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Expats wünschen sich mehr Hilfen beim Einleben

In einem leeren halbdunklen Zimmer sitzt ein Mann mit dem Kopf in den Händen, davor steht ein großer Koffer
Als Expat einsam im Ausland? So schlimm ist es nicht, doch fast zwei Drittel der Entsandten hätten sich ein Netzwerk oder Hilfe beim Knüpfen sozialer Kontakte gewünscht. Foto: © Bogdan/Fotolia.de

Mehr als drei Viertel der ins Ausland entsandten Mitarbeiter, der ins Inland geholten ausländischen Fachkräfte sowie der Lebenspartner sind generell mit ihrem Leben im Ausland zufrieden. Dennoch bleiben Wünsche offen, die den Aufenthalt und das Einleben erleichtern würden. So wünschen sich fast zwei Drittel (64 Prozent), einer Expat-Organisation anzugehören – nur acht Prozent steht ein solches Netzwerk zur Verfügung. Kaum geringer mit 63 Prozent ist das Bedürfnis nach lokalen Networking-Angeboten, auf die lediglich 16 Prozent Zugriff haben. Ebenfalls stark ausgeprägt ist der Wunsch nach sozialen Kontaktmöglichkeiten vor Ort; 61 Prozent gaben dies an. 18 Prozent berichten, dass sie diese Möglichkeiten geboten bekommen. Das sind Ergebnisse der Studie „Expat Insider 2018 Business Edition“ von InterNations Business. Daran nahmen im Februar und März dieses Jahr 1863 ins Ausland entsandte Mitarbeiter, 3426 ausländische Fachkräfte und 1503 Lebenspartner teil.

Soziale Integration unentbehrlich für das Wohlbefinden von Expats und Partnern

Wenn Angebote zur sozialen Interaktion fehlen, so die Studie, wirkt sich dies direkt auf das Wohlbefinden aus: Expats, die mit ihrer Situation unzufrieden waren, nannten „nicht genügend Möglichkeiten zur Kontaktpflege“ als zweithäufigsten Grund für ihre Unzufriedenheit. Studienleiterin Theresa Häfner gibt zu bedenken, dass Mitarbeiter, die ins Ausland gehen oder Fachkräfte, die hier aus dem Ausland angesiedelt werden, ihre Freunde, Unterstützer und beruflichen Kontakte zurücklassen.

Eine große Zahl von Expats ringt ganz offenkundig damit, ein soziales Netzwerk aufzubauen. Dieser Prozess gelingt bei vielen Expats nicht von selbst, sondern erfordert Hilfestellung seitens der Arbeitgeber,

so Häfner.

Relocation Service noch ausbaufähig

Neben der sozialen Integration gibt es laut Studie noch andere Handlungsfelder. So würden sich 50 Prozent der drei untersuchten Gruppen ein interkulturelles Training wünschen, währen nur 17 Prozent ein solches Angebot erhielten. Außerdem hätten 43 Prozent gern mehr Informationen über das lokale Leben; davon profierten konnten 40 Prozent. Unterstützung bei zuzugsbedingten Ausgaben haben 47 Prozent der Studienteilnehmer erhalten, 41 Prozent hätten sie gern gehabt. An Sprachkursen haben 30 Prozent der Befragten teilgenommen, doch 40 Prozent fehlten solche Möglichkeiten. Darüber hinaus steht bei einem Drittel zusätzliche Unterstützung der Partner auf der Wunschliste. Rund ein Viertel (23 Prozent) gibt an, diese erhalten zu haben. Umzugshilfe haben etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) genossen, doch 31 Prozent haben eine solche  Unterstützung vom Arbeitgeber oder einem Dienstleister vermisst.

Mit dem Onboarding ist es nicht getan

Die Studie zeigt auch, dass sich Arbeitgeber bei der Unterstützung der Expats häufig auf die Onboarding-Phase konzentrieren, also auf die ersten sechs Monate nach der Umsiedlung. Im Idealfall hätten die Mitarbeiter bis dahin ihren Alltag und ihr Familienleben neu organisiert, bewegten sich emotional wieder in ihrer Komfortzone und erreichten im Beruf ein hohes Produktivitätsniveau, so die Autoren. Doch nach dieser „Honeymoon-Phase“ mit einem höheren Zufriedenheitswert nehme das Gefühl, im Ausland angekommen zu sein, in den ersten zwei bis fünf Jahren nicht weiter zu. Bei den Entsandten stagnierte es bei 55 Prozent Zustimmung, bei den internationalen Fachkräften sank es sogar leicht auf 53 Prozent. Bei den Lebenspartnern beider Gruppen stieg dieser Wert von 49 Prozent in den ersten sechs Monaten auf 54 Prozent im Zeitraum von zwei bis fünf Jahren.

Entsandte werden besser unterstützt als rekrutierte Ausländer

Ein weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass Fachkräfte aus dem Ausland generell weniger Unterstützung von ihrem Arbeitgeber bekommen als Mitarbeiter, die ins Ausland entsandt werden. Auch die Lebenspartner von Entsandten erhalten bei der Eingewöhnung im Zielland deutlich weniger Hilfe als die arbeitenden Expats. Unternehmen mit Global Mobility-Abteilungen seien bei der Expat-Unterstützung deutlich weiter, so Theresa Häfner.

Die Studienergebnisse können > hier in englischer Sprache heruntergeladen werden.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.