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Mittelstand: Mehrheit der Betriebe bleibt in der Krise optimistisch

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Mittelständischer Industriebetrieb
Jeder fünfte mittelständische Industriebetrieb sieht sich aktuell wieder in einer Wachstumsphase. Foto: © Drazen-stock.adobe.com

Mit Hilfe einer flexiblen Strategie ist es einem großen Teil der mittelständischen Unternehmen hierzulande gelungen, in der Krise gegenzusteuern. Obwohl die Mehrheit optimisch ist, befindet sich derzeit rund jeder sechste Betrieb in einer existenzgefährdeten Situation. Je nach Branche trauen sich die Betriebe die Bewältigung ihrer Probleme unterschiedlich stark zu.

Für die Studie „Restrukturierung 2021“ hat die Unternehmensberatung Staufen mehr als 200 Inhaber und Top-Führungskräfte aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 20 Millionen Euro befragt. Die Teilnehmer kommen etwa zur Hälfte aus der Industrie, 31 Prozent sind dem Dienstleistungsbereich und 18 Prozent dem Handel zuzuordnen.

Industrie am häufigsten in Existenznot, Dienstleister am wenigsten

Gefragt danach, in welcher Situation sie sich derzeit sehen, geben 17 Prozent der Unternehmensvertreter an, sie befänden sich in einer existenzbedrohlichen Krisenphase. In der Industrie ist dieser Anteil mit 24 Prozent am höchsten, während dies im Handel mit 13 Prozent und im Dienstleistungsbereich mit acht Prozent unterdurchschnittliche viele Betriebe sagen. Branchenübergreifend sieht sich aktuell gut ein Drittel (36 Prozent) in einer zu bewältigenden Krisenphase. 22 Prozent machen bei sich weder Krise noch Wachstum aus. Ein Fünftel der Unternehmen (20 Prozent) befindet sich nach eigenen Angaben momentan in einer Wachstumsphase (Industrie 21 Prozent, Handel 16 Prozent, Dienstleister 19 Prozent). Insgesamt fünf Prozent stellen sogar eine Boom-Phase fest (Dienstleistungen neun Prozent, Handel acht Prozent, Industrie zwei Prozent).

Handel traut sich Problembewältigung am meisten zu

Wenn es um die künftige Bewältigung der derzeitigen Probleme geht, traut sich der Handel diese am ehesten zu. Über die drei Branchen hinweg hat knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) seinen Plan für die Zeit nach der Krise angepasst und seine Strategie spürbar verändert; der Handel gibt dies mit 51 Prozent am häufigsten an. Weitere 43 Prozent haben ihre Pläne ebenfalls angepasst, wollen dabei aber ihre bewährte Strategie fortsetzen. Die Mehrheit der Betriebe ist optimistisch: Drei von vier Befragten denken, dass sich ihr Unternehmen nach der Corona-Zeit wieder mindestens auf dem Niveau von 2019 befindet.

Mitarbeiterentwicklung und Führung unter den größten Herausforderungen

Als größte Herausforderung betrachten mit 58 Prozent die meisten Befragten die Digitalisierung; Von den Dienstleistern sind es sogar 66 Prozent. An zweiter Stelle steht mit 51 Prozent die Anpassung von Strukturen und Prozessen; auch hier sehen Dienstleister mit 62 Prozent die größten Hürden. Auf Platz drei der Herausforderungen steht die Weiterentwicklung der Mitarbeiter; jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) gibt dies an; im Handel sind es mit 53 Prozent die meisten. Die Verbesserung der Unternehmenskultur haben insgesamt 46 Prozent auf dem Schirm; hier liegt die Industrie mit 50 Prozent vorn. Knapp dahinter folgt die Weiterentwicklung der Führungsqualitäten, die 45 Prozent der Studienteilnehmer als Herausforderung sehen. In der Industrie ist der Anteil mit 46 Prozent am höchsten. Schließlich gehört die Neuausrichtung des Geschäftsmodells für 43 Prozent zu den herausfordernden Aspekten. Während die Industrie diesen Punkt mit 48 Prozent am häufigsten nennt, sieht der Handel mit 32 Prozent die wenigsten Schwierigkeiten.

Überwiegend gute Schulnoten in Sachen Wandlungsfähigkeit

Hinsichtlich des Themas Wandlungsfähigkeit sehen sich die meisten Unternehmen gut aufgestellt: 25 Prozent geben sich die Schulnote eins, 45 Prozent eine Zwei, 19 Prozent die Drei, fünf Prozent eine Vier und sechs Prozent eine Fünf – bei einer Sechs sieht sich niemand. Vier von zehn Unternehmen (39 Prozent) bescheinigen sich selbst eine echte Krisen-Expertise und knapp ein Drittel (31 Prozent) bezeichnet sich immerhin als eher erfahren.

Der Studie zufolge gibt es jedoch in allen untersuchten Branchen Nachholbedarf, wenn es darum geht, Schieflagen rechtzeitig zu erkennen. Jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) verfolgt keinen strukturierten Prozess, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu überprüfen. Insgesamt bescheinigt Andreas Sticher, Partner für Restrukturierung bei Staufen, dem deutschen Mittelstand angesichts der Befragungsergebnisse jedoch, ordentlich aufgestellt zu sein, was eine schnell agierende Entscheidungskultur auf der Managementebene betrifft.

Die vollständigen Studienergebnisse stehen zum > Download bereit.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.