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Dossier: Was Sie über das Thema Expats wissen müssen

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Expats
Heimat auf Zeit: Die Tätigkeit eines Expats ist meist auf nicht mehr als fünf Jahre angelegt, wobei die Bindung ins Heimatland dabei bestehen bleibt. (Foto: peshkova – stock.adobe.com)

Definition: Was ist eigentlich ein Expat?

Der Begriff „Expatriate“ oder abgekürzt „Expat“ (lateinisch ex „aus“ und patria „Heimat“) bezeichnet eine Fach- oder Führungskraft, die von einem Unternehmen oder einer Organisation für einen zeitlich begrenzten Aufenthalt an eine ausländische Niederlassung entsandt wird. Die Tätigkeit eines Expats ist meist auf nicht mehr als fünf Jahre angelegt, wobei die Bindung ins Heimatland dabei bestehen bleibt. Expats übernehmen im Auftrag ihrer Unternehmen Projekte oder Aufgaben in der jeweiligen internationalen Niederlassung und sorgen so auch für einen Wissenstransfer zwischen den Kollegen im Heimat- und jenen im Gastland. (Eine weitere Definition finden Sie in unserem HR-Lexikon.)

Aus der Praxis: Wie lassen sich Expats managen?

Das Management von Expats ist geprägt von sich ständig ändernden Rahmenbedingungen und vielfältigen Workflows mit Behörden, externen Dienstleistern sowie innerbetrieblich. Denn auch wenn Sie sich im Ausland befinden, müssen Expats in die Workflows eingebunden werden, insbesondere auch die buchhalterischen. Ein Global Mobility Tool, das bei der Vorbereitung und Durchführung von derlei Entsendungen begleitet, muss daher noch einmal leistungsfähiger sein als eine Software, mit der „lediglich“ das Travelmanagement unterstützt wird.

Vorbereitung: Wie finde ich die richtigen Expatriates – und wie bereite ich sie vor?

Persönliche Faktoren wie psychologische Merkmale, Alter oder die familiäre Situation entscheiden über Erfolg und Misserfolg eines Auslandseinsatzes – schließlich müssen sich auch Ehepartner oder Ehepartnerin und eventuell die Kinder im Gastland wohlfühlen – was nicht immer ganz einfach ist. und müssen entsprechend beim Management bedacht werden. Darüber informiert der Sammelband „Managing Expatriates: Success Factors in Private and Public Domains“ des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB).

Tatsächlich spielt die Kenntnis der Landessprache nicht die wichtigste Rolle bei der Entsendung. Oft befindet sich die Sprache bei den Expats laut BIB in einem „vernachlässigbaren bis schwachen Zusammenhang“ mit den Arbeitsergebnissen. Zwar wirken sich die Fremdsprachenkenntnisse auf die Arbeitszufriedenheit oder ihre Leistung wenig aus, aber Fremdsprachenkenntnisse erleichtern  die Kommunikation mit den Einheimischen. Fehlende Sprachkenntnisse in der Landessprache seien kein unüberwindbares Hindernis, stellt die BIB-Studie fest.

Für die Vorbereitung geeigneter Kandidaten hat sich das Instrument des interkulturellen Trainings etabliert. Dies trägt für internationale Entsendungen zum Verständnis von kulturellen Kontexten, Anpassungsherausforderungen und Arbeitserwartungen bei. Personalverantwortliche und Wissenschaftler sollten Trainings entwickeln, die auf die spezifisch notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten abzielen.

Statistiken: Wie viele Expats gibt es? Und was sind die beliebtesten Ziele?

Rund 22 Millionen Menschen sollen weltweit als Expat in einem anderen als ihrem Heimatland leben.

Bei den beliebtesten Zielen gilt dabei Taiwan. Nach der Expat-Insider-Umfrage 2021 (ältere, aber ausführlichere Zahlen finden Sie hier) befindet sich das südostasiatische Land zum dritten Mal auf dem ersten Platz von 59 Reisezielen. Es nimmt auch den ersten Platz bei den Indizes für Lebensqualität und Arbeiten im Ausland ein. Die meisten Expats sind mit ihrer Arbeitsplatzsicherheit (83 Prozent) und dem Zustand der lokalen Wirtschaft (85 Prozent) zufrieden. Auf dem letzten Platz bei der Expat-Insider-Umfrage (59. von 59 Ländern) befindet sich Kuwait. Das gilt auch für Lebensqualitätsindex, mit besonders schlechten Ergebnissen in den Unterkategorien Freizeitoptionen, Persönliches Glück und Reisen & Transport, wo das Emirat jeweils die rote Laterne trägt. 46 Prozent der Expats fühlen sich in der lokalen Kultur nicht wohl. Zudem haben 51 Prozent dort Schwierigkeiten, neue Freunde zu finden.

Recht: Welche Rolle spielt die EU-Entsenderichtlinie?

Expats sind von der EU-Entsenderichtlinie beziehungsweise deren deutscher Umsetzung im Arbeitnehmer-Entsendungsgesetz nur theoretisch betroffen. Denn die Regelungen dienen vor allem der Verhinderung von Lohndumping beim grenzüberschreitenden Einsatz von Arbeitnehmern. Und das ist ein Thema, das für die hochqualifizierten Fach- und Führungskräfte, die das Gros der Expats ausmachen, kaum eine Rolle spielt.

Die andere Richtung: Wie ergeht es Expats in Deutschland?

Deutsche Expats erhalten zwar mehr Hilfe vom Arbeitgeber als ausländische Fachkräfte, doch beide Gruppen fühlen sich nicht genug unterstützt. Hierzulande sind Mitarbeiter aus dem Ausland auch – im Vergleich mit acht anderen Ländern – am wenigsten zufrieden. Ihnen fällt es schwerer als anderswo, sich einzugewöhnen und Freundschaften zu schließen, wie eine Studie zeigt.

(Der Artikel wird laufend ergänzt.)

Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.