Deutschen Bahn [hat] immer gehört, die GDL zu vernichten“, erklärte er gegenüber der SZ, „Sie nutzt das unselige Tarifeinheitsgesetz, das die große Koalition geschaffen hat.“  

Weselsky geht nun offiziell in den Ruhestand. Aber seine laute Kritik wird wohl genauso wenig ganz aus der Öffentlichkeit verschwinden wie er selbst. Nur eins schließt er aus: „In den Bundestag? Kommt nicht infrage. Als Berufspolitiker brauchen Sie doch ein Rückgrat wie ein Gartenschlauch,“ sagte er mit gewohnter Schärfe der SZ.  

Ein Termin in Weselskys Terminkalender in den kommenden Monaten steht zudem schon fest: Am 15. November gibt er auf dem Deutschen HR-Summit der Personalwirtschaft spannende Einblicke in seine Überzeugungen, seine Verhandlungsstrategien und seine Lebensphilosophie. Harter Kern, weiche Schale? Wir werden es erfahren. Mehr zum HR-Summit finden Sie hier

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